Liste: §34h GewO Honorar-Finanzanlagenberater
, ,

Cost Averaging ist kein Allheilmittel

 

Cost Averaging ist kein Allheilmittel

Positiver Erwartungswert der Kursentwicklung wirkt wie „Gegenwind“

 

Right for the wrong reasons – mit falschen Überlegungen zum richtigen Ergebnis? Regelmäßiges Aktiensparen ist eine gute Sache, aber Achtung: Cost Averaging ist dabei kein Allheilmittel.

Aktiensparpläne – und in geringerem Maße auch Gold- oder andere Edelmetallsparpläne – erfreuen sich einer stark wachsenden Beliebtheit.

Gerade durch das erfreulich breite Angebot an kostenlosen bzw. sehr preiswerten ETF-Sparplänen (bzw. ETC-Sparplänen) nutzen heute so viele Menschen einen regelmäßigen – meist monatlichen – Ansparprozess wie noch nie. Das ist auch gut so und nicht zu kritisieren.

so weit, so gut

So weit so gut

Dabei wird das regelmäßige Investmentsparen oftmals mit dem Durchschnittskosteneffekt (Cost Averaging) begründet. Und mit der sofort intuitiv verständlichen Senkung des Durchschnittspreises eine Plausibilitätsfalle genutzt, die in manchen Situationen zu Fehlentscheidungen führen kann.

nicht so gut...

 

 

Lesen und verstehen Sie selbst

Wie so oft: Nachdem man es begriffen hat, erscheint die Denkfalle völlig klar und offensichtlich.

In den folgenden Ausführungen wird mit der Anlageklasse „Aktien“, also Aktiensparen argumentiert. Jedoch gilt die Argumentation in identischer Weise für alle anderen Anlageklassen, die Preis- also Wertschwankungen aufweisen, wie z.B. Gold, Edelmetalle, Rohstoffe.

 

Kurz erklärt: Cost Averaging – Durchschnittskosteneffekt

Sie legen über die Zeitachse regelmäßig identische Geldbeträge an. Sie erhalten so automatisch bei hohen Preisen relativ kleinere Stückzahlen, bei geringen Preisen relativ größere Stückzahlen der Anlage (z.B. Aktien-ETF-Anteile).

Durch diese Vorgehensweise wird ein im Vergleich zum regelmäßigen Erwerb identischer Stückzahlen günstigerer Durchschnittspreis erzielt. Ob dieser Kostenvorteil jedoch relevant ist, wird in diesem Blogbeitrag analysiert.

 

Ausgangspunkt: Tatsächliche und scheinbare Vorteile regelmäßigen Aktiensparens

Tatsächliche Vorteile – Regelbindung

Die Nutzung des Cost-Averaging-Effektes ist ein einfacher Fall regelgebundenen Investierens. Die „Selbstfesselung“ durch Regelbindung verhindert – so lange man ihr nur stoisch folgt – jeglichen Ansatzpunkt für Verluste durch anlagepsychologische Fehler.

Hier insbesondere Verluste durch Market Timing.  Also den Versuch, günstige Kaufkurse verstärkt ausnutzen zu können und dafür gleichzeitig Käufe zu hohen Kursen zu vermeiden. Ebenso Verluste durch Stock Picking, also dem Versuch erfolgreicher Einzeltitelauswahl.

Beides, Market Timing und Stock Picking, sind wichtige Erscheinungsformen der Spekulation. Da Anleger hierdurch häufig beträchtliche Verluste erleiden, ist die Regelbindung für viele Anleger ein Segen.

Die Regelbindung schützt uns sozusagen vor den negativen Folgen unserer Anlagepsychologie in der emotionalen Welt zwischen Angst und Gier.

 

Tatsächliche Vorteile – niedrige psychologische Schwelle

Zudem senkt ein schrittweiser Einstieg in den Aktienmarkt die psychologische Schwelle, überhaupt aus den nur scheinbar risikolosen Anlagen im Geldvermögen in die ebenfalls nur scheinbar gefährliche Welt der Aktien (und anderer Sachanlagen) überzuwechseln.

Regelmäßiges Aktiensparen stellt somit eine positive „Einstiegsdroge“, insbesondere für Jungaktionäre dar und schafft mit monatlichen Kleinbeträgen ab 25 Euro ein niedrigschwelliges Angebot.

 

Tatsächliche Vorteile – Vorratsentscheidung

Schließlich ermöglicht regelmäßiges Aktiensparen eine kluge Vorratsentscheidung, die der Bequemlichkeit der menschlichen Psyche entgegenkommt.

Anstelle fallweise über Einmalanlagen in Aktien nachzudenken, trifft der Anleger in einer bewussten Vorratsentscheidung den Entschluss, ab sofort an jedem Monatsanfang gleich mal ganz stur z.B. 150 Euro in einen Aktiensparplan zu stecken.

Damit spart er Zeit und Energie. Denn er muss nicht jedes Mal neu entscheiden. Außerdem investiert er tatsächlich. Er verharrt also weder in Entscheidungsstarre. Noch „vergisst“ er seine guten Vorsätze.

Schließlich spart der Anleger nicht, was übrig bleibt (nämlich nach den Versuchungen der Konsumwelt häufig nichts), sondern investiert sogleich am Monatsanfang in seine eigene Zukunft.

Das waren also die tatsächlichen Vorteile regelmäßigen Aktiensparens. Kommen wir nun zum scheinbaren Vorteil regelmäßigen Aktiensparens.

 

Scheinbarer Vorteil – eine Plausibilitätsfalle

Feste regelmäßige Sparbeiträge verbilligen den durchschnittlichen Einstiegskurs.

Dieser Vorteil wird gerne durch Gegenüberstellung der regelmäßigen Anlage fester Geldbeträge (also z.B. 200 Euro monatlich) mit der regelmäßigen Anlage fester Stückzahlen bzw. Mengen (als z.B. 20 ETFs monatlich) dargestellt.

Dieser Effekt beruht ausschließlich auf reiner Mathematik. Ist also kein Hexenwerk.

Die Senkung des Durchschnittspreises zwischen regelmäßig festen Geldbeträgen und regelmäßig feststehenden Stückzahlen (z.B. Aktien oder ETF-Anteilen) ist dabei umso stärker, je größer die Preisschwankungen (also je volatiler die Kurse) sind.

Durchschnittskosteneffekt

So weit so gut. Und so irrelevant.

Denn wenn man beim Cost-Averaging-Effekt bzw. Durchschnittskosteneffekt von einer Verbilligung spricht, müsste man stets hinterfragen.

 

Verbilligung gegenüber was oder wem?

Die reine Verbilligung gegenüber dem regelmäßigen Kauf konstanter Stückzahlen (Aktie, ETF-Anteil) ist schön und gut. Jedoch ist es nur dann der richtige Vergleich, wenn es um regelmäßiges Anlegen von Liquidität geht, welche noch nicht von Anfang an vollständig zur Verfügung steht.

 

Auf die Situation kommt es an

Es ist also nützlich, unterschiedliche Situationen zu unterscheiden, in denen mit dem Durchschnittskosteneffekt argumentiert wird.

 

Situation 1:
Regelmäßiger Liquiditätszugang über die Zeit

Für die Vielzahl von Fällen, in denen Anleger über die Zeit regelmäßig (z.B. monatlich aus Gehaltseingang) einen Liquiditätsüberschuss haben, den sie investieren können, ist die Nutzung des Cost-Averaging-Effektes eindeutig sinnvoll.

Alternative, größere Liquiditätsbeträge unverzinslich anzusparen und dann bei besonders günstigen Kaufkursen zu investieren, ist demgegenüber offensichtliches Market Timing. Und damit Spekulation.

Diese kann mit etwas Glück aufgehen. Jedoch auch zu der Situation führen, dass die „günstige Kaufgelegenheit“ niemals erreicht wird. Da sich das Kursniveau so nachhaltig erhöht, dass selbst Rücksetzer nicht zu dem erhofften „günstigen Einstiegspreis“ führen.

Und je länger der spekulative Anleger an der Seitenlinie steht, desto unwahrscheinlicher wird das Erreichen der „günstigen Kaufschwelle“.

 

Regelmäßiger Liquiditätszugang über die Zeit

Der Anleger investiert über die Zeit regelmäßig Beträge, z.B. aus monatlichen Einkünften – sein gebundenes Kapital nimmt zu. Es gibt kein sonstiges vorgehaltenes Kapital des Anlegers als Ansparreserve

 

Situation 2:
Cost Averaging bei Verfügbarkeit größerer Kapitalbeträge

Anders liegen die Dinge, wenn der Investor einen größeren Kapitalbetrag (z.B. die Ablaufleistung einer Versicherung oder eine Erbschaft) verfügbar hat. Und diesen Betrag prinzipiell sofort in voller Höhe durchinvestieren könnte.

Oft wird auch hier mit Verweis auf den Cost-Averaging-Effekt zur Aufteilung des Investitionsbetrages geraten. Wer dies tut, sollte jedoch den Vorteil des Cost-Averaging-Effektes nicht überschätzen. Und bedenken, dass er die statistische Wahrscheinlichkeit auf günstigere Kaufkurse gegen sich hat.

Denn der Erwartungswert für künftige Aktienpreise liegt klar über dem Erwartungswert der gegenwärtigen Aktienpreise, was ich im Folgenden näher nachweisen möchte.

Wenn der Investor den größeren Kapitalbetrag nämlich nun, statt ihn sogleich insgesamt zu investieren, nur „scheibchenweise“ über die Zeitachse verteilt anlegt, passiert folgendes.

 

Vergleich Einmalanlage zu Beginn und regelmäßiges Sparen

 

Die vergleichende Gegenüberstellung der beiden Unterfälle in denen der Investor über einen größeren Einmalbetrag verfügt, macht die Ursache der Plausibilitätsfalle deutlich.

Im linken Fall entscheidet sich der Investor zur vollständigen Investition des Budgets am Anfangszeitpunkt, wodurch sein eingebrachtes Kapital über die Laufzeit konstant bleibt. Das Ergebnis ist der rote Quader.

Im rechten Fall steigert der Investor das eingesetzte Kapital regelmäßig, wodurch sich Kapital in Form des roten Dreiecks aufbaut.

Sowohl die Orientierung am Durchschnittspreis des bereits investierten Kapitals als auch die Rendite des im roten Dreieck investierten Kapitals sind jedoch falsche – da nicht entscheidungsrelevante – Bezugsgrößen.

Da der Investor in diesem Fall ja annahmegemäß über das gesamte Kapital bereits zum Startzeitpunkt verfügt, müsste für einen fairen Vergleich mit der vollständigen Einmalanlage auch die (zinslos vorgehaltene) Liquiditätsreserve in die Betrachtung einbezogen werden.

Mit anderen Worten: Was hätte in der Zwischenzeit das noch nicht eingebrachte Kapital (grünes Dreieck) erbringen können (Stichwort: Opportunitätskosten)? Und hier kommt der Erwartungswert ins Spiel.

 

Der Erwartungswert des Endvermögens führt zur richtigen Entscheidung

Als treuer Blogleser wissen Sie: Die Entwicklung der Aktienmärkte ist unberechenbar. Und wir können sie – insbesondere kurzfristig – nicht vorhersagen.

Jedoch können wir beobachten, dass die langfristige Tendenz stets nach oben geht, d.h. der statistische Erwartungswert ist positiv.

Falls Sie das Konzept des Erwartungswertes bereits kennen, überspringen Sie die nachstehende Erklärung (rot).

 

Hintergrundwissen zum Erwartungswert

Der Erwartungswert ist das Produkt von Wahrscheinlichkeit und der Ausprägung für den Eintritt dieser Wahrscheinlichkeit:

Nehmen Sie das bekannte Münzwurf-Spiel „Kopf oder Zahl“. Gewinnen Sie bei einem Münzwurf 1 Euro von mir, wenn Sie Kopf werfen und verlieren Sie einen Euro, wenn die Zahl oben liegt, dann ist der Erwartungswert Null (nämlich 0,5 * 1  + 0,5 * -1).

Wenn Sie nur einmal die Münze werfen, dann können Sie trotzdem Geld gewinnen oder verlieren. Werfen Sie aber sehr häufig – z. B. über 100-mal, dann nähert sich das Ergebnis mit hoher Wahrscheinlichkeit dem Saldo Null an. Wenn es das nicht tut, sollten Sie sich mal die Münze genauer anschauen… 😊

Spiele ich das Spiel mit dem Nachbarsjungen, dem ich das Geld für sein heißersehntes Eis nicht so einfach schenken will, dann ändern wir die Spielregeln ein wenig und er gewinnt bei jedem „Kopf“ 20 Cent und verliert bei jeder „Zahl“ nur 10 Cent. Der Erwartungswert dieses schönen Spiel liegt für den Nachbarsjungen bei 0,5 * 20 Cent plus 0,5 * -10 Cent also plus 5 Cent.

Dieser positive Erwartungswert macht das Spiel also lukrativ für den Nachbarsjungen und führt früher oder später stets zu dem erforderlichen Kapitalaufbau für sein Eis. Übrigens: für mich ist das Spiel auch gewinnbringend: denn was gibt es schöneres, als in strahlende Kinderaugen zu schauen…[1]

 

Positiver Erwartungswert der Kursentwicklung wirkt wie „Gegenwind“

Es ist ein No-Brainer, dass die Kurse von Aktien langfristig stets steigen (natürlich bei mehr oder minder starken Schwankungen). Und dass Aktien i.d.R. Dividenden ausschütten. Während es für Liquiditätsanlagen auf Einlagekonten keine Rendite (mehr) gibt.

Es hat sich auch herumgesprochen, dass Aktien Sachvermögen darstellen, welches bei allgemeinen Preissteigerungen mitinflationiert. Während Liquiditätsanlagen Geldvermögen sind, welche durch die Inflation an realem Wert verlieren.

Die durchschnittliche Differenz zwischen dem Erwartungswert der Aktienrendite und dem der Liquiditätsanlage ist also beträchtlich. Sie betrug in den letzten Jahrzehnten – bei hohen Schwankungen – im langfristigen Durchschnitt auf den meisten Märkten zwischen 8% und 10% pro Jahr.

Unterlässt nun ein Investor, der über Kapital verfügt, aufgrund seines Schielens auf den Cost-Averaging-Effekt die sofortige Komplettanlage seines bereits vorhandenen Kapitals, so arbeiten die Opportunitätskosten der entgangenen Aktienrendite wie Gegenwind gegen ihn.

 

Cost Averaging ist kein Allheilmittel

 

Ein konkretes Beispiel

Lassen Sie uns zur Verdeutlichung die Arbeitsannahme treffen, dass die Aktienrendite eines Marktes 8% pro Jahr betrüge. Das ist historisch betrachtet eher konservativ.

Und der Entscheider, der über 100.000 Euro Barliquidität verfügt, anstatt einer sofortigen Einmalanlage eine Aufteilung in fünf Tranchen zu je 20.000 Euro binnen eines Jahres vornimmt. Die nachstehende Tabelle zeigt den Zusammenhang.

anstatt einer sofortigen Einmalanlage eine Aufteilung in fünf Tranchen

 

Die Aufteilung des verfügbaren Kapitalbetrages in fünf gleich hohe Raten zur Nutzung des Cost-Averaging-Effektes führt wegen des „Gegenwinds“ zu einem Erwartungswert eines Minderertrags von 108.000 minus 104.000 also 4.000 Euro.

Eine kurze Interpretation – mit Blick auf die Statistik: Wenn Sie nur ein einziges Mal statt dem Direktinvestment die Aufteilung auf fünf Einzelbeträge vornehmen, werden Sie – je nach konkreter Marktentwicklung – einen höheren oder geringeren Verlust als die 4.000 Euro haben.

Und hoffentlich sogar durch günstige Nachkäufe und anschließendem starken Kursanstieg sogar einen schönen Gewinn. Und wovon träumen Sie nachts…  😉

Aber wenn 1.000 Menschen in 1.000 aufeinander folgenden Monaten (das sind rund 83 Jahre), die Aufteilung vornehmen, so wird der durchschnittliche Verlust dieser tausend Anleger dicht am Erwartungswert pro Person minus 4.000 Euro liegen. 

Mit anderen Worten: der Gesamtverlust dieser 1.000 Menschen wird pro Person im Durchschnitt 4.000 Euro betragen. Was im Einzelfall höhere oder geringere Verluste oder auch Gewinne nicht ausschließt.

Die nachstehende Abbildung zeigt diesen Effekt nochmals in einer intuitiv leicht verständlichen Variante. Nämlich schwankende Kurse bei insgesamt positiver Preistendenz (positiver Erwartungswert):

 

Durchschnittskosteneffekt bei positiver Preistendenz

 

Während Anleger A den Gesamtbetrag von 100.000 Euro zum Zeitpunkt 1 investiert, teilt Anleger B auf fünf Zeitpunkte auf.

Im Zeitpunkt 2 profitiert Anleger B dabei von einem Kursrücksetzer. Und im Zeitpunkt 3 kauft er jedoch schon ein wenig teurer und im Zeitpunkt 4 sogar erheblich teurer nach. Und im Zeitpunkt 5 hat er gegenüber Zeitpunkt 1 auch nochmals einen Preisnachteil.

Der „Gegenwind“ in Form des Verzichts auf den positiven Erwartungswert der Kursentwicklung hat in diesem Beispiel den Vorteil des Cost-Averaging-Effektes übertroffen.

 

Beliebte Scheinargumente und Plausibilitätsfallen

1.   Scheinargument
Besseres Ergebnis bei längeren Zeiträumen

Ein erstes Scheinargument ist die Sichtweise, dass der Vorteil des Cost Averaging bei einer Streckung über längere Zeiträume anwüchse. Da man die Volatilität der Märkte mit wachsendem Zeithorizont besser nutzen könne.

Also z.B. die 100.000 Euro aus dem obigen Beispiel nicht auf nur 5 Quartalsraten, sondern lieber 50 Quartalsraten verteilten solle. Das klingt plausibel, ist aber falsch.

Wer so argumentiert, übersieht dabei, dass eben auch der Verzicht auf den positiven Erwartungswert parallel mit ansteigt. Um im Bild zu bleiben: Man setzt sich dem Gegenwind zehnmal länger aus.

Fünfzig Quartale bedeuten eine Verteilung des Investments auf insgesamt 12,5 Jahre. Das ist eine lange Zeit. In der die Kurse reichlich Gelegenheit haben – trotz vieler Krisen und möglicher Schwankungen – insgesamt zu wachsen.

 

2.   Scheinargument
Kapitaleinsatz über einen typischen Börsenzyklus verteilen

Ein zweites Scheinargument ist die Empfehlung, man solle hohe Einmalbeträge auf einen so langen Zeithorizont verteilen, dass man einen üblichen oder typischen Börsenzyklus durchlaufe. Je nach Quelle werden dann Zeiträume zwischen vier und sieben Jahren genannt. Aha!

Gerne habe ich mir mal Charts von unterschiedlichsten (Aktien- und auch sonstigen) Märkten angeschaut. Und leider keinen üblichen oder typischen Börsenzyklus gefunden.

Sondern nur höchst individuelle, erratische und nicht prognostizierbare Kursverläufe. Kurze Zyklen, längere Zyklen, Superzyklen, zykluslose (Achtung nicht zügellose) Seitwärts- oder Schaukelbörsen. Oder z.B. einen heftigen, aber sehr kurzen Corona-Crash. Der schon innerhalb des Kalenderjahres wieder überwunden war. Sollen wir das nun als Super-Schnell-Zyklus bezeichnen?

Und mit welcher Cost-Averaging-Strategie soll man sich auf so etwas vorbereiten?

Meine Meinung: Am besten gar nicht! Sondern sich immer schön robust aufstellen.

 

Was besagt die Analyse von Vergangenheitsdaten?

Eigene Berechnungen mit DAX-Daten der letzten Jahrzehnte ergaben ernüchternde Ergebnisse in Hinblick auf den Vorteil von Cost-Averaging-Strategien. Wohlgemerkt – immer im Vergleich zur vollständigen Anlage des gesamten Investitionsbetrags im Anfangszeitpunkt.

Gemeinsam mit meinem klugen Freund Stefan – ich nenne ihn respektvoll Stefan EXCELKÖNIG – habe ich

  • die Endvermögensentwicklung von Einmalanlagen in den DAX mit unterschiedlichen Startzeitpunkten und unterschiedlicher Dauer
  • den Renditen von vergleichbaren Cost-Average-Sparprozessen gegenübergestellt.

Alle Analysen ignorieren die Kosten. Was aber methodisch angesichts der geringen Transaktionskosten preiswerter Online-Broker unproblematisch ist.

Auf die Darstellung der errechneten „Zahlenfriedhöfe“ soll an dieser Stelle verzichtet werden. Vielleicht publizieren wir das mal in einer Fachzeitschrift, wenn wir Zeit dafür haben…

Im Ergebnis unterscheiden sich die Endwerte der Cost-Averaging-Anlagen viel weniger von denen vergleichbarer Einmalanlagen, als ich das erwartet hätte.

Zudem gibt es überraschend viele historische Fälle, in denen die Einmalanlage gegenüber dem regelmäßigen Aktiensparen gewinnt. Aha, der Gegenwind wirkt stärker als man denkt.

Und es wird klar erkennbar, dass eine Verlängerung der Anlagedauer sowohl bei Einzelanlagen wie auch Investmentplänen viel stärker risikosenkend wirkt, als der reine Cost-Averaging-Effekt

 

Verkaufspreise sind entscheidend

Ein extrem starker Hebel geht vom Zeitpunkt der Auflösung der Anlage und somit den Verkaufspreisen aus.

Wer in einer Crashsituation verkauft oder verkaufen muss, dem hat auch der ganze schöne Cost-Averaging-Effekt nichts genutzt.

 

Liquiditätsreserve zum Aussitzen von Börsentiefs schlägt Entsparplan

Zum Abschluss noch ein letztes Scheinargument bzw. eine Plausibilitätsfalle. Häufig wird als Problemlösung gegen den Verkauf im Crash ein simpler Entsparplan empfohlen. Bei dem der Anleger monatlich einen festen Geldbetrag durch Auflösung der Aktien bzw. ETF-Anteile erhält.

Hierbei wird jedoch gerne übersehen, dass beim Entsparen der Cost-Averaging-Effekt gerade negativ wirkt.

Denn bei hohen Kursen werden nur wenige Aktien bzw. ETF-Anteile, in Crashsituationen jedoch viele veräußert.

Um das zu vermeiden, hilft nur eine ausreichende Liquiditätsreserve, auf die in Phasen einer Börsenbaisse zurückgegriffen werden kann. Dass die Entscheidung, in bestimmten Phasen (z.B. nach einem Aktiencrash) keine Aktien oder Anteile zu verkaufen, auch eine Form des Market Timing ist, sei der Vollständigkeit halber erwähnt.

 

Und was bedeutet das nun konkret für Sie?

  • Regelmäßiges Aktiensparen (oder allgemeiner ausgedrückt: Ansparen von Anlagen mit schwankenden Preisen oder Kursen – das gilt z. B. auch für Edelmetalle oder Rohstoffe) ist grundsätzlich eine vorteilhafte Vorgehensweise. Sofern regelmäßig zusätzliche Liquidität zur Verfügung steht und diese ratierlich mit geringen Kosten angelegt werden kann.
  • Die regelmäßige Anlage ist gegenüber dem zinsarmen bzw. zinslosen Ansparen zum Zweck einer späteren Einmalanlage grundsätzlich vorzuziehen. Alles andere wäre der Versuch des Market Timing, was jedoch eine Spekulation mit einem negativen Erwartungswert darstellt.
  • Da die Aktienrendite – natürlich mit Schwankungen – einen positiven langfristigen Erwartungswert besitzt, erweist sich ein früherer Investitionszeitpunkt im Durchschnitt als relativ vorteilhafter gegenüber einem späteren Investitionszeitpunkt.
  • Der positive Trend kann als „Gegenwind“ oder Reibungsverlust des Cost-Averaging-Sparens interpretiert werden. Denn je höher der Erwartungswert der Preissteigerung, desto höher die Opportunitätskosten einer späteren Anlage. Diese müssen durch Nutzung des reinen Cost-Averaging-Effektes erst einmal überkompensiert werden.
  • Aus streng wissenschaftlicher Sicht ist die zeitliche Streckung von Anlagen bei vorhandenen Mitteln (!) mit dem Ziel des Cost Averaging wegen des „Gegenwinds“ in Form von Verzicht auf den positiven Erwartungswert beim Abwarten also klar abzulehnen.
  • Aus anlagepsychologischer Sicht ist es jedoch gut verständlich, dass Lottogewinner, Erben und andere Empfänger größerer Einmalzahlungen das sofortige Durchinvestieren des Gesamtbetrags als hohes Risiko erleben. Und lieber über die Zeit streuen wollen. Den „verschenkten“ Erwartungswert durch die in Teilbeträgen zeitlich versetzte Anlage kann man hierbei als Versicherungskosten interpretieren. Oder als Kosten für die psychologische Beruhigung.

 

Es gibt wenige Anlagethemen, bei denen ein so krasser Konflikt zwischen „Herz und Hirn“ existiert.

Und wenn die Streckung der Investition vorhandener Mittel über die Zeit dazu beiträgt, dass Anleger aus der Entscheidungslähmung herauskommen[2] und entspannte Investoren werden, dann ist die „Versicherungsgebühr“ vielleicht sogar gut angelegt  🙂

entspannt

Bitte empfehlen Sie auch anderen diesen Blogbeitrag!

Herzliche Grüße
Hartmut Walz
Sei kein LeO!

 

[1] Für alle Erziehungsberechtigten und Erziehungsgurus: Der schlaue Nachbarsjunge weiß, dass das eine schiefe Wette zu seinen Gunsten ist, die es nur bei mir gibt – und würde nie und niemals nie denken, im Casino so leicht sein Eis zu verdienen  🙂

[2] Lesen Sie zur Entscheidungslähmung (Omission Bias) Kapitel 53 „Nichtstun bewirkt nicht nichts“ in meinem Buch „Einfach genial entscheiden – Die 55 wichtigsten Erkenntnisse für Ihren Erfolg“.

 

Erschienen am 11. Juni 2021.
Der Hartmut Walz Finanzblog ist unabhängig, kosten- und werbefrei. Ich erhalte für Links und Empfehlungen keinerlei Honorar, Kick-back, Beteiligung o. ä

35 Gedanken zu „Cost Averaging ist kein Allheilmittel“

  1. Lieber Herr Walz,
    dass Cost Averaging genau überlegt sein will, habe ich durch den Beitrag verstanden. Vielen Dank dafür! Ich verliere mit einiger Wahrscheinlichkeit, wenn ich einen größeren Betrag nicht auf einmal anlege. Aber worin besteht denn nun der Vorteil für Bank, Investmentgesellschaft oder Anlagevermittler, mir das schmackhaft zu machen? Die bekommen doch einen bestimmten Anteil in Form von Ausgabeaufschlägen oder Agio, egal ob ich viele kleine Beträge oder einen großen anlege (oder vielleicht doch nicht?).

    Antworten
    • Lieber H. Hintze (m), besten Dank für Ihre Rückfrage. Aus Ihrer Frage klingt so ein wenig die Sorge, dass die Banken und Fondsgesellschaften ein Eigeninteresse hätten, die Kunden weg vom Einmalsparen und hin zu Sparverträgen zu beraten.

      Dieses Aussage habe ich aber nicht gemacht und sehe an dieser Stelle auch kein Eigeninteresse und keine systematische Fehllenkung. Wenn in der Finanzwerbung sehr viel über Wertpapier-Sparpläne gesprochen wird, dann könnte das vielmehr daran liegen, dass der weitaus größte Teil unserer Mitbürger eben keine großen Summen für eine Einmalanlage zur Verfügung hat. Sondern sich die überwiegende Mehrheit der Anleger ihre Investitionen durch regelmäßigen Konsumverzicht finanzieren und damit in z. B. Monatsintervallen einen Sachvermögensbestand aufbauen. Und dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden.

      Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!

      Antworten
  2. Gute Tag,

    dass die gestafelte Investition die (durchschnittliche) Rendite senkt ist bei einem (durchschlittlich) wachsenden Markt natürlich klar.

    Die Frage ist aber doch auch, ob, bzw. wie sehr sie das Risiko senken kann.

    Wie hoch ist denn der maximale prozentuale Verlust über beispielsweise 5 oder 10 Jahre in die „historische DAX-Zeitreihe“ im Fall A) einer Einmalinvestition und im Fall B einer Investition gestaffelt über 24 Monate?

    Diese Information halte ich für mindestens genauso spannennd, sie ist aber nicht so leicht zu bekommen.

    Was sagt der Ihnen vorliegende Datenwust denn dazu?

    Und eine zweite Anmerkung: Die empfohle Liquiditätsreserve beim Entsparen senkt auch das Risiko, allerdings kostet sie im Durchschnitt natürlich auch Rendite.
    Hier wäre für mich die spannende Frage: Ab wann baut man diese Liquiditätsreserve auf? Am Beginn der geplanten Entsparphase ist ja offensichtlich zu spät, aber wann wäre dann der richtige Zeitpunkt?

    Viele Grüße

    Antworten
    • Liebe/r/s Cepha, Freundlichkeit und Dankbarkeit für kostenlosen Informationsservice bringen Sie ja gerade nicht zum Ausdruck. Wäre es vielleicht angebracht, dass Sie noch an der „Haltungsnote“ arbeiten? 😉

      Trotzdem will ich Ihre Fragen freundlich beantworten:

      Der mir vorliegende „Datenwust“ bezieht sich in der Tat im Wesentlichen nur auf den deutschen Markt. Daher sind Schlussfolgerungen nur explorativ und dürfen nicht verallgemeinert werden. Jedoch wirkt sich die zeitlich gestreckte Investition für den Investor in den von Ihnen genannten Zeiträumen per Saldo sogar leicht negativ aus, d. h. der risikosenkende CA-Effekt wurde durch den Opportunitätskosteneffekt übertroffen, so dass der Endwertvergleich eher leicht höhere Risiken als die Einmalanlage ergab. Also ein ernüchterndes Ergebnis in dieser begrenzten Stichprobe.

      Zu ihrer zweiten Frage: Ja – dass der Aufbau einer Liquiditätsreserve vor der Entsparphase ebenfalls Opportunitätskosten bewirkt und damit renditesenkend ist, versteht auch jeder, der die Zusammenhänge kennt. Selbstredend besteht ein konfliktärer Zusammenhang zwischen Länge des Vorlaufs und Höhe der Liquiditätsreserve einerseits und kursrisikosenkender Wirkung andererseits, so dass ein Trade-off unvermeidlich ist. Gehen Sie exemplarisch von den DAI-Daten für den DAX aus und treffen die Arbeitshypothese, dass diese in der Zukunft weiter gelten, wäre zur vollständigen Risikovermeidung ein Vorlauf von 12 Jahren nötig. Dabei ist jedoch zu beachten, dass bei Eintritt in den Ruhestand ja nur ein kleiner Teil der Reserven benötigt wird, so dass sich die Opportunitätskosten sich auch lediglich auf diesen Teil beziehen.

      Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!

      Antworten
  3. Lieber Herr Walz,
    ich lese heute zum ersten – aber sicher nicht letzten – Mal Ihren Blog. Spannendes Thema, erfrischend offen und verständlich geschrieben. Das gefällt mir.
    Ich freue mich auf weitere spannende Artikel.
    Liebe Grüsse aus der Schweiz

    Antworten
    • Lieber ein Investor aus der Schweiz 😉
      Dann herzlich willkommen – und ich verspreche, in meinem Finanzblog nicht nachzulassen!
      Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!

      Antworten
  4. Lieber Herr Walz,
    einfach nur hervorglänzend. Bleiben Sie der Welt noch sehr lang erhalten. Aus einem Sparplan wird irgendwann immer eine Einmalanlage.

    Antworten
    • Lieber Mike Beyer, die Wortspende „hervorglänzend“ nehme ich in meinen Wortschatz auf – klasse! Vielen Dank!
      Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!

      Antworten
  5. Lieber Herr Prof. Walz,
    wie Sie wissen war auch bei mir und meinen Jungs die Frage entbrannt, was es mit dem cost average bei der Investition eines größeren Geldbetrages auf sich hat. Diese Frage ist nun hinlänglich beantwortet. Viiiiiielen Dank dafür. Weiterempfehlung ist Ehrensache.

    Antworten
  6. Sehr geehrter Herr Prof. Walz,

    herzlichen Dank für Ihren Finanzblog! Hier konnte ich schon sehr viel lernen und bin dabei meine Altersvorsorge und Geldanlage entsprechend umzustellen.

    Bezugnehmend auf o.g. Situation 2:
    Die Abbildung „Durchschnittskosteneffekt bei positiver Preistendenz“ sowie dazugehörigen Erklärungen sind völlig einleuchtend.
    Ich gehe davon aus, dass sich bei negativer Preistendenz alles umkehrt, also der Cost-Average-Effekt zum Rückenwind wird (zumindest wenn es nach der letzten Teilinvestition wieder aufwärts geht). Noch verstärkt durch die Opportunitätskosten, die in diesem Fall ja zu Opportunitätsgewinnen würden?
    Mangels Glaskugel weiß man also erst nach Investition des letzten Teilbetrags, ob man es mit Gegenwind (z.B. Investition aller Teilbeträge im Jahr 2013 investiert) oder Rückenwind (z.B. Investition aller Teilbeträge im Jahr 2008) zu tun hat(te). Oder aber man verteilt die Teilbeträge über einen sehr langen Zeitraum (>10 Jahre).

    Noch eine Frage zu den in der Einleitung erwähnten Sie ETC Sparplänen:
    Gehört das in einem ETC liegende Kapital (bzw. das hinterlegte Gold) wie ein ETF zum Sondervermögen des Anbieters? Oder ist es wie Kapitaleinlagen bei einer Bank bei Insolvenz der Bank potenziell verloren?
    Falls nicht wäre der (regelmäßige) physische Goldkauf (+ entsprechende Lagerung) einem ETC mMn vorzuziehen, um gegen Bankenpleiten sowie schlimmere Szenarien (Zusammenbruch des Finanzsystems / Euroraums o.Ä.) abgesichert zu sein.

    Im Voraus vielen Dank für Ihre Einschätzung zu diesen beiden Aspekten
    Sebastian

    Antworten
    • Lieber Sebastian, danke für Ihre anerkennenden Worte.

      Die Anschlussfragen machen es eigentlich erforderlich, dass man die Fragen selbst Ihrerseits in Frage stellt 😉 Wenn die Tendenz der Aktienkurse über längere Zeit unter Schwankungen negativ ist, dann wirkt der Cost-Averaging-Effekt nicht negativ, sondern funktioniert prinzipiell trotzdem noch, da Sie bei besonders tiefen Kursen relativ mehr Aktien erhalten.

      Aber: Warum sollte man denn Aktien erwerben, wenn der (erwartete) Langfristtrend negativ ist (und zwar ganz abgesehen von den Schwankungen bzw. ihrer Intensität). Ich hatte in meinem Blogbeitrag als Arbeitshypothese und für die kleine Beispielrechnung einen positiven Trend angenommen. Wäre der Trend langfristig Null oder Minus, dann wäre doch die beste Lösung, überhaupt keine Aktien zu erwerben (weder als Einmalanlage noch als Aktiensparplan).

      Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!

      Antworten
  7. Sehr geehrter Herr Prof. Walz,

    wie immer sehr verständlich geschrieben und an geeigneter Stelle mit einer amüsanten, pointierten Bemerkung versehen. Es ist schon lustig, wie hartnäckig sich der vermeintliche Vorteile des Cost Averaging vs. der sofortigen Investition eines verfügbaren Einmalbeitrags in den Köpfen hält. Wissenschaftlich wurde dieser „Vorteil“ längst demaskiert. Fällt m. E. schon fast unter die Kategorie „Fake News“. Ich muss nur etwas lang genug behaupten, damit es als wahr angesehen wird. ***Werbung vom Bloginhaber entfernt***

    Antworten
  8. Hallo Herr Professor Walz,
    Ich bin schon länger an der Börse und muss mich doch immer wieder den gleichen Denkfallen und Versuchungen stellen, obwohl ich es eigentlich schon besser weiß.
    Es wird jedoch von Jahr zu Jahr besser und ihre fundierten und anschaulichen Beiträge zu diesen Themen haben einen erheblichen Anteil daran.
    Vielen Dank dafür und alles Gute,
    Ruben

    Antworten
    • Lieber Ruben, das freut mich sehr – weiter so! Ich lasse auch nicht nach, versprochen…. 😉
      Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!

      Antworten
  9. lieber Herr Prof. Walz,
    (wie immer) DANKE für diesen sehr wertvollen Beitrag, ich fühle mich stolz aufgeschlaut. Denn irgendwie hatte ich als Nicht-Finanzlerin schon lange das latent unerklärbare Gefühl, dass der gute Cost-Average-Effekt nur eine Seite der Medaillle ist. Ich habe mich aber nie tiefer damit beschäftigt. Heute hat sich diese geheimnisvolle Tür dank Ihres Beitrags geöffnet.
    Das fühlt sich gerade wunderbar an.

    Antworten
    • Liebe Heike Dannenberg, hach, das wunderbare Anfühlen kann ich gerade zurückgeben – ich freue mich immer, wenn ich zu Verständnis und Aufklärung beitragen kann. Auch Ihnen alles Gute!
      Vielen Dank und herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!

      Antworten
  10. Hallo lieber Herr Professor Walz,
    wieder so ein herrlich erfrischender Beitrag zu einem weiteren Mythos der Geldanlage!
    Bei dem Suchbegriff „cost average effekt“ liefert Google in Millisekunden 871.000 Ergebnisse. Eine feine Sache für den interessierten Endverbraucher. Und doch muss man schon genauer hinschauen, um den Denkfehler zu entlarven. Gern wird in anschaulichen Beispielen auf Bankseiten unter der Rubrik „Geldanlage + Investmentfonds“ eine Beispiel-Rechnung aufgemacht und auch die Parallele gezogen auf die „kluge Hausfrau“ und ihr regelmäßiges Kaufen von Tomaten oder auf das Tanken zu dem immer gleichen Betrag. Schnell findet sich der Leser hier wieder und bestätigt sich in seinem internen Dialog – man hat also bisher alles richtig gemacht… Und damit wird das Märchen vom Cost-Average-Effekt gern angenommen und weitergetragen. Ist ja alles so schön einleuchtend. 😉
    Wie gut, dass Sie es den Märchen und Mythen mit Ihren lesenswerten Beiträgen jedes Mal ein bisschen schwerer machen!
    Viele Grüße, Ihre Susanne Asche

    Antworten
    • Liebe Susanne Asche, vielen lieben Dank für diesen Kommentar!
      Genau, das Märchenonkeldasein überlassen wir mal anderen… 😉
      Auch Ihnen alles Gute und viele Grüße.
      Herzlich, Hartmut Walz – Sei kein LeO!

      Antworten
  11. Hallo Herr Professor Walz,

    gestern habe ich auch eine Münze geworfen.
    Bei Kopf trinke ich ein Gläschen Wein und bei Zahl trinke ich keins.
    Und ich habe ein Gläschen Wein getrunken 🙂
    Musste allerdings die Münze dreimal werfen. 😉

    Ich spare jeden Monat 100 Euro. Davon gehen ca. 80 % auf ETF und 20 % auf Tagesgeld.
    Diese 80/20 Regel wird jeden Monat so angepasst , Rebalancing, dass der Gesamtbetrag immer 80/20 entspricht.
    Ist dies nicht auch eine Form von Markttiming ? Oder Cost Avarage?

    Viele Grüße
    Jürgen Hackel

    Antworten
    • Lieber Jürgen Hackel, Ihr Kommentar ist lustig und über die erste Hälfte habe ich kräftig gelacht. Die zweite Hälfte (das mit den 80/20) ist entweder nur eine spaßige Behauptung oder Sie machen das noch nicht lange, sondern erst ein paar Monate.

      Denn über einen längeren Zeitraum wird Ihre risikobehaftete Anlage (die 80%) ganz natürlich stärker steigen, als die 20% zinsloses Tagesgeld. So dass Sie – wenn Sie das z.B. seit fünf Jahren oder noch länger gemacht haben – nur noch ins zinsfreie Tagesgeld einzahlen…

      Hmmm – nicht immer sind einfache Regeln auch einfach genial 😉
      Trotzdem vielen Dank für Ihren herzerfrischenden Beitrag.
      Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!

      Antworten
      • Hallo Herr Walz,

        ich hoffe, sie haben hier einfach nur nicht ganz zu Ende gedacht, weil sie noch so erheitert von dem ersten Teil des Kommentares waren.
        Die Schlagwörter Asset Allocation und Rebalancing sind ihnen ja sicherlich bewusst und ich glaube auch, dass sie durchaus ein befürworter von beidem sind. Wenn nicht wäre ich doch sehr überrascht und müsste viele Aussagen hier auf dem Blog nochmal hinterfragen.

        Was Herr Hackel da beschreibt ist einfach Rebalancing durch Cash Flow. So lange die Sparraten groß genug sind um das Portfolio zu beeinflussen (100€ auf 1 Mio€ Portfolio bewegen natürlich gar nichts) ist das eine steuer- und gebührensparende Variante um seine gewählte Asset Allocation zu erhalten.

        Und Herr Hackel, naja ich würde es Sparplan und nicht cost averaging nennen. Sie haben das Geld was sie die nächsten zwei Jahre investieren werden ja heute noch nicht. Damit bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als jeden Monat zu investieren. Ich würde Rebalancing auch nicht als Form des Market Timing bezeichnen. Denn Sie haben ja eine feste Regel, wann Sie ihr Rebalancing durchführen. Nämlich jeden Monat. Market Timing wäre eher, wenn Sie 20% Ihres Geldes an der „Seitenlinie“ behalten um bei einem Rücksetzer zu investieren.
        Ich mache das übrigens ähnlich wie Sie, nur dass ich nicht jeden Monat meine Sparpläne anpasse, sondern einmal pro Quartal.

        Antworten
      • Herr Hackel hat sich entschieden, 20% seines Anlagevermögens risikoarm anzulegen und 80 % risikoreich, vermutlich auf Basis seiner wirtschaftlichen und psychischen Risikotragfähigkeit. Mir würde eine monatliche Neuberechnung der Sparquoten auf die Nerven gehen und 100 Euro mtl. würde ich immer zu 100 % risikoreich anlegen, da nur so überhaupt ein nennenswertes Vermögen zustande kommen kann, aber das ist persönliche Entscheidung. Klingt mir doch nach einer soliden Vorgehensweise ganz im Sinne orthodoxen passiven Investierens und hat absolut nichts mit Market Timing oder einem wie auch immer gearteten Reinfall auf Cost-Average-Vernebelungen zu tun.

        Antworten
        • Lieber AlexJ, dem kann ich mich voll anschließen, vielen Dank. Eine monatliche Neuberechnung ist völlig unrealistisch. Deshalb hatte ich den ursprünglichen Kommentar auch nicht als ernst gemeint empfunden 😉
          Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!

          Antworten
          • Hallo Herr Walz,

            warum ist die monatliche Neuberechnung unrealistisch? Man setzt einmal eine Exceltabelle auf, die zum Monatsende mit den aktuellen Portfoliozahlen bestückt wird und einem dann die neuen Sparraten ausgibt. Wenn man von einem Welt-ETF ausgeht müssen 1-2 Daueraufträge vom Giro aufs Tagesgeld und ggf. zum Broker sowie der ETF Sparplan angepasst werden. Aufwand je nach länge der benutzten Passwörter vielleicht 2-7 Minuten. Ich denke, so viel Zeit kann man sich nehmen, wenn das die gewünschte Strategie ist.

            Ich stimme AlexJ zu, dass es eine solide Strategie ist und finde es schade, dass sie da so gar nicht auf die durch die letzten Beiden Fragezeichen im Ausgangskommentar ausgedrückten Bedenken eingegangen sind.

          • Lieber Timo, ich respektiere Ihre Meinung und Einstellung absolut. Und als Verhaltensökonom weiß ich, wie extrem unterschiedlich Menschen in der Einschätzung von – objektiv eindeutigen – Sachverhalten sein können.

            Meiner langjährigen Erfahrung nach ist ein monatliches Kümmern ums eigene Depot für nur ganz wenige Mitmenschen eine realistische Vorgehensweise. Die meisten würden diesen Aufwand vorneweg sofort ablehnen. Und diejenigen, die das in anfänglicher Begeisterung starten, werden schnell müde, „vergessen“ die monatliche Anpassung und fallen dem „Omission-Bias“ zum Opfer…

            Zudem hat die Behavioral-Finance-Forschung vielfach nachgewiesen, dass die häufige Beschäftigung mit dem Depot eher schädlich als segensreich ist. Und wer monatlich zur Excel-Tabelle greift, wird eben auch monatlich zu einem Regelbruch durch Market Timing verführt 😉

            Trotzdem möchte ich Ihren Ansatz nicht verteufeln oder schlechtreden. Theoretisch und für Sie konkret mag er gut funktionieren.

            Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!

  12. Vielen Dank für den erhellenden Beitrag!
    Der Konflikt zwischen „Herz und Hirn“ war mir so nicht bewusst, ist aber einleuchtend und hat mich aus meiner Plausibilitätsfalle herausgeholt.
    Man lernt doch immer wieder ws dazu.

    Antworten
    • Lieber Helmut Mitterholzer, haben Sie vielen Dank für diese Rückmeldung. Es freut mich wirklich sehr, dass der Beitrag hilfreich ist! Gerne weitersagen 😉
      Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!

      Antworten
    • Lieber Raimund Gebhardt, ich freue mich immer, wenn ein Blogbeitrag nützlich und verständlich ist. Vielen Dank für die Bestätigung!
      Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!

      Antworten
  13. Hallo Herr Walz,
    mal wieder ein ganz toller und erhellender Beitrag, der hoffentlich mit den gebetsmühlenartig wiederholten Argumenten ausschliesslich pro „cost averaging“ aufräumt, dies vor allem bei bereits vorhandenen, größeren Summen. Es gab übrigens vor ca. 10 Jahren von Vanguard eine sehr gute Analyse zu exakt dieser Fragestellung. Vanguard kam damals exakt zu Ihren Erkenntnissen und Schlußfolgerungen inkl. Beleuchtung der psychologischen Aspekte der „behavioural finance“. Falls jemand an der Studie aus 2012 interessiert ist, möge man bitte bei Google folgenden Suchbegriff eingeben: „The lump-sum approach vs. dollar-cost averaging“. Herzliche Grüße und vielen Dank.

    Antworten
Einen Kommentar schreiben

Hier können Sie einen Kommentar abgeben. Ihre E-Mail-Adresse wird nicht angezeigt. Kommentare werden vom Blogbetreiber geprüft und dann freigeschaltet. Das geschieht möglichst innerhalb von 24h. Bitte haben Sie Verständnis, dass sich der Blogbetreiber vorbehält, Kommentare zu kürzen und Anbieternennungen sowie Links zu entfernen und bei Unsachlichkeit und mangelnder kommunikativer Etikette anonyme Kommentare nicht freischaltet, vielen Dank.

Schreiben Sie einen Kommentar

Prof. Dr. Hartmut Walz
Newsletter