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Fondspolicen

Wenn Fondspolicen 3.000 Meter laufen
Sind fondsgebundene Rentenversicherungen eine gute Idee?

Ich möchte etwas für meine Altersvorsorge tun“. – Wenn sich heute ein junger oder älterer Mensch mit diesem Satz an einen Versicherungsvermittler, Banker oder Finanzvertrieb wendet, kann man auf eines wetten: Dass ihm eine fondsgebundene Rentenversicherung, auch Fondspolice genannt, angeboten wird.

Bei diesen Verträgen fließen die Beiträge der Versicherten (nach Abzug von Kosten) nicht wie bei der klassischen privaten Rentenversicherung in das Sicherungsvermögen der Lebensversicherer, sondern in meist selbst ausgewählte Investmentfonds, manchmal auch in ETFs.

Zuletzt flossen mehr als zwei Drittel aller laufenden Beiträge der neu abgeschlossenen kapitalbildenden Versicherungen in Fondspolicen[1]. Letztlich bietet fast jeder Lebensversicherer Fondspolicen an.

 

Ist es eine gute Idee, in Fondspolicen einzuzahlen?

Dazu eine Quizfrage:

Wenn eine typische Fondspolice eine 3.000 Meter-Läuferin wäre, und gegen Fonds- und ETF-Sparpläne als die weiteren Läuferinnen antreten würde, wie wäre der sportliche Erfolg?

  1. Die Fondspolice würde von Anfang an führen und als Erste im Ziel einlaufen.
  2. Sie würde in den ersten 1.000 Metern etwas zurückbleiben, aber dann einen massiven Spurt einlegen und als Erste durchs Ziel laufen.
  3. Sie würde vom Startblock erst einmal in die völlig falsche Richtung losrennen. Nach vielen Hundert Metern wendet sie, kommt aber auch dann mit deutlich geringerer Geschwindigkeit voran als die anderen Läuferinnen. Ihr Rückstand wird von Sekunde zu Sekunde größer und sie läuft als Letzte durchs Ziel.

 

Richtig ist in der Regel c)

Dass die fondsgebundene Rentenversicherung „vom Startblock erst einmal in die falsche Richtung losrennen“ würde, mag zunächst polemisch klingen. Doch bei Fondspolicen fallen Abschluss- und Vertriebskosten an.

Ein Großteil davon sind Provisionen für den Vertrieb. Im Schnitt gehen mehr als vier Prozent der gesamten Beitragszahlungen dafür drauf[2] – und die werden in der Regel gleich in den ersten fünf Jahren für die komplette Vertragslaufzeit belastet.

Darüber hinaus fallen bei Fondspolicen weitere Kosten an: Verwaltungskosten, Risikokosten und Kosten der Investmentfonds. Die Verträge sind so in den ersten Jahren immer im Minus. Das kann man auch dem Zahlenwerk in den Vertragsunterlagen zu Fondspolicen so entnehmen.

Es braucht viele Jahre, nach meinen Beobachtungen selbst bei gutlaufenden Börsen oft mehr als zehn Jahre, bis das Vertragsguthaben überhaupt mal höher wird als die geleisteten Einzahlungen.

Bei einer Beitragsdynamik von 10% pro Jahr, die laufend weitere Abschlusskosten verursacht und mit besonders teuren Anlagekonzepten kann es auch vorkommen, dass eine Fondspolice nie ins Plus kommt. Die Metapher von der Geisterläuferin trifft leider zu.

Ein ETF-Sparplan mit 0,2% Kosten pro Jahr ist nach 10 Jahren übrigens bei einer Marktrendite von 6 bis 9% schon 30 bis 50% im Plus.

Und bei einem Crash würde eine Fondspolice mehr leiden als ein ETF-Sparplan, denn der Wert der Fondspolice verringert sich zusätzlich um ihre hohen Kosten. Deshalb ist eine Fondspolice obendrein riskanter als ein vergleichbarer ETF-Sparplan mit gleichem Risiko.

 

Viele Fondspolicen sind teuer

Dass viele Fondspolicen teuer sind, darauf weisen wir Verbraucherschützer schon lange hin. Seit 2022 gibt es auch eine amtliche Bestätigung:

Da meldete sich die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zu Wort und veröffentlichte eine Studie mit dem Titel: „Wenn Lebensversicherungen zu viel kosten[3].

Die Daten lieferten die Versicherer selbst. Die BaFin ließ sich von jedem Anbieter unter anderem die Kosten der im Neugeschäft wichtigsten Fondspolicen vorlegen – für Verträge mit 12, 20, 30 und 40 Jahren Laufzeit. Ergebnis: Im gewichteten Branchen-Durchschnitt liegen die Effektivkosten pro Jahr zwischen 2,7% bei den 12-jährigen Verträgen und 1,8% bei den Verträgen, die über 40 Jahre laufen. Die jährlichen Effektivkosten beziehen sich auf das vorhandene Vermögen der Versicherten.

Derartige Kosten haben dramatische Konsequenzen: Schon bei den Fondspolicen mit durchschnittlichem Kostenniveau kommen bei den Versicherten auf Dauer nur etwas weniger als die Hälfte der Kapitalmarkterträge an – und das unabhängig von der vorgesehenen Vertragslaufzeit.

Der Rest der Wertentwicklung wird von den Kosten und Gewinnen der Anbieter, Vermittler und Fondsgesellschaften aufgefressen. Bei 5% Rendite pro Jahr vor Kosten und z.B. 1,8% Kosten des Versicherungsvertrags auf das Vermögen kommen über die Jahrzehnte nur etwas weniger als die Hälfte der Erträge tatsächlich beim Kunden an[4].

 

Fondspolicen und Finanzmathematik

Das lässt sich an Hand der Effektivkosten berechnen. Das klingt zunächst kontraintuitiv, schließlich machen 1,8% Kosten pro Jahr weniger als die Hälfte der 5% Rendite aus, aber die Finanzmathematik hält so manche Überraschung bereit.

Bei einer von vier Fondspolicen, die die BaFin durchleuchtet hat, kommen im Endeffekt sogar weniger (bis viel weniger) als 40% von den Erträgen bei den Versicherten an.

Und diese Zahlen sind sogar noch zu positiv dargestellt. Denn:

Die Fonds, in die im Rahmen der Fondspolice investiert wird, entwickeln sich oft noch schlechter als es die Kosten der Fonds erwarten lassen. Die Top 7 Aktienfonds nach Anlagevolumen[5], in die über Fondspolicen investiert wird, weisen Kosten von rund 1,7% pro Jahr aus[6] (in den BaFin-Kostenangaben grundsätzlich bereits berücksichtigt).

Sie hatten aber im Durchschnitt der letzten zehn Jahre über diese Kosten hinaus eine zusätzliche Minderrendite gegenüber gängigen ETFs wie dem Vanguard FTSE All World von mehr als einem Prozentpunkt pro Jahr[7].

Auch werden langjährige Lebensversicherungsverträge eher selten durchgehalten. Teils aus Ärger über die enttäuschende Wertentwicklung, teils, weil das Leben sich einfach anders entwickelt als geplant: Ereignisse wie die Geburt von Kindern, Immobilienkauf, Arbeitslosigkeit, Krankheit, Scheidung und was das Leben sonst noch so an Überraschungen bereithalten kann.

Bei Fondspolicen rechnet die BaFin aktuell damit, dass jedes Jahr 3,14% der Verträge vorzeitig beendet werden. Bei Verträgen mit einer Ansparphase von 40 Jahren verschwinden so im Lauf der Jahre mehr als 70% der Kunden, rechnete die BaFin jüngst vor[8].

Wer aber seinen Vertrag nicht durchhält, bei dem kommen regelmäßig noch deutlich weniger als die Hälfte der Kapitalmarkterträge an. Oft überhaupt nichts, und es entstehen sogar Verluste.

Das ist kein Plädoyer fürs Durchhalten der Verträge. Das hat vielleicht schon die Auflösung der Quizfrage veranschaulicht: „Der Rückstand zu ihnen (zu den ETF-Sparplänen und Fonds) nimmt mit jeder Sekunde weiter zu.“

Denn nach fünf Vertragsjahren sind die Abschlusskosten von Fondspolicen in der Regel beglichen. Dann verringern sich die laufenden Kosten für die restliche Laufzeit etwas. Aber selbst dann komme ich immer noch langsamer vom Fleck als bei einem ETF-Sparplan, der oft nur 0,2% Kosten pro Jahr aufweist.

Die „zweite Halbzeit“ der Ansparphase von Fondspolicen bringt nach meinen Berechnungen in der Regel sogar – in Euro gemessen – die größeren Ertragsnachteile als die erste Halbzeit. Schon deshalb, weil dann durch die laufenden Einzahlungen mehr Vermögen da ist, auf das sich die hohen vermögensabhängigen Kosten ungünstig auswirken können.

Insgesamt dürfte die Mehrzahl der Versicherten eine Partizipationsquote von weniger als 30% an den potenziellen Kapitalmarkterträgen erreichen, weniger als 30% der möglichen Erträge kommen tatsächlich bei ihnen an. Wenn die Fondspolicen dann noch mit Kapitalerhaltsgarantien[9] [10] ausgestattet sind, bewegen wir uns wohl im Bereich homöopathischer Dosen.

 

Aber Fondspolicen haben doch Steuervorteile?

Da muss man unterscheiden: Lässt man sich bei einer Fondspolice das Kapital am Ende der Ansparphase auf einen Schlag auszahlen, sind die Steuervorteile bei den seit 2005 abgeschlossenen Verträgen bescheiden und spielen im Vergleich mit den Kostennachteilen keine Rolle.

Allenfalls können die Steuervorteile relevant werden, wenn man laufend seine Fonds wechselt. Aber dazu raten die Verbraucherzentralen ohnehin nicht. Und bei den Altverträgen sind die Kosten oft besonders hoch, so dass von den Steuervorteilen wenig bis nichts übrigbleibt.

Wer sich dagegen für die lebenslange Rentenzahlung entscheidet, kann tatsächlich von Steuervorteilen profitieren. Er muss allerdings, vor allem bei Verträgen, die in den letzten Jahren abgeschlossen wurden, schon steinalt werden, um überhaupt nur das Kapital über die monatliche Rente garantiert ausbezahlt zu bekommen, das zu Rentenbeginn da war.

Logo Verbraucherzentrale Baden-Württemberg

Um von den Steuervorteilen einer Fondspolice zu profitieren muss ich also drei Bedingungen erfüllen:

  1. Den Vertrag durchhalten. Das schafft weniger als ein Drittel der Versicherten. Der Rest kündigt seine über 30- oder mehr Jahre laufenden Verträge vorzeitig.
  2. Mich für eine lebenslange Rente entscheiden. Diese Wahl treffen aber nur die wenigsten Versicherten. Die Ratingagentur für Lebensversicherungen Assekurata geht von einer Wiederanlagequote von etwa 12% bis 13% der Versicherten aus[11].
  3. Zudem muss ich steinalt werden, damit sich die lebenslange Rente rechnet. Bei Neuabschlüssen je nach garantiertem Rentenfaktor meist mehr als 95 Jahre, oft weit über 100 Jahre alt. Es kann über die garantierte Rente hinaus Überschüsse geben, aber auch dann kann es schwierig werden, in der Rentenbezugsphase eine Rendite zu erzielen, die auch nur an die Inflationsrate herankommt. Gehen wir einfach mal großzügig davon aus, dass jeder Vierte das notwendige Alter erreichen würde.

Wir rechnen: 33% mal 12% mal 25%. Ergebnis: 0,99%. Weniger als 1% aller Menschen, die eine Fondspolice mit mindestens 30-jähriger Ansparzeit abschließen, dürften von den Steuervorteilen profitieren.

Zum Zeitpunkt des Abschlusses können sie aber nicht wissen, ob sie zu dieser kleinen Minderheit gehören werden oder nicht. Und selbst dann können hohe Kosten, schlechte Anlagekonzepte und individuelle Umstände den Steuervorteil zunichtemachen.

 

Weitere Nachteile von Fondspolicen

Dazu kommen weitere Nachteile von Fondspolicen wie Intransparenz und die gegenüber ETF-Sparplänen auch heute noch unfassbar geringe Flexibilität.

Wer immer noch auf Fondspolicen schwört, sollte mal im Kleingedruckten nachschauen, ob sich die Palette der angebotenen Fonds ändern kann, ob vielleicht sogar ETFs irgendwann durch teurere oder renditeschwächere versicherungseigene Fonds ersetzt werden können[12]. Alles schon vorgekommen.

 

Die BaFin und Fondspolicen

Der BaFin-Präsident Mark Branson sagte auf der Jahreskonferenz der BaFin 2023.[13]

„Die Kunden brauchen nicht nur einen Anbieter, der nicht untergeht, sondern einen, der ihnen zudem ein passendes Produkt zu einem fairen Preis anbietet. Die Erfahrungen zeigen, dass man dies nicht dem Markt überlassen kann.“

 

Die neue Chefin der Versicherungsaufsicht der BaFin, Julia Wiens, will durchgreifen:

„Würden Sie solche Produkte guten Freunden empfehlen?“

Das fragte sie die Lebensversicherungs-Vorstände auf einer Konferenz im August dieses Jahres[14].

13 Anbieter mit besonders hohen Kosten wurden zuletzt ins Visier genommen, weitere sollen folgen. Ein erster Schritt in die richtige Richtung in einer Produktkategorie, die den Versicherten im Endeffekt keinen Mehrwert schafft, keinen Nutzen bringt.

Ich würde mir wünschen, dass die BaFin die Ergebnisse ihrer Untersuchung für alle Anbieter veröffentlicht. Verbraucher haben ein Recht zu erfahren, wie „ihr“ Versicherer hier abgeschnitten hat. Es geht um die Altersvorsorge von Millionen.

Das tieferliegende Problem kann die BaFin auch mit harten Sanktionen gegen einzelne Versicherer allerdings nicht lösen: In der üblichen Finanzberatung wird nur verkauft, was hohe Provisionen bringt. So gibt es auch in Zukunft keinen wirklichen Anreiz, etwa zu den oft vorteilhafteren und bedarfsgerechten ETF-Sparplänen, zur Schuldentilgung oder zu gut verzinsten Festgeld Offerten hin zu beraten.

 

Fazit Fondspolicen

Die Konsequenzen für das Leben von Millionen Versicherten sind gewaltig: Selbst bei einer Fondspolice mit 100% Aktienquote, mit typischen 2% Kosten pro Jahr (da hätte die BaFin dann keine Einwände), 40 Jahren Anspardauer, 200 Euro Sparrate monatlich und weiteren gängigen Annahmen kann der Versicherte im Vergleich mit einem ETF-Sparplan erst 14 Monate später in Rente gehen, weil die hohen Kosten des Vertrags die Altersvorsorge massiv anknabbern.[15]

 

Werner Bareis Profil Gastbeitrag Fondspolicen verbraucherzentrale

 

Zu Fondspolicen lesen Sie auch:

 

[1] Berechnungen auf Basis von: Statistik der BaFin – Erstversicherungsunternehmen 2022

[2] Analyse der Zeitschrift für Versicherungswesen (ZfV) für das Geschäftsjahr 2023 zitiert in:        

Abschlusskosten in der Lebensversicherung noch immer hoch, 05.09.2024 – https://www.versicherungsbote.de/id/4915743/Abschlusskosten-in-der-Lebensversicherung-noch-immer-hoch/

[3] BaFin: Wenn Lebensversicherungen zu viel kosten, 18.03.2022 – https://www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Fachartikel/2022/fa_bj_2203_Effektivkosten_Versicherer.html

[4] Berechnungen des Autors

[5] Exklusive Fondspolicen-Studie: Diese Fonds sind die Schwergewichte, 24.10.2023 – https://www.fondsprofessionell.de/index.php?id=8&tx_fizend_pi1[news][id]=228108

[6] Ermittelt an Hand der gesetzlich vorgeschriebenen Basisinformationsblätter der Investmentfonds

[7] Fonds- und ETF-Renditen ermittelt auf Onvista.de 16.08.2024

[8] Kundennutzen im Fokus, 27.08.2024 – https://www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Fachartikel/2024/bafin_fachartikel_wohlverhalten.html

[9] Noch im Jahr 2020 wählten nach Makler-Angaben mehr als die Hälfte der Kunden ein Garantieniveau von 100 Prozent. Diese LV-Produkte dominieren den Makleralltag, 28.01.2021 – https://www.procontra-online.de/unkategorisiert/artikel/diese-lv-produkte-dominieren-den-makleralltag 

[10] Studie von Olaf Stotz, Professor an der Frankfurt School of Finance & Management. Er hat nachgerechnet, wie viel eine 100-prozentige Kapitalgarantie bei einem langfristigen Sparplan kostet. Auf teure Garantien können Langfrist-Sparer verzichten, 22.06.2020 – https://www.pfefferminzia.de/altersvorsorge-per-fondspolice-auf-teure-garantien-koennen-langfrist-sparer-verzichten/

[11] „Assekurata geht von einer Wiederanlagequote von 12 bis 13% aus. Dieser niedrige Wert zeigt das ganze Dilemma: Kunden sehen ihren Lebensversicherer offensichtlich nicht als geeigneten Partner zur Gestaltung Ihrer Ruhestandseinkommen.“ – Erhöhte Wiederanlagequote auslaufender Lebensversicherungen dank Weiterbildung, 09.07.2024 – https://www.versicherungsbote.de/id/4914917/Erhohte-Wiederanlagequote-auslaufender-Lebensversicherungen-dank-Weiterbildung/

[12] Debeka schichtet 500 Millionen Kundengelder in eigene Fonds um, „Der Fonds Debeka Global Shares wurde neu ausgerichtet, meldet fondsprofessionell.de. Bislang wurden darin vier iShares-ETFs geführt, das Volumen betrug Anfang Januar 509 Mio. Euro. Der Ersatz sind drei Fonds, die von Debeka Asset Management (DebekAM) gesteuert und von Universal-Investment verwaltet werden.“, 10.02.2020 – https://versicherungswirtschaft-heute.de/unternehmen-und-management/2020-02-10/debeka-schichtet-500-millionen-kundengelder-in-eigene-fonds-um/

[13] „Schneller, mutiger und risikoorientierter“, Rede von Mark Branson, Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), bei der Jahreskonferenz der Versicherungsaufsicht, 31.08.2023 – https://www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/RedenInterviews/re_230831_Jahreskonferenz_Versicherungsaufsicht_P.html

[14] Lebensversicherung: BaFin zweifelt am Kundennutzen vieler Produkte, 28.08.2024 – https://www.versicherungsbote.de/id/4915690/Lebensversicherung-BaFin-zweifelt-an-Kundennutzen-vieler-Produkte/

[15] Berechnungen des Autors

 

Erschienen am 25. Oktober 2024.
Der Hartmut Walz Finanzblog ist unabhängig, kosten- und werbefrei. Ich erhalte für Links und Empfehlungen keinerlei Honorar, Kick-back, Beteiligung o. ä. Mich nährt nur die Anerkennung ehrbarer Menschen. Und die Vision, dass Deutschland ein ehrlicherer Platz für Sparer und Vorsorgende werden wird.

29 Gedanken zu „Fondspolicen“

  1. Sehr geehrter Herr Bareis,

    die von ihnen beschriebenen Sachverhalte kann ich ebenfalls auch aus eigener Erfahrung bestätigen. Hatte ich doch vor vielen Jahren im besten Schaffensalter gleich zwei solcher Policen abgeschlossen. Als nach 10 Jahren Bilanz über das angesammelte Kapital gezogen wurde, war in beiden Policen eine etwas höhere Summe vorhanden, als ursprünglich eingezahlt wurde und das trotz ordentlich gelaufener Börsen.
    Oder um bei ihrem korrekten Fazit zu bleiben „Vom Start weg, in die falsche Richtung.“

    Aufklärung bzgl. schlechter Anlageprodukte tut weiterhin Not, so daß hoffentlich eines Tages derartige Produkte gar nicht mehr nachgefragt werden und verschwinden. Vielen Dank für die Arbeit der Verbraucherzentrale.

    Antworten
    • Vielen Dank für Ihre Rückmeldung.
      Wenn Sie laufend eingezahlt hatten und 10 Jahre nach Abschluss leicht im Plus waren, dann hatten Sie ja fast schon Glück im Unglück. Dennoch sind Ihnen in der Tat erhebliche Gewinne entgangen. Wir arbeiten dran, dass bei den Verbrauchern ein Bewusstsein auch für die entscheidende Bedeutung der Kosten der Geldanlage entsteht. Und vor allem, dass der Gesetzgeber Verbraucher vor unangemessenen Kosten besser schützt. Eine einmalige Information vor Vertragsabschluss über die Kosten einer Fondspolice reicht dazu alleine nicht. Das scheint auch die BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) inzwischen so zu sehen.

      Antworten
  2. Auch Ich habe meine Erfahrung mit Verlust nach 15 Jahren abgeschlossen.Anlage durch Sparkasse KoelnBonn in Prorendita 5,Ideenkapital Düsseldorf.
    Laufzeit 15 Jahre,mit Kapitalruckfuehrung ,An und Verkauf von englischen Lebensversicherungen gen.Versprochen hohe Rendite.
    Am Ende der Laufzeit,31.12.23 ,weder gesamtes Kapital zurück sondern Verlust von 7000,00€.Dafür 15 Jahre auf mein Geld verzichtet.Besser kann man sein Geld bei der Sparkasse nicht anlegen.

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    • Habe sogar noch einen weiteren Vorteil von kostengünstigen Versicherungsmänteln:

      Bis reinen ETFs kommt es ja hin und wieder zu Fondsverschmelzungen, die eine Steuerpflicht auslösen (jüngstes unrühmliches Beispiel man wieder Amundi nach Domizilwechsel von Luxemburg nach Irland, aber auch Xtrackers hat bei mir Vertrauen verspielt). Da kann schon mal eine größere Summe flöten gehen. Im Versicherungsmantel wäre man dagegen geschützt.

      Eigentlich sollten ja solche Verschmelzungen oder willkürlichen Änderungen der Indices eine Sache für Regulierungsbehörden sein, da diese maximal verbraucherfeindlich sind. Zu diesem Thema würde ich mir mal einen Blogbeitrag wünschen; ich bin mir sicher, viele Anleger haben dieses Thema gar nicht auf dem Radar!

      Bis dahin schützt ein V-Mantel ganz gut.

      Zum Thema Nettopolice noch:
      Ich würde meinen, 150€ einmaliges „Beratungshonorar“ könne man getrost vernachlässigen bei entsprechender Sparrate und Anlagehorizont.

      Klar, Vehikelrisiko bleibt. Muss man hakt abwägen.

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      • zu „Bei reinen ETFs kommt es ja hin und wieder zu Fondsverschmelzungen, die eine Steuerpflicht auslösen“

        Wer sich an die Regel: „auf Dickschiffe/Breitbandinvestive (Vanguard, iShares, etc) setzen“ haelt (keine Themen/Mode-ETF und Kleinkram), braucht das nicht zu fuerchten.

        Ausserdem: die ETF, die die von Ihnen zitierten Fondsverschmelzungen erlitten hatten, gab es noch nicht soo lange, dass da erhebliche Sparsummen (also nicht „kurz vor der Rente“) zusammen gekommen waeren, oder?

        Es findet auch kein „Verlust“ im eigentlichen Sinne bei Verschmelzungen statt, sondern eine (aergerliche) Unterbrechung der Steuerstundung.

        M.E. ist also das (aeusserst geringe) Risiko einer steuerschaedlichen ETF-Zusammenlegung/Aufloesung kein „ueberzeugendes“ Argument fuer eine Fondspolice!
        Eher „Angstmacherei“ mittels kompliziert-wirkenden, unwahrscheinlichen Spezialfaellen?!

        LG Joerg

        Antworten
        • Das triftf den Nagel auf den Kopf.
          Steuerliche Nachteile gibt es normalerweise nur bei grenzüberschreitenden Verschmelzungen, also vielleicht in 10% der Fälle. Und bei einer ETF-Verlagerung nach Irland ergeben sich per Saldo für Anleger steuerliche Vorteile (Quellensteuer).

          Für ein solches Mini-Risiko die typischen Risiken einer Fondspolice eingehen?
          Das Risiko nicht bedarfsgerechter Beratung etwa. Oder dass mir eine laufende Portfoliobetreuung zu 0,8% Kosten p.a. durch den Vermittler gleich mitverkauft wird.
          Oder Ausfallrsiken. In Japan sind um das Jahr 2000 12 Lebensversicherer pleite gegangen.
          Da kann ein Sicherungssystem wie Protektor überfordert sein. Ich persönlich würde niemals ausschließen, dass dann per Gesetzesänderung Fondspolicen-Investoren „solidarisch“ mit einspringen dürfen, um eine Branchen-Notlage zu beheben.

          Antworten
      • „Eigentlich sollten ja solche Verschmelzungen oder willkürlichen Änderungen der Indices eine Sache für Regulierungsbehörden sein“

        Eher für die (nationale) Steuergesetzgebung.

        Generell die Frage warum Versicherungsmäntel steuerlich besser gestellt sind als die eigene Fondsanlage in die gleichen Fondsprodukte. Vielleicht weil diese zwangsweise erst in höherem Alter ausgezahlt werden? Finde ich OK, aber das hätte man auch schon vor Jahrzehnten als normales, günstiges Depot ebenfalls regulieren können.

        Fondsverschmelzungen ohne Umzug, also von einem LU-Fonds auf einen anderen LU-Fonds, hat steuerlich keine Relevanz, von Luxemburg nach Irland aber schon. Warum? Da finde ich keine sinnvolle Erklärung.

        Änderungen am Fonds selber sind natürlich unschön, aber regulatorisch eingreifen dagegen? Naja.

        Antworten
        • Generell die Frage warum Versicherungsmäntel steuerlich besser gestellt sind als die eigene Fondsanlage in die gleichen Fondsprodukte.
          —> Es gibt vor allem einen Grund: (Leider) Erfolgreicher Lobbyismus der Versicherungsbranche

          Und da diese Steuervorteile in der Regel nicht beim Verbraucher ankommen (s. Blogbeitrag), ist das eine extrem ineffiziente Subvention. Da redet man immer vom Subventionsabbau, hier könnte man mal ansetzen.

          Antworten
    • … ich denke, dieser letzte Teil des Absatzes bezieht sich auf den ersten, dort steht:
      „Beratungshonorar einer Nettopolice nicht in die Effektivkosten mit einrechne“ – daher müßte wegen Vergleichbarkeit der Fix-Betrag umgelegt werden.

      Antworten
  3. Die genannten Probleme durch Verkaufsgespräche des langjährigen Versicherungs“beraters“ mit hohen Abschluss- und laufenden Kosten muss ich leider auch aus eigener dummer Erfahrung heraus bestätigen. Macht nicht dieselben Fehler!

    Oder um es positiv zu formulieren, ich habe auch erleben dürfen, dass es Alternativen für die Altersvorsorge gibt, die einfacher, transparenter, flexibler und renditestärker gleichzeitig sind.

    Mich ärgert allerdings heute noch, dass man mir in der individuellen Durchsicht meiner Kapital-Lebensversicherungen (Abschluss vor 2005) bei der Beratung durch die Verbraucherzentrale Mitte der 2010er gesagt hat, dass ich die ruhig weiter laufen lassen kann. Die haben halt auch wenig Ahnung. Übrigens konsistent mit einem bekannten verbrauchernahen Portal, welches einen unsinnigen Rechner verbreitete und das glaube ich immer noch tut. Es hätte also die Möglichkeit bestanden, zehn Jahre früher die richtigen Erkenntnisse zu erhalten. Stattdessen übernahm ich die Verträge damals dann sogar noch von meinen Eltern, die es gut gemeint hatten mit dem Abschluss.

    Wie heißt es: guter Rat kostet Geld, schlechter ein Vermögen… (oder so).

    Antworten
    • Vielen Dank, dass Sie uns Ihre Erfahrungen schildern. Ich kann natürlich nicht nachvollziehen, was welche Verbraucherzentrale welchen Bundeslandes Ihnen zu welchem Zeitpunkt aus welchen Gründen geraten hat. Die Erfahrung mit Fondspolicen, wie im Blogbeitrag geschildert, ist aber bundesweit bei allen Verbraucherzentralen dieselbe.

      Sie haben recht: „Guter Rat kostet“. Ich würde noch ergänzen: Auch in wesentlichen Teilen der Honorarberatung und Honorarvermittlung sehen wir seit einigen Jahren erhebliche Probleme. Denn auch eine Beratung auf Honorarbasis kann Fehl-Anreizen unterliegen, wie uns Verbraucher spiegeln. Die Verbraucherzentralen setzen sich deshalb dafür ein, dass die Beratung gut reguliert wird.

      Innerhalb der Verbraucherzentralen selbst spielt die laufende Fortbildung der Beratungskräfte eine große Rolle und wird sehr ernst genommen.

      Antworten
      • Sehr geehrter Herr Bareis,
        wie Sie wissen, können sich Verbraucher auf Versicherungsberater und Honorar-Finanzanlagenberater die Mitglied im Bundesverband der Versicherungsberater e.V. kurz BVVB sind verlassen.
        Grundsätze der Berufsausübung:
        Versicherungsberater sind Rechtsdienstleister und gehören zu den registrierten Erlaubnisinhabern gemäß Einführungsgesetz zum Rechtsdienstleistungsgesetz. Aus der Erlaubnis nach § 59 Abs. 4 Versicherungsvertragsgesetz (VVG) und § 34d Abs. 2 der Gewerbeordnung (GewO) ergeben sich Berufspflichten, die weitgehend den Regelungen zur Berufsausübung und den Berufspflichten von Rechtsanwälten entsprechen. Der Beruf des Versicherungsberaters ist ein mit dem Rechtsanwaltsberuf vereinbarer Beruf. Mitglieder des BVVB sind sich dieser Verantwortung und den damit verbundenen Pflichten bewusst. Mitglieder des BVVB unterwerfen sich insbesondere den nachstehenden Bestimmungen und beachten diese bei allen Aspekten ihrer beruflichen Tätigkeit, im Geschäftsverkehr und bei der Auswahl und Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern. Eine Verbindung von Versicherungsberatern mit Versicherungsvermittlern zur gemeinschaftlichen Berufsausübung oder im Rahmen der eigenen beruflichen Befugnisse ist nicht gestattet. Das gilt gleichermaßen für Mitarbeiter und Personen, die bei Beratung und beruflicher Tätigkeit mitwirken oder mit denen der Beruf gemeinsam ausgeübt wird. Versicherungsberater dürfen in keiner Weise in Abhängigkeit (finanziell, wirtschaftlich, rechtlich) von Unter-nehmen oder Personen stehen, bei denen im Rahmen der Versicherungsvermittlung Honorare oder Provisionen gezahlt werden oder anderweitige wirtschaftliche Vorteile gewährt werden. Dies gilt sinngemäß auch für Tätigkeiten und Kooperationen außerhalb der Versicherungsvermittlung, bei denen es aufgrund von Provisionen oder sonstigen erfolgsbezogenen Vergütungen zu Interessenkonflikten kommen kann. Generell gilt, dass erfolgsbezogene Vergütungen für Versicherungsberater verboten sind. Weitere Informationen finden Sie unter https://www.bvvb.de/fuer-versicherungsberater/grundsaetze-der-berufsausuebung/
        Die Probleme die Sie schildern verursachen in der Regel Versicherungsmakler/Vermittler oder Pseudohonorarberater mit Berater und Vermittlerzulassung.
        MfG Lothar Eller
        Honorar-Finanzanlagenberater
        Versicherungsberater
        Rentenberater für betriebliche Altersversorgung

        Antworten
    • Sehr geehrter Karsten,
      ein Versicherungsberater sollte nicht mit einem Versicherungsmakler/Versicherungsvertreter verwechselt werden. Was ist Versicherungsberatung?
      Versicherungsberatung durch einen Versicherungsberater ist neutrale und unabhängige Beratung in allen Versicherungsfragen – ohne Verkauf oder Vermittlungsabsicht. Bei unseren Mitgliedern im BVVB – Bundesverband der Versicherungsberater erhalten Sie eine echte Honorarberatung in Versicherungsfragen und mehr. Die Bezeichnung Honorarberater ist dabei kein geschützter Begriff und wird leider auch fälschlicherweise verwendet, wenn keine explizite Zulassung als Versicherungsberater, Honorar-Finanzanlagenberater oder Honorar-Immobiliardarlehensberater vorliegt. Die Bezeichnung Versicherungsberater ist dagegen ein geschützter Begriff. Um die dazu notwendige Objektivität, Unabhängigkeit und Neutralität zu gewährleisten, hat der Versicherungsberater jede Gefahr von Interessenkollisionen zu vermeiden. Vor allem ist es ihm verboten, Provisionen oder sonstige Vergütungen von Versicherungsgesellschaften oder Versicherungsvermittlern anzunehmen. Der Versicherungsberater darf von der Versicherungswirtschaft keinen wirtschaftlichen Vorteil erhalten oder in anderer Weise von ihr abhängig sein. Das bedeutet: Alle Mitglieder beim BVVB müssen sich eindeutig zur neutralen, unabhängigen Beratung bekennen und ohne Verkaufs- oder Vermittlungsabsicht agieren. Die erfolgsabhängige Vermittlung, bei der eine Vergütung in Abhängigkeit von der Versicherungswirtschaft gezahlt wird, lehnt der BVVB für seine Mitglieder ab und garantiert dadurch bei seinen Mitgliedern eine faire Beratung in allen Versicherungsfragen im Kundeninteresse. Als Versicherungsberater darf sich nur bezeichnen, wer nach § 34d Abs. 2 Gewerbeordnung zugelassen ist. Weitere Informationen finden Sie unter http://www.bvvb.de. MfG Lothar Eller

      Antworten
    • Ausnahmen (von dem was Sie oben vorschlagen) sind eher selten. Es kommt auf den Einzelfall an, etwa auch auf die Risikobereitschaft und den zeitlichen Anlagehorizont des Anlegers. Bei geringerer Risikobereitschaft kann auch ein Mix aus ETF-Sparplan und Festgeld interessant sein.

      Übrigens: Bei Immobilienschulden wird an Stelle von Fondspolicen und ETF-Sparplänen meist die vorrangige Schuldentilgung empfehlenswert sein.

      Ich hatte schon viele Fondspolicen auf meinem Schreibtisch, es ist meist ein Trauerspiel.

      Antworten
  4. Prinzipiell halte ich die Sensibilisierung für richtig. Was ich allerdings nicht verstehe, dass kostengünstige Nettotarife mit keinem Wort Erwähnung finden (Abschluss ab 150€ möglich), Effektivkosten um die 0,3%.

    Es gibt schon Fälle, wo eine FRV-Nettopolice sinnvoll sein kann (sofern z.B. Sparerpauschbetrag bereits ausgenutzt ist, und ggf. eine BUZ dem persönlichen Bedarf entspricht).

    Anstatt alle Versicherungen über einen Kamm zu scheren, hätte ich mir ein bisschen mehr Differenzierung erwartet.

    Antworten
    • Nettopolicen: Wenn ich das Beratungshonorar einer Nettopolice nicht in die Effektivkosten mit einrechne, komme ich natürlich auf scheinbar niedrige Effektivkosten. Aber das ist Sand in die Augen gestreut. Nettopolicen sind keine Lösung, sondern verschleiern meist nur das Problem.

      BUZ: Ein Berufsunfähigkeitsschutz ist meist ratsam, aber sollte nicht mit Geldanlage/Altersvorsorge in einem Produkt gekoppelt sein. Da sind sich alle Verbraucherschützer einig. Man erhält selten in einem Vertrag das Beste aus beiden Welten und hat u.a. deutlich weniger Flexibilität.

      Die vermeintlichen Steuervorteile von Fondspolicen habe ich im Artikel bereits besprochen.

      Antworten
      • Das sehe ich etwas anders, Herr Bareis.

        Wenn man sich informiert, findet man den einen oder anderen Honorarberater/-vermittler, bei dem man für 150-300€ eine Nettopolice abschließen kann. Klar, durch den Policenmantel ist diese immer noch teurer. Allerdings ist es ja so, dass die meisten Menschen zum Alter hin risikoscheuer werden. Vor dem Ruhestand ist es dann sinnvoll die Aktienquote zu reduzieren und die Anleihenquote zu erhöhen, um die Schwankungen zu reduzieren. Hier soltlen die Steuervorteile zum Tragen kommen, denn im Depot ist beim Switch die Steuerbelastung bei 25% zzgl. Soli. Auch die Vorabpauschale wird bei den Berechnungen oft nicht berücksichtigt.

        Des Weiteren kann man bei der Nettopolice das Eintrittsalter bis 85 oder 90 Jahre hinausschieben und durch Entnahmen (Teilkündigungen) die Halbeinkünftebesteuerung vorteilhaft ausnutzen.

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        • Das sehe ich etwas anders, Herr Shako,

          zu „Vor dem Ruhestand ist es dann sinnvoll die Aktienquote zu reduzieren und die Anleihenquote zu erhöhen, um die Schwankungen zu reduzieren. Hier soltlen die Steuervorteile zum Tragen kommen, denn im Depot ist beim Switch die Steuerbelastung bei 25% zzgl. Soli.“

          Richtig ist, dass zum Entnahmestart ein Cash-Puffer angespart (ggfs besser als „Switchen“? wegen Timing-Problem) werden sollte, um starke Aktienmarkteinbrueche in den ersten 3-4 Entnahmejahren abpuffern zu koennen.
          Wenn aber kein Crash gekommen ist, einfach weiter Aktienquote nach gusto hoch halten, nach wenigen Jahren ist der Renditevorteil so gross (ca. 7-8%p.a.), dass spaetere Crashs kaum mehr unter kritische Niveaus sinken werden.

          Die Steuerbelastung betraegt bei Aktien-ETF nur 18,4% (incl. Soli) auf den Gewinn-Anteil (nicht auf die ganze Entnahmerate). Bei „normalen“ Rentnern kann das oft sogar noch weiter gedrueckt werden (Guenstigerpruefung).

          Vorabpauschalen (nur in Aktien-Gewinn-Jahren faellig) sind idR klein und Sparerpauschbetraege reichen hier fuer relativ grosse Depotvolumen aus.

          Der Hauptpunkt, den es m.E. bei Fondspolicen zu vergegenwaertigen gilt:
          a) Viel Geld im priv.Depot (zum Entnahmestart) -> weiter hohe Rendite als Rentner (AktienETF) -> ergibt viel Geld zum Konsumieren.
          b) Viel Geld i.d.Fondspolice (iwann Umwandlung in Rentenansprueche) -> magere Rendite (Kapitalstock der Versicherung/Umschichtung in Zinspapiere) -> Sozialversicherungsverbeitragung und Steuern -> ergibt ein sparsameres Rentnerleben.

          LG Joerg

          Antworten
          • Hallo Herr Jörg,

            für den Cash-Puffer von 3-4 Entnahmejahren bräuchte man dann einen entsprechend hohen Betrag. Und diesen muss man ansparen, was bedeutet, dass die Investitionsrate geringer ausfällt…

            Zudem ist so, dass die meisten Menschen große Kursrutsche emotional nicht verkraften und schon gar nicht vor dem bzw. im Ruhestand. Das spricht für ein Umschichten in Rentenpapiere – natürlich nicht das gesamte Geld. 5 Jahre vor Rentenbeginn kann man schon mit einem sukzessiven oder einmaligem Umschichten beginnen.

            „Die Steuerbelastung betraegt bei Aktien-ETF nur 18,4% (incl. Soli) auf den Gewinn-Anteil (nicht auf die ganze Entnahmerate).„
            Das stimmt. Habe die 30% Freistellung vergessen.

            Bei der Police sind 57,5% des Gewinns steuerfrei und es greift der Einkommensteuersatz. Die Steuerbelastung ist hier bei Teilkündigungen (analog zum Entnahmeplan) deutlich geringer als beim Depot… Das Depot wäre im Vorteil, wenn das gesamte Kapital ausgezahlt werden würde.

            Ihren letzten Absatz kann ich nicht nachvollziehen. Ich kann den Rentenbeginn bei der Nettopolice, je nach Anbieter, auf 85-90 Jahre setzen. Bis zu diesem Zeitpunkt ist es die Police nichts anderes als ein steuerbegünstigtes Depot. Davon kann ich gut leben. Und wenn die 85 bzw. 90 Jahre am Horizont erscheinen, kann ich immer noch das gesamte Kapital auszahlen lassen oder in ein normales Depot transferieren.

            Viele Grüße

          • Herr @Shako (Antwort zu 31. Oktober 2024 um 1:16 Uhr)
            – ja, Cash-Puffer zu Beginn der Entnahmephase kostet (egal, ob angespart [ggfs Oportunitaetskosten] oder durch Umschichtung [ggfs Steuerevent])

            – ja, das Do-It-Yourself-Konzept ist nur fuer Menschen, die sich auch um ihre finanzielle Bildung kuemmern wollen/koennen.

            – als „normaler“ Rentner fallen kaum Steuern auf Entnahmen aus dem Depot an (Grundfreibetraege, Guenstiger-Pruefung, Last-In-First-Out-Strategien wie Kursgewinnleitern mit versch ETF auf den selben Index, Anwendung einer Depotschaukel, Tax-Loss-Harvesting bei Kurseinbruechen, etc)
            Depotschaukel/Lifo-Strategien, TLH, gehen meines Wissens nicht innerhalb der Fondspolice?!

            – Bei viel Geld im Ruhestandsdepot (Peak-Depot) tun Kosten viel mehr weh (sind viel mehr EUR) als in der Ansparphase:
            als Bsp: 400k € im priv. Depot bzw in der Fondspolice mit 63J, Entnahme von 4% pro Jahr, fuer 22 Jahre bis 85J:

            Die Fondspolice kostet jaehrlich etwas (Kappa- und Gamma-Kosten) auch die Teilkuendigungen sind teurer als alternative Verkaeufe aus priv. Depot beim Neobroker?
            Egal, ob es nun 0,3%-0,7% pa Extrakosten in der Fondspolice sind, das sind im Bsp pro Jahr 1.200-2.800 € p.a. bzw auf die 22 Jahre 44k €, wenn die Boerse gut laeuft entsprechend mehr!

            Das Geld geb‘ ich lieber selber aus. Wem es die „Dienstleistung“ mit all den Risiken (Vehikel-Risiko) wert ist, bitteschoen …
            Dann soll man aber bitte sagen: „Gute Dienstleistung kostet!“ und zwar nicht Peanuts sondern viele zigtausend Euro ueber den Anlagezyklus.

            LG Joerg

  5. Mann muss leider sagen, dass die Menschen immer noch fuer dumm erklaert werden. Es ist schon gut, dass die jungen Generationen Internet aversiert sind und wissen was Bitcoin, ETF, NFT, usw. sind. Das Problem: so etwas lebenswichtiges sollte in der Schule in der 10 Klasse gelehrt werden, nicht inrgendwelche Themen die keinen Interessiert oder unwichtig sind. Und dann sollte es sowas wie ein 401k Konto wie in den USA geben, wo man abgabenfrei investieren kann und nur das Geld steuerfrei nach einem bestimmten Alter abheben kann.

    Antworten
    • Ich denke Sie meinen hier nicht den 401k (dieser ist eine Form der betriebliche Altersvorsorge) sondern den IRA (in der Roth-Version).
      Das wäre tatsächlich sehr zu begrüßen. Mit dem Altersvorsorge-Depot (wenn es denn kommt) wird uns zumindest ein IRA (in der „traditional“-Version) angeboten.

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      • zu „Mit dem Altersvorsorge-Depot (wenn es denn kommt) wird uns zumindest ein IRA (in der „traditional“-Version) angeboten.“

        Wie kommen Sie darauf?

        Meines Wissens ist die Planung so: der Staat nimmt Schulden auf, laesst beim KenFo (kenfo.de) davon Aktien kaufen und entnimmt (hoffentlich, falls es gut laeuft) dann in 10-15J Geld (die Rendite, falls es eine gab) um es dem Renten-Kollektiv zu geben (sprich die Riesenloecher in der Rentenversicherung mit Seifenblaeschen zu kaschieren).

        Es sind also gerade keine personalisierten Vorsorgekonten (wie zB in USA oder SE) geplant!

        Sehr wahrscheinlich: Bei der ersten Krise wird das Geld vom KenFo wieder abgezogen und damit Haushaltsloecher gestopft werden …?

        LG Joerg

        Antworten
          • Stimmt @Maximilian, sorry, „Altersvorsorge-Depot“ hatte ich noch nicht wahrgenommen und gerade hier nachgelesen: [justetf.com/de/academy/altersvorsorge-depot-fragen.html].

            Ist aber nur ein „Referentenentwurf“.
            Wuerde mich sehr wundern, wenn das noch in dieser Legislaturperiode durchgeht … ein FDP-only Projekt?

            Die naechste Regierung wird ziemlich sicher FDP-frei sein … (zu recht!). Die mitgetragenen Absurditaeten/Fehlentscheidungen der Ampel haengen denen wie Kaugummi an den Hacken … Sie hatten den Punkt verpasst die Ampel platzen zu lassen; nun ist es zu spaet.

            Schade, die Idee vom Altersvorsorge-Depot ist gut, stimmt!

            LG Joerg

          • Noch viel einfacher waere die Wiedereinfuehrung der Spekulationsfrist (Kursgewinne bei Gold nach 1 Jahr steuerfrei, eigene Immobilien im Privatbesitz 10 Jahre, Aktien/Fonds zZ 0 Jahre 😒).

            Dies waere mit einem Federstrich eingefuehrt, auf zB 5 oder 10 Jahre, dann koennte jeder privat nach gusto ohne viel Kosten/Intermediaere fuer das Alter vorsorgen …

            Warum will das die Politik, die Versicherungs-Lobby, etc wohl nicht?

            Ach ja, weil der Buerger ja zu dumm/zu faul/zu undiszipliniert ist, man muss ihn dagegen mit komplexen Produkt-Gefangenschaften vor sich selbst schuetzen und bei zuu viel finanzieller Freiheit wird er am Ende noch uebermuetig und gar unabhaengig? Wie soll man sich da als wichtiger „Gestalter“ gerieren …? Gaaanz schlecht fuer die Eliten …

            Aber genialer Trick (Altersvorsorge-Depot): „wir tauschen die Holz-Daumenschrauben gegen ein Modell in pink und mit Rueschen“.
            Alle Kleinanleger klatschen, statt das Ende der Daumenschrauben (Knechtschaft mittels 0 Jahre Spekufrist) zu fordern 🤦‍♂️

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Prof. Dr. Hartmut Walz
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