MSCI World ex USA –
die Anti-Klumpen-Lösung für Ihr Aktien-ETF-Depot
Braucht Ihr Depot eine Entklumpungs-Kur? Der simple MSCI World-Index ist für viele Privatanleger das, was ein VW-Golf für Autofahrer ist – eine praktische, preiswerte, einfache Lösung.
Zahlreiche ETF-Anleger, sowohl alte Hasen wie Neueinsteiger, haben ihr Kapital in Produkten auf den MSCI World-Index investiert. Kein Wunder, sind diese Produkte doch kostengünstig, überall in den Medien präsent und waren lange Zeit eine einfach gute „Brot-und-Butter“-Lösung für ETF-Anleger.
Der MSCI World-Index ist kein Weltindex
Aufgrund seiner irreführenden Namensgebung scheint der MSCI World-Index dabei der Inbegriff eines Welt-Index schlechthin zu sein. Doch, Vorsicht: Der MSCI World-Index ist kein Welt-Index.
So fehlen sämtliche Schwellenländer (sog. Emerging Markets). Und von den entwickelten Industrieländern sind nur die mit hoher Marktkapitalisierung berücksichtigt.
Er ist nur einer von wahrscheinlich mehreren zehnttausend (!) Schwester-Indizes der riesigen MSCI-Familie des Finanzdienstleisters Morgan Stanley Capital International (MSCI)[1].
Auch viele Blogleser besitzen ETFs oder Indexfonds auf den MSCI World-Index und fragten aus aktuellem Anlass in den letzten Wochen verstärkt nach meiner Meinung zu seiner Eignung für eine „weltweite Anlage“.
Was steckt im MSCI World-Index?
Viele wissen es längst: Der (simple) MSCI World-Index konzentriert sich ausschließlich auf große und mittlere[2] Unternehmen von entwickelten Volkswirtschaften.
Stand Januar 2025 sind exakt 1.395 Unternehmen aus 23 Industrieländern in diesem Index abgebildet. Ende 2020 waren es übrigens noch rund 1.650 Unternehmen.
Doch hätten Sie gedacht, dass z.B. China, Südkorea & Taiwan keine entwickelten Industrienationen im Sinne des MSCI World-Index sind? Als ich das hörte, fiel mir doch schier mein Samsung-Handy aus der Hand. Auch blicke ich ungläubig auf all die Geräte mit TSMC-Chips in meiner Umgebung… Die Bezeichnung entwickelte Industrienation ist also ziemlich hinterfragenswert.
Was ist die aktuell immer stärker werdende Kritik am MSCI World-Index?
Dass der MSCI Word-Index kein echter Welt-Index ist, war schon immer so und ist somit kein aktueller Kritikpunkt.
Heikel ist jedoch, dass …
Erstens
der Anteil von US-Aktien in den letzten Jahren immer weiter zugenommen hat – und von vielen Marktbeobachtern als ungemessen hoch eingeschätzt wird. Zumindest für Anleger, die einigermaßen breit gestreut in Industrieländer investieren wollen[3].
Zweitens
der Anteil einiger weniger Aktien (erraten: das sind die 7 US-High-Tech-Werte, die auch unter der Bezeichnung „Magnificent Seven“ bekannt sind), ebenfalls stetig zugenommen hat.
Beide Kritikpunkte lassen sich durch „harte Fakten“ unterlegen:
Zum ersten Punkt
Der Anteil von US-Aktien im MSCI World-Index stieg bis Anfang 2025 auf rund 72% der gesamten im Index investierten Mittel. Vor 10 Jahren betrug dieser Anteil noch rund 55%. Vor 15 Jahren lag er deutlich unter 50% – was ja auch bereits recht viel ist, wenn man vom Gedanken inspiriert ist, „in die Welt“ zu investieren.[4]
Zum zweiten Punkt
Allein der Anteil der als Magnificent Seven bekannten US-High-Tech-Werte, also: Alphabet (Google), Amazon, Apple, Meta Platforms (ehem. Facebook), Microsoft, Nvidia und Tesla vereinen Anfang 2025 einen Anteil von über 20%[5] des angeblichen Weltmarkt-Index auf sich.
Da muss man keine Kapitalmarkttheorie studiert haben, um zu verstehen: Langfristig gesund und risikoeffizient ist eine solche Anlage ganz sicher nicht! Da sind einfach zu große Klumpen in der Suppe.
Marktkapitalisierung versus Bruttosozialprodukt als „Spielregel“ von Aktienindizes
Wir sind nur allzu leicht bereit, vorgefundene Spielregeln als „natürlich“ oder „normal“ oder „ist halt so“ zu akzeptieren. Jedoch sind Spielregeln menschgemacht und keine Naturgesetze.
Im MSCI World-Index gilt nun folgende Spielregel: die einzelnen Unternehmenswerte sind nicht preisgewichtet (wie z.B. im klassischen Dow Jones-Index[6]), sondern entsprechend ihrer Börsenkapitalisierung (auch Marktkapitalisierung genannt) enthalten.
Auch die meisten anderen breit länderübergreifenden Aktienindizes, gewichten nach dem Anteil der Börsenkapitalisierung des jeweiligen Landes an der Gesamtkapitalisierung aller im Index enthaltenen Länder.
Man könnte jedoch auch theoretisch jedes im Index aufgenommene Land gleich stark gewichten. Oder nach der Bevölkerungszahl, den Quadratkilometern, oder oder oder.
Viele Gewichtungen erscheinen wenig nützlich. Sehr sinnvoll erscheint jedoch die Orientierung an der in jedem Land erbrachten Wirtschaftsleistung – also dem Bruttosozialprodukt jedes im Index enthaltenen Landes (BSP).
Den Unterschied zwischen beiden Varianten (Orientierung am BSP oder an der Börsenkapitalisierung eines Landes) erfassen Sie sofort bei der provokativen Frage:
Wollen Sie dort investiert sein, wo die Unternehmen am häufigsten an die Börse gehen und die höchsten Bankentürme stehen? Oder wollen Sie dort investiert sein, wo die meisten Güter und Dienstleistungen entstehen – ganz unabhängig davon, ob die Unternehmen börsennotiert sind oder nicht? So werden z.B. Bosch oder der gesamte deutsche Mittelstand kapitalmarktfern finanziert – und sind nicht börsennotiert.
Die nachstehende Übersichtstabelle zeigt die Gegenüberstellung der Länder mit den größten Anteilen am Welt-Bruttosozialprodukt im Vergleich mit ihren Anteilen am MSCI World-Index:
Rang |
Land |
Anteil am Welt-BSP |
Anteil im MSCI World-Index* |
1 |
Vereinigte Staaten |
25,32% |
74% |
2 |
China |
17,86% |
— 1 |
3 |
Japan |
4,21% |
5,36% |
4 |
Deutschland |
4,05% |
2,5% 3 |
5 |
Indien |
3,37% |
— 1 |
6 |
Vereinigtes Königreich |
3,05% |
3,43% |
7 |
Frankreich |
2,77% |
2,56% 3 |
8 |
Russland |
2,23% |
— 2 |
9 |
Kanada |
2,13% |
3% |
* Alle Prozentwerte wurden Stand Januar 2025 ermittelt und können sich naturgemäß jederzeit ändern. Daher geht es nicht um exakte Werte, sondern lediglich um die Größenordnungen.
1 Definitionssache: sowohl China als auch Indien gelten nicht als Industrieländer und sind daher im Index nicht enthalten.
2 Russland steht seit Beginn des Ukraine-Krieges 2022 unter Wirtschaftssanktionen – daher sind auch russische Aktien vom Handel ausgesetzt.
3 Nur bei den beiden EU-Ländern Deutschland und Frankreich ist der Anteil des BSP größer als der Anteil im Index.
Dieser Vergleich zeigt sehr gut, wie weit der MSCI World-Index davon entfernt ist, die Wirtschaft der Welt tatsächlich abzubilden. Besonders eindrücklich sind dabei bereits die ersten beiden Zeilen:
Die USA haben einen Anteil am Welt-Bruttosozialprodukt von rund ein Viertel, sind im MSCI World-Index jedoch mit einem Anteil von rund drei Viertel vertreten!
China hat einen Anteil am Welt-Bruttosozialprodukt von fast 18%, ist im MSCI World-Index jedoch gar nicht vertreten.
Unvorstellbar hohe Marktkapitalisierung der Magnificent Seven
Und noch ein Gedanke dazu, warum der MSCI World-Index weit davon entfernt ist, ein echter Welt-Index zu sein: Stand Anfang 2025 addieren sich die Gewichte der Magnificent Seven – also von nur 7 US-High-Tech-Unternehmen – auf über 20% des MSCI World-Index.
Vergleicht man das beispielhaft mit den Index-Gewichten von EU-Industrienationen, dann erschrickt man regelrecht über die Größenverhältnisse: Das kumulierte Gewicht aller im MSCI World-Index enthaltenen Volkswirtschaften der Eurozone erreicht gerade mal einen Anteil von gut 12% am MSCI World-Index. Auch wenn man noch das Vereinigte Königreich (UK) mit über 4% hinzunimmt, kommt man nicht annähernd an den Anteil der Magnificent Seven heran.
Soweit die Fakten. Ob das nun angemessen oder unangemessen, sachgerecht oder nicht ist, sollten Sie als Leser bitte für sich selbst entscheiden.
Sich selbst verstärkende Spirale durch Index-Konstruktion
Indizes, die – wie der MSCI World-Index – den Marktkapitalisierungsansatz ohne jegliche Begrenzung (Deckelung) anwenden, bewirken eine sich selbst verstärkende (Kurs-)Spirale.
Der Zusammenhang: Definitionsgemäß bildet der MSCI World-Index rund 85% der Marktkapitalisierung von jedem im Index enthaltenen Land ab. Dadurch verdrängen stark kapitalisierte Gewinner die kleineren Unternehmen, die den MSCI World-Index verlassen müssen. Die oben genannte Verringerung von 1.650 Werten im Jahr 2020 auf nur noch 1.395 im Januar 2025 hängt damit zusammen. Die ausgeschiedenen Aktien müssen von den Indextracker-ETFs veräußert werden und das freigewordene Kapital führt zum Nachkauf der verbleibenden Werte. Diese zusätzliche Nachfrage treibt die Kurse der „Glücklichen“ nochmals an.
Dass es auch anders ginge, beweisen z.B. die Spielregeln beim DAX®. Dieser hat nämlich eine Obergrenze (auch Deckelung oder Kappung genannt): Auch wenn die Marktkapitalisierung einer Aktie erheblich höher ist, wird ihre Gewichtung auf 15% begrenzt, um eine ausgewogenere Verteilung der Indexanteile zu gewährleisten. Bis 18. März 2024 betrug die maximale Gewichtung einer Indexkomponente sogar nur 10% (https://stoxx.com/solutions/dax-de/).
Wäre das für den MSCI World-Index nicht vielleicht auch eine gute Idee?
Und nun?
Wenn Sie die geschilderte Problematik der Klumpenbildung erkannt haben, können Sie unterschiedliche Gegenmaßnahmen ergreifen, von denen ich nur die kostengünstigen und einfachen (also dem KISS-Prinzip[7] entsprechenden) nachfolgend erläutere[8].
Zu Ihrem besseren Verständnis hilft vorab noch eine grundsätzliche Überlegung zu Klumpenrisiken am Kapitalmarkt.
Klumpenrisiken verstehen
Die angeblich so komplizierte Welt der globalen Finanzmärkte wird schnell einfacher, wenn Sie verstehen, dass Sie nur für systematische Risiken eine Prämie erhalten – also solche Risiken, die Sie nicht durch Streuung (Diversifikation) vermeiden könnten.
Unsystematische Risiken könnten Sie nämlich durch Streuung vermeiden. Warum sollte der Finanzmarkt Ihnen dafür also eine Prämie bezahlen?
Klumpenrisiken sind Risiken, die durch freiwilligen Verzicht auf Streuung entstehen. Sie sind das wichtigste Beispiel solch unsystematischer, unbezahlter Risiken.
Klumpenrisiken (engl. Concentration Risks) bezeichnen somit Verlustrisiken, die dadurch entstehen, dass Investoren ihr Kapital (unnötig) stark auf eine bestimmte Anlageklasse, Region, Branche oder sogar Einzelwerte konzentrieren.
Diese vom Kapitalmarkt nicht durch zusätzliche Risikoprämien vergütete Risikoerhöhung bewirkt, dass der Gesamtwert des Anlage-Portfolios ohne Not zu stark von der Entwicklung einzelner Positionen abhängt – und somit stärker schwankt als bei einer maximalen Risikostreuung (Diversifikation).
Kurzum: zusätzliches Risiko ohne Risikoprämie – keine gute Idee!
Den Zusammenhang zwischen den systematischen und unsystematischen Risiken zeigt die nachstehende Abbildung.
Beispiele für unsystematische (wegdiversifizierbare und damit vermeidbare) Risiken: wechselhafter Erfolg der einzelnen Unternehmen, z.B. Überraschungen in Produkt- und F+E-Pipeline, Vertriebserfolg, Betriebsunfällen und Managementfehlern bis hin zum Betrug
Beispiele für systematische (nicht wegdiversifizierbare, also unvermeidbare) Risiken: Weltwirtschaftskrisen, überregionale Naturkatastrophen, Weltkriege, Asteroid trifft die Erde…
Was tun?
1 | ETF auf Index wählen der nicht dem Marktkapitalisierungsansatz folgt
Es gibt breit streuende ETFs, die vom Marktkapitalisierungsansatz abweichen und sich
- entweder an der Wirtschaftsleistung der Volkswirtschaften orientieren
- oder das Gewicht von Einzelwerten oder Ländern durch eine Deckelung begrenzen[9].
Nachteile
- Diese Produkte sind jedoch regelmäßig (erheblich) teurer als die ungedeckelten Alternativen.
- Sie hätten solche gedeckelten Produkte (hätte, hätte, Fahrradkette… 😉) schon von Anfang an kaufen sollen. Denn wenn Sie jetzt umschichten, lösen Sie wahrscheinlich durch die Realisation Ihrer Kursgewinne kräftige Steuerzahlungen aus. Und Sie hätten die Kursgewinne doch wahrscheinlich lieber noch etliche Jahre, abgesehen von der Vorabpauschale, unversteuert weiter für sich arbeiten lassen wollen, oder? Also nicht die beste Idee.
2 | ETF auf breiteren Index wählen
Indem Sie Ihr Geld in ein Produkt auf einen „echten“ Weltmarkt-Index anstatt des MSCI World-Index investieren, könnten Sie die Klumpenbildung schon ein gutes Stück reduzieren.
Idealer Weise sollten Sie dabei nicht nur Schwellenländer einbeziehen, sondern auch Unternehmen mit geringerer Marktkapitalisierung, weil die Summe beider Erweiterungen die Klumpen am besten reduziert.
In Betracht kommen Index-Tracker auf den
FTSE Global All Cap Index[10] oder den
MSCI ACWI IMI Index (All Country World Investable Market).
Nachteil: Die Verminderung der Klumpen gelingt auch hier aufgrund der Index-Konstruktionen nur in begrenztem Umfang.
Schlussfolgerung: Nur wenn die Bequemlichkeit im Vordergrund steht, insbesondere bei kleinen Anlagebeträgen oder einem ETF-Sparplan für die ersten Schritte, scheint dieser pflegeleichte Lösungsansatz geeignet.
Aber für die Anlage größerer Kapitalbeträge ist er eher nicht ausreichend (siehe Lösungsansätze 3 und 4).
Und für Anleger, die bereits erhebliche Geldbeträge im einfachen MSCI World-Index investiert haben, ist dieser Lösungsansatz völlig unbefriedigend. Sie müssten sich steuerschädlich vom Altbestand trennen, siehe die steuerlichen Überlegungen von oben.
3 | Zusätzliche ETFs anderer Regionen/Wirtschaftsräume beimischen
Da der Lösungsansatz 2) zwar in die richtige Richtung geht, aber alleine noch nicht ausreicht, könnte man das erkannte Klumpenrisiko auch dadurch vermindern, dass man die bestehende MSCI World-Position zumindest um ETFs auf Schwellenländer-Aktien und Europa ergänzt[11].
Dafür kämen ETFs oder Indexfonds auf insbesondere folgende Indizes in Frage:
Für die Schwellenländer:
FTSE Emerging Markets Index,
MSCI Emerging Markets Index oder
MSCI Emerging Markets IMI Index.
Für die Erhöhung des Europa-Anteils kommen Produkte auf insbesondere folgende Indizes in Frage:
STOXX Europe 600 (breiter, 600 Aktien aus 17 europäischen Ländern)
EURO STOXX 50 (enger, 50 Aktien nur aus dem Euro-Raum)
MSCI Europe (breiter, ca. 400 Aktien aus 15 europäischen Ländern)
FTSE Developed Europe (breiter, ca. 400 Aktien aus 15 europäischen Ländern)
Gerade deutsche Anleger, die sich wegen des vermeidbaren Klumpenrisikos von Beständen heimischer Einzelaktien zugunsten von ETFs getrennt haben, spüren oft das Bedürfnis, die wahrgenommene Lücke zwischen dem höheren BSP-Anteil Deutschlands am Welt-Bruttosozialprodukt und der geringen Berücksichtigung deutscher Aktien im MSCI World-Index durch eine kleine Position von Deutschland-ETFs zu verringern.
Für Deutschland in Frage kommen Produkte auf Indizes aus der
DAX®-Familie[12] sowie auf den
Germany All Cap Index.
Das obige Bedürfnis ist nachvollziehbar. Aber auch hier sollte die Lösung nicht unnötig kompliziert werden und der Überblick gewahrt bleiben. Schlagwort: Überdiversifizierung.
4 | Neu und sehr simpel: MSCI World ex USA-Index als Gegengewicht
Ein überraschend einfacher Lösungsansatz wird unter Fachleuten schon lange diskutiert, nämlich die Beimischung eines Gegengewichtes zum MSCI World-Index, welches US-Aktien konsequent ausschließt.
Kurzum: MSCI World ex USA-Index
Der MSCI World ex USA-Index unterscheidet sich vom MSCI World-Index dadurch, dass keine US-Unternehmen enthalten sind. Dadurch sind alle anderen Unternehmen und Länder aus dem ursprünglichen MSCI World-Index nun höher gewichtet.
Zur Klarstellung: Durch diesen Ausschluss wird gleichzeitig der US-Anteil als auch der Magnificent-Seven-Klumpen eliminiert. Jedoch sind auch hier weder Emerging-Market-Aktien noch kleinere Unternehmen enthalten. Die Anzahl der Index-Positionen reduziert sich folglich von aktuell rund 1.400 auf rund 800.
Klingt zwar nach schwarzer süßer Limonade, die kein Cola ist. Jedoch gibt es diesen nützlichen Index schon seit dem letzten Jahrhundert (konkret 1986), also vor dem Siegeszug der ETFs. Institutionelle nutzen diesen Index also schon lange. Jedoch wurden für Privatanleger die ersten UCITS-konformen ETFs auf diesen Index erst März bzw. September 2024 zum Vertrieb in Deutschland zugelassen.
Ein kurzer Blick auf die beiden Produkte zeigt große Ähnlichkeiten
Name |
ISIN / |
TER |
Ertrags- |
Volumen in Euro |
Xtrackers MSCI World ex USA UCITS ETF 1C |
IE0006WW1TQ4 / vollständig replizierend |
0,15 | thesaurierend | rund 500 Mio. |
Amundi MSCI World Ex USA UCITS ETF UCITS ETF Acc | IE00085PWS28 / Vollständig replizierend |
0,15 | thesaurierend | rund 2 Mio. |
Eine Anlage in den MSCI World ex USA-Index kommt sowohl als Bestandteil eines neu gebildeten ETF-Portfolios in Frage, als auch zur Korrektur eines aus der Balance geratenen Bestandsportfolio (= Entklumpungskur).
Falls Sie neues Geld in Aktien anzulegen haben, können Sie zur Klumpen-Vermeidung dieses einfach in eines dieser Produkte statt in einen Welt-ETF mit immer noch zu hohem USA-Anteil investieren.
Falls Sie keine Mittel verfügbar haben, schichten Sie einen (überschaubaren) Teil Ihres bestehenden ETF-Bestandes in ein wenig der obigen Entklumpungs-Medizin um. Bei dieser Umschichtung werden Sie wahrscheinlich steuerpflichtige Gewinne realisieren und Transaktionskosten haben, aber eben nur auf den verkauften Teil und nicht das gesamte Depot.
Fazit
Sie haben verstanden, dass die obigen Überlegungen keine spekulative Empfehlung darstellen und völlig prognosefrei sind. Niemand kann die weitere Kursentwicklung von einzelnen Ländern oder Branche vorhersagen. Alles kann passieren – auch das Gegenteil.
Meine Überlegungen basieren rein auf den Erkenntnissen der Kapitalmarkttheorie und sind jahrzehntelang solide angewandte Handwerkskunst. Sie helfen Ihnen, unbezahlte Risiken abzubauen, indem Sie Klumpenrisiken reduzieren.
Ganz nach meinem Lieblingsmotto, dass man besser bremsen sollte, bevor es geblitzt hat.
Denn ich kann mir heute schon vorstellen, wie Experten in ein paar Jahren darüber ablästern, dass brave Anleger, die eigentlich ihr Geld weltweit streuen wollten, dies faktisch zu 72% in den USA investiert haben und dazu beitrugen, 7 US-amerikanische High-Tech-Unternehmen weit höher als die Summe aller europäischen Aktienmärkte zu bewerten.
Lassen Sie diese Gedanken mal auf sich wirken…
Und was bedeutet das konkret für Sie?
- Einsteiger – insbesondere Menschen mit geringem Vermögen und/oder geringer Sparfähigkeit – möchten häufig z.B. aus Bequemlichkeitsgründen nur einen einzigen Aktien-ETF mit möglichst breiter Streuung besitzen.
- Aufgrund der Medienpräsenz und eines missverständlichen Namens haben viele Anleger Produkte auf den MSCI World-Index erworben
- Der MSCI World-Index ist jedoch kein Welt-Index.
- Weltweit haben Private nur verlässlichen Zugang zu ca. 11.000 – 12.000 börsennotierten Unternehmen. Nur diese gelten also als „investierbar“[13].
- Der MSCI World-Index investiert aktuell lediglich in rund 1.400 Unternehmen aus 23 Industrieländern (zum Vergleich: FTSE Global All Cap Index = ca. 10.000 Aktien). Der MSCI World-Index weist damit gleich zwei nachteilige Klumpenrisiken auf: 1. Klumpen: über 70% USA-Aktien. 2. Klumpen: über 20% konzentrieren sich auf nur 7 US-amerikanische High-Tech-Aktien (Magnificent Seven).
- Die etwas bessere Anlagealternative für Kleinsparer und besonders Bequeme, die nur ein einziges Produkt wünschen, sind ETFs auf umfassendere Welt-Indizes (vgl. Auflistung oben im Text).
- Diese Produkte investieren auch in Aktien von Schwellenländern und haben auch einen kleinen Anteil von Werten mit geringer Marktkapitalisierung (so genannte Small Caps). Auf alle Fälle für Bequeme eine ordentliche Wahl.
- Es gibt Produkte (gemanagte Fonds und aktive ETFs), bei denen die Anbieter in einem einzigen Fonds diese Klumpenrisiken noch stärker vermeiden (z.B. durch Wahl eines anderen Index, Orientierung der Indexgewichte am Bruttosozialprodukt anstatt der Marktkapitalisierung oder Höchstgrenzen für Länder oder einzelne Aktien).
- Diese Produkte sind jedoch meist erheblich teurer – selbst die preiswertesten liegen mit ca. 0,5% p.a. bei mindestens den doppelten Kosten einer – immer noch einfachen – selbstgemachten Lösung.
- Um den Klumpenrisiken einer 08/15-MSCI-World-Anlage zu entgehen, können Sie in die bei diesem Index untergewichteten oder sogar ganz fehlenden Märkte separat investieren. Eine solche Vorgehensweise sollte aber nach dem KISS-Prinzip erfolgen, also unnötige Komplexität und die Gefahr der Überdiversifizierung vermeiden.
- Die simpelste Lösung besteht darin, klassische MSCI-World-Anlagen durch eine Position in MSCI World ex USA zu ergänzen. Damit können Sie gleichzeitig sowohl das Klumpenrisiko des hohen USA-Anteils als auch des hohen Anteils von nur 7 US-High-Tech-Aktien in Ihrer Anlage beliebig reduzieren. Einen ETF auf Schwellenländer sollten Sie jedoch zusätzlich bedenken.
- Erst seit wenigen Monaten sind zwei UCITS-konforme ETFs auf den MSCI World ex USA-Index für deutsche Anleger zugänglich (Produktmerkmale siehe oben).
- Ich mache keine Prognosen, spekuliere also nicht darauf, welche Länder, Regionen oder Branchen sich in der nahen Zukunft besser oder schlechter entwickeln. Ich weise lediglich darauf hin, dass eine klassische MSCI-World-Anlage zwei beträchtliche Klumpenrisiken enthält, die aus wissenschaftlicher bzw. „handwerklicher“ Sicht unvorteilhaft sind. Denn bei Klumpen handelt es sich um zusätzliche Risiken, die nicht durch eine Risikoprämie vergütet werden.
Nun bin ich sehr gespannt, ob Ihnen dieser Blogbeitrag geholfen hat. Schreiben Sie Ihre Gedanken gern in die Kommentare. Und empfehlen Sie den Beitrag weiter.
Herzliche Grüße
Hartmut Walz
Sei kein LeO!
[1] Es gibt Quellen, die von „weit über 100.000 Indizes“ des Anbieters MSCI sprechen. Jedoch lässt sich die wirkliche Zahl nicht verifizieren, da der Anbieter MSCI diese nicht veröffentlicht. Zudem werden auch spezielle Indizes für Institutionelle Marktteilnehmer wie Investmentbanken, Pensionsfonds oder Zertifikate-Anbieter erstellt. Diese sind „Einzelanfertigungen“ und für den Privatanleger nicht zugänglich oder nutzbar.
[2] Humorvoll gesagt, sind das aber nur die größten der mittleren Unternehmen.
[3] Für Anleger, die ausschließlich in US-Aktien investieren wollen, gibt es viele Produkte, z.B. auf den S&P 500 (ein Aktien-Index mit den Aktien der 500 größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen), den Russel 3000 (mit den 3.000 Unternehmen der USA mit der höchsten Marktkapitalisierung und damit der Abbildung von ca. 98% der US-amerikanischen Marktkapitalisierung) oder den Russel 2000 (einem Unter-Index mit den 2.000 kleineren Unternehmen des Russel 3000 – oder anders gesagt, ohne die 1.000 größten des Russel 3000) oder den Wilshire 5000 (mit allen börsennotierten Unternehmen mit Hauptsitz in den USA).
[4] Die Entsprechung zum MSCI-World-Index ist der FTSE Developed Index. Und dessen Bezeichnung ist schon viel realistischer und zeigt sofort, dass im Index lediglich die entwickelten Industrieländer und eben keine Schwellenländer enthalten sind.
[5] Da Börsenkurse naturgemäß täglich schwanken, können es leicht einmal 2% mehr oder weniger sein – was aber an der Aussagekraft der Klumpen-Problematik nichts ändert.
[6] Der klassische Dow Jones-Index ist ein rein preisgewichteter Index, was eine sehr ungewöhnliche Methode für eine Index-Zusammenstellung und nur aus der Historie heraus erklärbar ist.
[7] KISS – Keep It Simple and Stupid – also halten Sie die Dinge möglichst einfach, denn Komplexität ist immer Ihr Feind.
[8] Nicht näher eingehen möchte ich auf die Absicherung von Kursrisiken über Derivate, den Kauf von Einzelaktien zur Verbesserung der Streuung oder den Kauf von aktiven Fonds, die einen geringeren Anteil der Magnificent Seven und/oder von US-Aktien generell versprechen.
[9]) Eine interessante Lösung bieten auch Produkte mit dem – weitgehend unbeachteten – RAFI-Index. RAFI steht für Research Affiliates Fundamental Index. Vgl. vertiefend: https://www.rafi.com/no-cookies
[10] Zum Beispiel beträgt der US-Anteil des FTSE Global All Cap Index Stand Januar 2025 „nur“ noch ca. 57%, also deutlich weniger als beim MSCI World-Index. Das ist aber hinsichtlich einer breiten Streuung wohl immer noch zu viel. Gleiches gilt für den Anteil der Magnificent Seven, die immer noch mit ca. 15% zu Buche schlagen.
[11] Zusätzlich könnte man noch als Ausgleich zu den übergewichteten Titeln mit hoher Marktkapitalisierung einen oder mehrere Small Cap-ETFs erwerben. Ob sich diese Mühe lohnt oder die Gesamtlösung zu komplex und gar nicht mehr KISS ist, muss jeder Anleger für sich selbst entscheiden.
[12] Die DAX-Indizes: https://stoxx.com/solutions/dax-de/ (auf der Webseite auch ganz nach unten scrollen)
[13] Zwar nennt Statista Stand 2022 insgesamt ca. 47.500 börsennotierte Unternehmen, jedoch findet in einem hohen Anteil dieser Werte kein regelmäßiger Aktienhandel statt. Nur Aktien, die durchgängig handelbar – also liquide – sind werden als „investierbar“ bezeichnet.
Erschienen am 17. Januar 2025.
Der Hartmut Walz Finanzblog ist unabhängig, kosten- und werbefrei. Ich erhalte für Links und Empfehlungen keinerlei Honorar, Kick-back, Beteiligung o. ä. Mich nährt nur die Anerkennung ehrbarer Menschen. Und die Vision, dass Deutschland ein ehrlicherer Platz für Sparer und Vorsorgende werden wird.
Guten Tag Herr Prof. Walz,
in Ihrem Beitrag weisen Sie u.a. auf Index-Tracker auf den FTSE Global All Cap Index als möglichen geeigneten Weg zur Gegensteuerung bzgl, des von Ihnen erläuterten Klumpen-Risikos hin. Bis auf ein ESG-Produkt auf diesen Index konnte ich jedoch keine derartigen ETF finden. Übersehe ich da etwas?
Viele Grüße
Dixie
Liebe/r Dixie, nein, Sie übersehen da nichts und genau das von Ihnen gefundene Produkt ist m.E. eine Überlegung wert.
Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Weil es mich so angesprungen hat.
„Dass es auch anders ginge, beweisen z.B. die Spielregeln beim DAX®. … Auch wenn die Marktkapitalisierung einer Aktie erheblich höher ist, wird ihre Gewichtung auf 15% begrenzt, um eine ausgewogenere Verteilung der Indexanteile zu gewährleisten. Bis 18. März 2024 betrug die maximale Gewichtung einer Indexkomponente sogar nur 10%. …“
Die 10%-Regelung hat vor 2 Jahren Linde aus dem DAX getrieben und die Erhöhung auf 15% hat sie nicht zurückgeholt; Linde ist jetzt an der NASDAQ notiert und steht auf Platz 42 im S&P 500. Die DAX-Begrenzung hat somit die beklagte Übermacht der US-Aktien gefestigt. Chapeau, geliefert wie bestellt!
Mir persönlich ist der hohe USA-Anteil auch etwas unheimlich, sodass ich auch darüber nachdenke die Amis samt dem Vaterlandsverräter Linde niedriger zu gewichten. Aber will ich wirklich die Gewinner verkaufen/untergewichten und die Loser übergewichten?
Verdoppel ich den BASF-Anteil weil ich die Bosch nicht kaufen kann?
***Kommentar vom Blogbetreiber hier gekürzt***
Liebe/r FutsieOalWörld, Ihr – z.T. etwas widersprüchlicher Kommentar – zeigt – vielleicht ungewollt – den Konflikt zwischen Anlegerinteressen einerseits und den Interessen der sich finanzierenden Unternehmen am Beispiel der Linde-AG auf.
Es gibt zwar noch mehr Kriterien und Motive als die von Ihnen genannten, jedoch wenn man Ihrer Argumentation folgt, dann priorisieren die US-Spielregeln die Interessen von kapitalisierungsstarken Unternehmen, während z.B. die DAX-Spielregeln stärker das Diversifikationsinteresse der AnlegerInnen im Blick haben.
Diese Divergenz hat sowohl kurzfristige als auch langfristige Folgen, die von beiden Parteien/Seiten je nach Horizont unterschiedlich bewertet werden.
Aus der Sicht eines risikoorientierten Langfristinvestors ist die DAX-Spielregel höchstwahrscheinlich vorzugswürdig, während kurzfristig und spekulativ orientierte Anleger die stärkere Blasenbildung und selbstverstärkenden Effekte von ungedeckelten marktkapitalisierten Indizes als Vorteil bewerten.
Ich möchte das überhaupt nicht bewerten ganz nach dem Motto – jedem Tierchen sein Pläsierchen.
Meine Analyse will Privatanlegern lediglich helfen zu verstehen, welche Klumpen sie mit einem reinen MSCI-World-Investment eingehen. Wer das verstanden hat und anstrebt – nur zu! Es gibt auch Menschen, die Zertifikate erwerben, die ausschließlich in die Magnificent 7 investieren….
Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Seit Beginn des Ukraine-Krieges bin ich skeptisch bei Emerging-Markets. Will man seine Altersvorsorge wirklich von Ländern abhängig machen, bei denen von heute auf morgen die Werte nicht mehr handelbar sind? Ist einem dieses Risiko wirklich lieber als ein zu hoher Anteil eines namhaften US-Software-Herstellers? Schwierige Frage.
Und Europa? Bei mir etwas übergewichtet. Man muss aber auch feststellen, dass einem bis auf dänische Pharmahersteller oder der Schweizer Dreifaltigkeit nicht viel einfällt. Ob die Zukunft hier bei uns ihr zuhause hat, daran kann man zweifeln.
Eigentlich ist man dann als Lösungsansatz bei Produkten, die ein Portfolio aus Aktien Renten und Rohstoffen zusammenstellen, die Aktien nach BIP gewichten und dem Anleger diese Fragen abnehmen.
Wenn ich als junger Mensch jetzt starten würde, dann würde ich einen FTSE All World nehmen.
Wenn man wie ich schon einige Jahre auf dem Buckel hat, dann verkauft man halt was und schichtet um (irgendwann zahlt man ohnehin Steuern und wer weiß, wie lange man noch von der pauschalen Abgeltungssteuer Gebrauch machen kann). Oder man begnügt sich mit den Ausschüttungen des Developed World oder MSCI World, die sich über die Jahre auch gut entwickelt haben (auch wenn das von wissenschaftlicher Seite kritisch beäugt wird), was am Ende übrig bleibt ist dann für die lachenden Erben.
Die US-Riesen müssen ja auch nicht mit einem großen Knall untergehen. Andere können sich daran vorbei schleichen, eine Riese kann langsam schrumpfen.
Also: Nicht verrückt machen.
Auf einem Buchdeckel heißt es: Cool bleiben und Dividenden kassieren!
FG
H.
Liebe/r H., danke für Ihre persönlichen Überlegungen, die Sie mit unserer Community teilen, auch wenn dieses nicht so ganz widerspruchsfrei und stimmig sind.
Im Ergebnis ist – wie wir alle wissen oder wissen sollten – die Eigenkapitalprämie eine Risikoprämie. Und Risikoprämien gibt es eben nicht umsonst, sondern nur für Risikoschmerzen.
„Risikofreie“ Zinsen, sind jedoch nach Inflation auch meist negativ – also sichere Verluste.
Ich schreibe „alles kann passieren – auch das Gegenteil“ und zeige unaufgeregte Möglichkeiten, um mögliche Klumpenrisiken zu reduzieren – wenn man das möchte. Also genau das Gegenteil von Spekulation und vor allem auch von „verrückt machen“.
Cool bleiben ist auf alle Fälle prima – ob aber ein einseitiger Dividendenfokus sinnvoll ist oder aber die nächste Spekulationsfalle darstellt, darf man auch mit etwas Vernunft hinterfragen. Mehr als einen markigen Buchtitel sehe ich hinter Ihrem Abschlusszitat eben auch nicht.
Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Hallo Herr Walz,
vielen Dank für Ihre wunderbaren Blogbeiträge, die – obwohl für den Laien verständlich – doch immer so viel mehr Verständnis der zugrundeliegenden Zusammenhänge ermöglichen, als das allermeiste in dieser Richtung in Publikumsmedien!
Ich wünsche mir von Ihnen nicht, dass Sie (wie Finanztube-Sendungen immer wieder andeuten) Ihr persönliches Portfolio offenbaren, oder dass Sie einen Kommentar zu meinen Kapitalanlagen abgeben; und Anlageberatung sowieso nicht 😉
Aber wenn ein guter Freund von Ihnen fragte: „Hartmut, ich hab mich für eine Mischung aus MSCI World, Euro Stoxx 600 und Emerging Markets entschieden – die optimale Gewichtung weißt auch Du im Voraus natürlich auch nicht – aber nenn mir doch bitte mal drei Prozentwerte, die sich zu 100% addieren!“
Was wäre Ihre Antwort?
🙂
Beste Grüße von Till
Lieber Herr Walz,
vielen Dank für den zum Nachdenken anregenden und aufschlussreichen Artikel.
Einen Punkt möchte ich aber noch anbringen:
Wenn man für eine Gewichtung nach Wirtschaftsleistung (BSP) des jeweiligen Landes diese durch die an den jeweiligen nationalen Börsen gelisteten Unternehmen abbilden möchte, dann setzt dies doch aber voraus, dass diese Unternehmen ihre Umsätze ausschließlich auch im jeweiligen Land erzielen.
Viele der insbes. an den US-amerikanischen Börsen gelisteten (großen) Unternehmen sind aber doch global agierende Firmen, deren Wohlergehen ja nicht nur von der wirtschaftlichen Gesundheit der USA abhängt.
Bspw. beträgt der Umsatzanteil von Microsoft in den USA „nur“ etwa 50%, während die anderen 50% im Rest der Welt erwirtschaftet werden.
Und da gibt es sicherlich noch viele weitere Beispiele für solche Global Player, ich denke da nur an Apple, Coca Cola, VISA oder McDonald’s.
Ein anderes Beispiel wäre die Firma Linde, die seit kurzem nicht mehr an der deutschen Börse sondern in den USA gelistet ist (und damit auch nicht mehr im DAX, aber dafür im S&P 500 zu finden ist), ohne dass sich m.W. die regionale Umsatzverteilung zeitgleich geändert hätte.
Meine Frage:
Springt der Schluss, dass ein großer USA-Klumpen schädlich fürs Portfolio ist, nicht insofern zu kurz, als dass gerade die großen an den US-Börsen gelisteten Unternehmen in Wirklichkeit gar keine US-Unternehmen sind, sondern vielmehr globale Unternehmen, die ihre Umsätze in allen Ländern der Welt machen, aber eben „zufälligerweise“ an einer US-Börse gelistet sind?
Die Tatsache, dass gerade mal sieben Unternehmen einen 20% dicken Klumpen im MSCI-World ausmachen, ist davon natürlich unbenommen.
Beste Grüße
Stefan
Lieber Stefan, Danke für Ihre Überlegung. Wir wissen, dass die von Ihnen genannte Voraussetzung nicht gegeben ist. Die aktuelle Kursentwicklung der DAX-Unternehmen liegt z.B. daran, dass diese einen sehr hohen Auslandsanteil haben.
Im Ergebnis relativiert Ihre richtige Überlegung (die jedoch in der aktuellen Diskussion schon einbezogen ist), die Kritik am Marktkapitalisierungsansatz etwas. Jedoch bleibt trotzdem noch ein guter Teil übrig. Und das Klumpenrisiko durch die Magnificent Seven auch.
Kurzum: Wir sind in der Gesamteinschätzung dicht beieinander und haben die Argumente gegenseitig offenbar gut verstanden.
Herzliche Grüße und alles Gute für Sie, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Hallo Herr Dr. Walz,
vielen Dank für Ihre interessanten Ausführungen zu diesem Thema. Ihre Überlegungen und Lösungsansätze finde ich alle sehr gut und hier sollte jeder etwas finden, um den USA-Anteil zu reduzieren, sofern man das will.
Seit ich in ETFs investiert bin stört mich in letzter Zeit auch der immer mehr steigende USA-Anteil getrieben vor allem durch einige wenige US-Firmen. Wahrscheinlich hat der Großteil Ihrer Leser einen größeren Teil des eigenen Geldes in einen oder mehrere ETFs investiert, in denen der USA-Anteil die dominierende Größe ist. So auch bei mir, aber ich bin inzwischen zu einem größeren Teil in Europa-ETFs investiert neben ein paar kleineren ETF-Anteilen (Schwellenländer, Japan. Small Caps), so dass mein USA-Anteil inzwischen sicher nur noch so um die 40% beträgt.
Einen Lösungsansatz, den ich auch ganz sympathisch finde, bieten auch indexnahe – nur minimal gemanagte – Aktienfonds. Zum Beispiel
– mit Begrenzung jeder Firma auf einen Maximalwert
– Gewichtung von Anteilen zu 50% mit BIP und 50% mit Marktkapitalisierung
– Anlage in allen Größenklassen von Unternehmen (also large, mid und small caps)
– Einbezug von Aktien aus Schwellenländern.
Dies bildet doch einen einen sehr interessanten Mix und führt zu einem USA-Anteil von max. 50%.
Einen Tod muß man sterben und es ist doch schön, wenn man heutzutage eine inzwischen so breite ETF-Auswahl hat, um seinen eigenen ETF-Mix zusammenzustellen, damit man ruhig damit schlafen kann. Mit reduziertem oder hohem USA-Anteil.
Was uns nach dem 20.Januar (Amtseinführung von DT) für die Welt und die Wirtschaft (Stichwort: Zölle) erwartet steht auf einem anderen Stern. Hoffen wir das Beste für uns alle.
Lieber Winfried K., herzlichen Dank für Ihre zusätzlichen Überlegungen und das konstruktive Beispiel. Das ist auf alle Fälle auch ein gangbarer Weg – vor allem, wenn auch die Kosten stimmen.
Herzlichen Grüße, weiter alles Gute, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Lieber Herr Professor Walz,
vielen Dank für einen weiteren interessanten Artikel. Ich bin ein treuer Leser ihres Blogs/Newsletters und habe auch schon die meisten Ihrer Bücher verschlungen. Diese waren für mich sehr aufschlussreich und haben mich viel gelehrt.
Ich habe mich am Anfang an ihr KISS-Prinzip gehalten und begonnen in den FTSE All World zu investieren. Um mein Aktienportfolio weiter zu diversifizieren und Klumpenrisiken zu minimieren, sind mit der Zeit noch einige ETF‘s dazu gekommen. Im Moment sieht es ungefähr wie folgt aus:
50% FTSE All World
15% Stoxx Europe 600
10% FTSE Emerging Markets
10% MSCI World Small Cap
10% MSCI World Value
5% MSCI Japan
Ich würde gerne von Ihnen wissen, ob ich mich bereits über diversifiziert habe und mich wieder mehr dem KISS-Prinzip zuwenden sollte oder ob ich mich noch im Rahmen des Vertretbaren bewege.
Von den zwei Smart Beta ETF’s erwarte ich mir keine Überrendite sondern ich habe sie wegen der zusätzlichen Diversifikation (Small Cap) bzw. wegen den hohen Bewertungen in den Marktkapitalisierten Indizes (Value) genommen. Kann man diese Auffassung vertreten oder liege ich hier falsch?
Beste Grüße,
Philipp
Lieber Philipp, danke für Ihre Frage. Sie haben in Ihrem Depot 6 Positionen und hinter jeder einzelnen steckt eine Überlegung von Ihnen. Ich sehe nicht, dass Sie mit 6 Postitionen das KISS-Prinzip verletzten. Und ob ich von „World Value“ bzw. einer extra Berücksichtigung von Japan überzeugt bin, tut nichts zur Sache. Also kein Anlass, Ihnen hier reinzureden.
Herzliche Grüße und weiter viel Erfol, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Lieber Herr Professor Walz,
vielen Dank für Ihre Einschätzung!
Beste Grüße,
Philipp
Lieber Herr Walz,
der Markt wird seine guten Gründe dafür haben, dass er derartige „Klumpen“ entstehen lässt. Oder anders herum gesagt: Marktteilnehmer werden auf großer Skala nicht alleine deswegen irrational, nur weil ein Unternehmen, Land oder eine Branche eine höhere Gewichtung hat. Die Gewichtung nach Marktkapitalisierung spiegelt als einzige die relative Marktkapitalisierung (=die kollektive Markteinschätzung) der Assets zueinander wider und ist damit die einzige gerade nicht willkürliche Gewichtungsmethodik. Jede andere Gewichtungsmethodik weicht von der Markteinschätzung diesbezüglich ab und spiegelt so gesehen nicht die Gleichgewichtsbedingung des Marktes von Angebot und Nachfrage wider. Wenn eine andere Gewichtungsmethodik einen erwartbaren Vorteil bieten würde, wäre diese längst vom Markt adaptiert worden und würde sich in der relativen Marktkapitalisierung widerspiegeln (insbesondere wenn Sie an die Markteffizienzhypothese glauben). Damit ist die Anlage nach Marktkapitalisierung die einzige rationale Anlageform für Anleger.
Unabhängig davon (be)handelt die Börse die Zukunft und nicht die Gegenwart (Stichwort BIP oder BSP), weshalb Ihre Überlegungen bzgl. Nachgewichtung von nach Marktkapitalisierung breit gestreuter Welt-ETFs nicht sinnvoll erscheinen.
Lieber Heinz, bitte erlauben Sie, dass ich Ihnen respektvoll, aber gleichwohl vehement widerspreche.
(1) Der Markt hat keine „guten Gründe“ und es ist nicht der Markt, sondern die Index-Spielregeln, die für Irrationalitäten und sich selbst verstärkende Effekte verantwortlich sind.
(2) Die Marktkapitalisierung ist keineswegs die einzige gerade nicht willkürliche Gewichtungsmethodik, da sie nichts mit der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaften zu tun hat, sondern sehr stark von kulturellen und strukturellen Eigenschaften der jeweiligen Kapitalmärkte geprägt sind. Dass in den USA zum Teil via SPACs schon Unternehmen in Frühphasen bzw. als Start-up an die Börse gebracht werden, während der deutsche Mittelstand kapitalmarktfern ist, hat nichts mit ökonomischer Leistungsfähigkeit zu tun.
(3) Die Tatsache, dass die Marktkapitalisierungsgewichtung so populär ist, wird von Börsenfachleuten unisono damit erklärt, dass die Ermittlung dieser Daten sehr einfach ist und auch ebenso ressourcenschonend und zeitnah aktualisiert werden kann.
(4) Dass die Anlage nach Marktkapitalisierung die einzige rationale Anlageform für Anleger sei, ist eine kühne These. Warum bieten RAFI und Co denn alternative Index-Konstruktionen an, obwohl die sich darauf beziehenden Produkte aufgrund des höheren Datenaufwandes rund doppelt so teuer sind als die ETFs auf Basis von Marktkapitalisierung?
(5) Dass die Überlegungen zur preiswerten und aufwandsarmen Optimierung von ETFs auf kapitalgewichtete Welt-Indizes Ihnen als „nicht sinnvoll erscheinen“, nehmen viele Fachkollegen, Verbraucherzentralen, Finanztest & Co. einfach mal zu Kenntnis.
Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Lieber Herr Walz,
herzlichen Dank für ihre wirklich tollen Empfehlungen sowie ihrer entspannten, amüsanten und faktenbasierten Schreibweise 🙂
Eine Bitte bleibt noch: Könnten Sie vielleicht ein paar Takte zu dem erwähnten RAFI-Index schreiben?
Herzliche Grüße
„Ihr Fan“ Michael E.
Lieber Michael E, besten Dank für die anerkennenden Worte. Ihre Bitte zu RAFI kann ich so schnell leider nicht erfüllen, da die Liste der Themenwünsche sehr lang ist und RAFI zwar interessant, aber nur ein Nischenthema ist. Daher bitte ich höflich um Ihr Verständnis.
Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Walz,
vielen Dank für Ihren interessanten Blogbeitrag und wertvollen Content.
Ich wollte Sie kurz nach Ihrer Meinung zu meinem nach Marktkapitalplatzierung gewichteten Portfolio fragen, welches sich wie folgt zusammenstellt:
iShares Core MSCI World UCITS ETF (Acc) – 60,00%
iShares Core MSCI EM IMI UCITS ETF (Acc) – 20,00%
iShares MSCI World Small Cap UCITS ETF Acc) – 10,00%
iShares Euro Government Bond 1-3yr UCITS ETF (Acc) – 10%
Ist das sinnvoll? Ich wollte es so einfach und übersichtlich wie möglich halte.
Vielen Dank und ein schönes Wochenende
Tobias Gross
Lieber Tobias Gross, bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich grundsätzlich keine Empfehlungen über die Struktur von ETF-Portfolios abgebe.. Jedoch fällt mir auf den ersten Blick schon folgendes auf:
(1) Ihr Portfolio ist kein reines Aktien-Portfolio, sondern ein 90 zu 10 Aktien-Anleihen-Mischportfolio. Ob ein Anleihenanteil von 10% angemessen ist (und ob Sie vielleicht zusätzlich noch Tages- oder Termingeldanlagen haben), kann ich von außen nicht beurteilen.
(2) Sie scheinen thesaurierende Produkte zu präferieren – auch hierzu gehen die Meinungen auseinander und ich nehme dazu hier nicht Stellung, da das ein anderes Thema wäre und die Produkte auch in ausschüttender Form erhältlich sind.
(3) Zum Anbieter möchte ich ebenfalls keine Empfehlung geben – es gibt einige andere Anbieter mit tollen Produkten auf genau die gleichen Indizes oder entsprechende Indizes aus der FTSE-Familie.
Wenn ich den Bond-Anteil herausrechne, kommt Ihr Vorschlag auf folgende Werte für die Aktien-ETFs:
MSCI World UCITS ETF – 66,00%
MSCI EM IMI UCITS ETF – 22,00%
MSCI World Small Cap UCITS ETF – 11,00% –> (Rest ist Rundungsungenauigkeit)
Mir fehlt hier eine Erhöhung des Anteils europäischer Aktien, die nämlich nach wie vor untergewichtet bleiben.
So, nun aber genug und alles Gute für Sie!
Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Lieber Herr Walz,
vielen Dank für Ihren wichtigen und wie immer sehr fundierten Beitrag, dessen Inhalt ich nur zustimmen kann. Zwei wissenschaftlich fundierte Fonds haben übrigens eine USA-Gewichtung von rund 50 Prozent. Ich selbst investiere übrigens auf der Aktienseite ausschließlich in einen der genannten ex-USA-ETFs (der größere, 37 Prozent) plus in einen S&P 500 ETF (49 Prozent) und in einen Emerging Markets ETF (14 Prozent). Das ist meines Erachtens übersichtlich, bei einem eventuellen Rebalancing gut nachzusteuern und auch kostengünstig. Und mit das Wichtigste: Ich fühle mich dabei wohl – und wünsche allen Anlegern, die ähnlich handeln, das Gleiche.
Ihnen alles Gute!
Viele Grüße
Jürgen Lenz
Lieber Jürgen Lenz, herzlichen Dank für Ihre Überlegungen und den Blick auf Ihre persönliche Portfolio-Struktur. Die konkreten Prozentwerte möchte ich nicht kommentieren – da hat jeder seine eigene Präferenz. Auf alle Fälle vorbildlich finde ich, dass Sie sich der Ländergewichtung Ihres Portfolios bewusst sind – und diese ohne viel Mühe nachverfolgen können. Chapeau!
Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Lieber Herr Walz,
Ihr Beitrag ist mal wieder ein echter „Walz“. Vielen Dank hierfür.
Als ehemaliger Ludwigshafener, der eine moderate Anzahl an Aktien einer hiesigen Firma mit den vier Buchstaben hält, der weiß, was ein Klumpenrisiko bedeutet. In diesem Fall hilft ein anderer Pfälzer, der es weit brachte, weiter: Aussitzen.
Bei der Betrachtung der Gewichtung von US-Aktien fehlt mir ein Gedanke: Wenn ich 10 Jahre zurückblicke und ich hätte damals einen „ehrlichen“ MSCI-World erstanden und den nun heute gegen einen Standard-US-World-ETF vergleiche, wie sähe die Ertragslage dann aus?
Viele Grüße
Hans Velec
Lieber Hans Velec, danke für Ihre wollwollenden Worte. Bei Ihrer Überlegung im letzten Absatz glaube ich einen typischen „Bias“, also eine anlagepsychologische Verzerrung zu erkennen, die eine Kombination von „Rückschaufehler“ (Hindsight Bias) und „falsche Orientierung an den Siegern“ (Survivorship Bias) darstellt.
Die sachliche Antwort ist wie bei jedem Anlass für ein Rebalancing klar: Natürlich waren die Klumpen besonders erfolgreich, sonst wären sie ja nicht zu Klumpen geworden.
Aber dieser historische Erfolg ist eben nichts wert, da Sie nicht historische Renditen investieren können. Nach jedem Spiel werden die Karten neu gemischt und die Gewinner von gestern sind eben nicht unbedingt die Gewinner von morgen. Angenommen Sie würden gerne Lotto spielen, würden Sie auf dem Lottoschein dieser Woche ja auch nicht die Gewinnzahlen der letzten Woche eintragen.
Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Wieder ein einfach schöner Artikel. Angenehm zu lesen, unaufgeregt, sachlich. Vielen Dank dafür.
Als ich vor einigen Jahren von aktiven Fonds auf ETFs umschichtete, bemühte ich diverse Literatur. G. Kommer, N. Braun (herrlich, wie er die Seite der Ausgaben, des Lebens beschreibt), auch M. Housel ist zu empfehlen – und natürlich Einfach genial entscheiden – nun sogar eines mit Widmung.
Jedenfalls wurde es eine Melange aus MSCI World, Small Cap, Emerging Markets und etwas Europa – eben aus obigen Gründen. Was in der Zukunft kommt, keine Ahnung – aber tatsächlich fühle ich mich gut dabei. Das ist doch schon was.
Um selber nicht in einen Bias zu fallen, habe ich es zusätzlich von einem Honorarberater prüfen lassen. Ich möchte hier einfach mal Thomas Beutler nennen dürfen, welcher auch als Verbraucherschützer tolle Dienste leistet. Ebendieser war auch zufrieden. Seit dem widme ich mich anderen Freuden. Sehr schön.
Vielen Dank für Ihre Arbeit, Herr Walz.
Lieber Hauke, danke für die Anerkennung und den kleinen Erfahrungsbericht. Ich lasse mal alle Genannten so in Ihrem Kommentartext stehen, da ich mit allen okay bin. Genau das ist, denke ich, unser aller Begehr: dass sich die Privatanleger ganz rasch und mit gutem Gefühl wieder ihren Lebensfreuden zuwenden können. Wirklich sehr schön.
Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Walz,
vielen Dank für Ihren ausführlichen und informativen Beitrag zum MSCI World ex USA. Ich stimme Ihnen zu, dass die zunehmende Konzentration des MSCI World auf US-amerikanische Aktien ein nicht unerhebliches Klumpenrisiko darstellt, das Anleger bewusst hinterfragen sollten. Auch Ihre Empfehlung, durch gezielte Indexkombinationen eine individuell abgestimmte regionale Gewichtung zu erreichen, halte ich für einen interessanten Ansatz.
Allerdings möchte ich eine kritische Frage in den Raum stellen: Was bringt es Privatanlegern, eine Region – z. B. durch den MSCI World ex USA als Beimischung zum MSCI World in Kombination mit einem ETF auf die Emerging Markets oder auch durch einen ETF, der gezielt nach Wirtschaftskraft gewichtet – stärker zu berücksichtigen, wenn ein wesentlicher Teil der Wirtschaftsleistung aus Unternehmen stammt, die gar nicht an der Börse vertreten sind? Ein Beispiel hierfür ist Europa, das im MSCI World gemessen an seiner Wirtschaftskraft unterrepräsentiert ist, da viele wirtschaftsstarke Unternehmen nicht an der Börse gehandelt werden.
Auch die wirtschaftliche Stärke Deutschlands basiert, wie Sie in Ihrem Beitrag feststellen, zu einem erheblichen Teil auf dem Mittelstand – einem Sektor, der bekanntlich nur in sehr geringem Maße an den Börsen repräsentiert ist. ETFs wie der Euro Stoxx 50 oder der DAX bilden zwar große börsennotierte Unternehmen ab, aber diese stehen oft nicht repräsentativ für die gesamtwirtschaftliche Stärke ihrer Region.
Im Folgenden nun eine hypothetische Annahme, die keine Prognose darstellen soll. Aber genau um die Erwägung von mehr oder weniger wahrscheinlichen Eventualitäten geht es ja bei der Diversikation. Nehmen wir also den Fall an, dass Europa in den nächsten Jahrzehrten wirtschaftlich floriert, während die USA stagnieren. Würde sich dies signifikant auf ETFs wie den Euro Stoxx 50 oder den DAX auswirken? Schließlich sind die großen börsennotierten Unternehmen in diesen Indizes nicht zwangsläufig diejenigen, die von einem wirtschaftlichen Aufschwung in Europa maßgeblich profitieren. Vielmehr könnten es Unternehmen sein, die nicht börsennotiert sind und somit nicht in den ETFs enthalten sind.
Daher stellt sich die Frage, ob eine Gewichtung nach Bruttoinlandsprodukt (BIP) tatsächlich sinnvoll ist, wenn sie letztlich auf börsennotierte Unternehmen angewendet wird, die nur einen Teil der Wirtschaft abbilden. Könnte es sein, dass sich dieses Vorgehen im Ergebnis nicht so stark von der aktuellen Marktkapitalisierungsgewichtung unterscheidet, was die Partizipation an einer potenziellen wirtschaftlichen Entwicklung angeht, wie man es sich wünschen würde?
Ich bin gespannt auf Ihre Gedanken zu dieser Überlegung und danke Ihnen nochmals für Ihre wichtigen Impulse zur kritischen Auseinandersetzung mit Indexkonstruktionen.
Mit freundlichen Grüßen
Bianca W.
Liebe Bianca W., herzlichen Dank für Ihre sehr gute Argumentation, die nicht besonders verbreitet ist. Ich kenne Sie jedoch aus Gesprächen mit den Lagern „Orientierung an Marktkapitalisierung“ versus „BSP-Orientierung“. Ganz prägnant zusammengefasst ist es ja die These, dass auch ein am BSP der verschiedenen Länder orientierter ETF eben nur in die börsenfähigen AGs investieren kann, da die übrigen einfach überhaupt nicht „investierbar“ sind.
So weit so klar – nun ist einfach die Frage, ob und wie stark der Erfolg der „Investierbaren“ mit dem der „nicht Investierbaren“ korreliert. Und hier unterscheidet sich die Auffassung der beiden oben genannten Lager. Mir ist keine belastbare Studie bekannt, die die Stärke dieser Korrelation untersucht. Und eine solche Untersuchung müsste ja auch die Datenkränze unterschiedlicher Volkswirtschaften jeweils einzeln prüfen, da von Land zu Land Unterschiede bestehen könnten.
Ihre Ausführungen schließen Sie mit dieser Frage ab: „Könnte es sein, dass sich dieses Vorgehen im Ergebnis nicht so stark von der aktuellen Marktkapitalisierungsgewichtung unterscheidet, was die Partizipation an einer potenziellen wirtschaftlichen Entwicklung angeht, wie man es sich wünschen würde? “
Meine persönliche Antwort darauf lautet: Ja, das könnte auf alle Fälle sein. Und deswegen würde ich niemandem anraten erheblich höheren Kosten für ein Indextracker-Produkt nur wegen des BSP-Ansatzes in Kauf zu nehmen. Und wenn Menschen überschaubare monatliche Sparbeiträge in ETFs anlegen, rate ich zu einem einzigen echten Welt-ETF (also eben nicht auf den MSCI World-Index). Wer aber preiswert und mit überschaubarem zeitlichen Aufwand die Klumpengefahr reduzieren möchte, hat mit den genannten Gegenstrategien auf alle Fälle nichts falsch gemacht.
Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Sehr geehrter Herr Prof. Walz,
vielen Dank für diesem aufschlussreichen Beitrag zum MSCI World, wie auch den vorhergehenden Beitägen, die für mich sehr informativ sind. Den Artikel werde ich inerhalb meiner Familie zur Diskussion weiterleiten, um deren Meinung dazu zu hören.
Bleiben Sie gesund, damit Sie noch viele Jahre uns Verbraucher aufklären können.
Viele Grüße, Jürgen.
Lieber Jürgen Gröhl, vielen Dank für Ihre Anerkennung und die guten Wünsche. Das finde ich super, dass Sie den Beitrag teilen – und miteinander diskutieren, klasse.
Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Lieber Herr Professor Walz, „Für die Erhöhung des Europa-Anteils…“ finde ich es praktischer einen Small Cap-Index auf europäische Aktien einzubeziehen. Europäische „Small Caps“ sind börsennotiert und nicht wirklich klein, sondern nur kleiner als die Large und Mid-Caps. Vor allem aber sind diese Unternehmen global höchst wettbewerbsfähig. So erhöhe ich meinen Europa-Anteil UND meine Streuung. Die Auswirkungen auf das CAPM habe ich nicht berechnet – ich dachte dafür sei die Academia zuständig… Oder vielleicht auch nur Ihre Empfehlung eines europäischen Small Cap Index – es gibt ja nicht nur einen.
Beste Dank.
Beste Grüße aus Süd-West.
Lieber Gabriel Hopmeier aus Süd-West, dass Sie die Erhöhung des Europa-Anteils gleich mit einer Steigerung des Gewichts von Small-Caps kombinieren wollen, ist auf alle Fälle ein gangbarer Weg, der auf meine Zustimmung trifft.
Einen Vergleich zwischen den verschiedenen europäischen Small-Cap-Indizes oder sogar die Empfehlung für einen davon möchte ich an dieser Stelle ungern leisten, da dies das Format eines Blogkommentars eindeutig sprengen würde. Zudem kleiner Spoiler: wir arbeiten gerade an einer Übersicht von Indizes, die für verantwortungsbewusste Langfristanleger in Frage kommen. Da werden zwar die Hanf-Indizes nicht vorkommen, sehr wohl aber auch die europäischen Small-Cap-Indizes ☺️
Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Lieber Hartmut,
wieder einmal eine wichtige und ausführliche Anregung zum Nachdenken. Es tut immer gut angestoßen zu werden und sich nicht zu sehr auf dem Bestehenden auszuruhen.
Allerbesten Dank für Deine beständige Mühe uns solche Zusammenhänge verständlich zu erläutern!!!!
Ralf Dujmovits
Lieber Ralf Dujmovits, sehr sehr gern. Als kleines Dankeschön (nicht nur) für die wunderschönen Bilder, die du zB. auf Instagram mit uns teilst… und ein bisschen haben die Zacken hoch zu den Bergspitzen ja was mit Kurs-Charts zu tun, oder 🏔️📈😄
Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Guten Tag Herr Walz,
in der Regel schätze ich Ihre Beiträge sehr, dieser hier lässt mich bisweilen aber verwundert zurück. So schreiben Sie „Denn alle den MSCI World-Index abbildenden ETF oder klassischen Indexfonds müssen ja die Aktien nachkaufen, deren Indexgewicht gestiegen ist. Diese zusätzliche Nachfrage treibt die Kurse der „Glücklichen“ nochmals an.“ Warum muss ein ETF Aktien nachkaufen deren Indexgewicht gestiegen ist?
Warum ist dieses Indexgewicht denn gestiegen? Wegen eines steigenden Aktienpreises vielleicht? Ach, aber dann ist ja auch die Aktie im ETF gestiegen und hat dementsprechend bereits die Gewichtung im ETF verändert. Oder die Aktie hat mehr Gewicht, weil eine andere ersatzlos herausgefallen ist? Auch dann beinhaltet die Lösung für den ETF keinen Kauf der gestiegenen Aktie. Einzig frisches Geld in den ETF wird zukünftig mehr auf diese gestiegene Aktie verteilt. Aber wenn Sie das ausdrücken wollten, würde ich zu einem erklärenden Nachsatz raten.
Lieber Timo Ranke, Danke für Ihren Hinweis. Auch wenn Aussage, die Sie verwundert zurückließ 😊, richtig ist, habe ich die Begründung auf Ihren Hinweis hin stringenter formuliert.
Ich bin zuversichtlich, dass Sie Ihnen nun besser gefällt. Der Nachkauf hat nur indirekt mit dem Preis der Aktien zu tun. Die zusätzliche Nachfrage nach den Gewinner-Aktien kommt direkt dadurch zustande, dass bei Index-Tracker-Produkten das freigesetzte Kapital derjenigen Aktien, die den Index verlassen müssen, ja wieder in den verbleibenden Index-Mitgliedern investiert werden muss.
Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Lieber Herr Walz,
wiederum eine erhellende Lektüre, der man (auch aufgrund der Leichtigkeit) anmerkt, wie viel Arbeit in ihr steckt.
Vielen Dank dafür!
Lieber Raimund Gebhardt, vielen Dank für die Anerkennung!
Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Solche Informationen mit annehmbaren Vorschlägen findet man nur selten.
Hohe Anerkennung für ihre aufschlussreiche Informationen.
Lieber Christoph, Ihre Anerkennung freut mich, vielen Dank.
Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Vielen Dank für diesen Blogpost!
zur Fußnote 4: Das FTSE Gegenstück zum MSCI World ist nicht der Developed All Cap, sondern der FTSE Developed.
Was würden Sie Anlegern raten, die nur in den FTSE Developed investiert sind (gewählt wurde er aus den hier genannten Gründen: etwas weniger USA, dafür mit Südkorea und Polen, mehr Marktbreite, über 2000 Titel)?
Option 4 fällt also eher aus, weil man dann Südkorea übergewichtet, sinnvoller wäre also (nur) Option 3?
Lieber Christian, DANKE! für Ihre Anmerkung zur Fußnote 4. Sie haben völlig Recht. Und ich habe das sogleich verbessert.
Zu Ihrer Frage: Hier stimme ich Ihrer Einschätzung zu, wenn Sie die Übergewichtung von Südkorea als problematisch empfinden (man könnte das ja auch als „noch in der Toleranz“ betrachten). Wenn Sie aber ganz konsequent vorgehen wollen, ist in der Tat die Vorgehensweise 4 die beste (gerade, wenn es um größere Beträge geht). Ein weiterer Vorteil ist, dass Sie auch in den kommenden Jahren mit diesen Modulen präziser nachsteuern können.
Herzliche Grüße, und nochmals vielen Dank, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Lieber Herr Walz, vielen Dank für Ihre Meinung.
Allerdings: bei FTSE Developed + MSCI World ex-USA fehlen mir dann immer noch die Schwellenländer. Am Ende wären es dann also auch drei ETFs (was ich nicht weiter schlimm fände).
In der Praxis ist es aber wohl fast unerheblich, ob ich den USA Anteil mit einem Europa ETF oder mit einem World ex-USA senke.
Interessanter wäre viel mehr die Frage, was ist riskanter: ein Übergewicht der USA oder ein Verzicht auf Schwellenländer.
Lieber Christian, Ihr Hinweis, dass bei Nutzung des MSCI World ex USA die Schwellenländer unverändert fehlen, steht bereits im Blogbeitrag – da sind wir also einer Meinung.
Und auf Ihre Abschlussfrage „was ist riskanter…?“ lautet meine Antwort: Beides ist vermeidenswert. Und ich finde es, ganz wie Sie, nicht weiter schlimm, wenn man zwei Produkte parallel einsetzt. Zwar würde auch der reine Schwellenländer-ETF schon die Klumpenrisiken verringern. Um dies aber stark genug zu tun, hätte man vielleicht einen zu hohen Schwellenländer-Anteil und käme vom Regen in die Traufe. Und da könnte – je nach Struktur des Aufgangsdepots – ein wenig MSCI ex USA nützlich sein.
Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Guten Morgen!
Imho gibt es nur zwei „All-in-one“ Lösungen auf ETF Basis, die das massive US Klumpenrisiko vermeiden.
Ich weiss, Sie sind nicht unbedingt ein Freund davon, aber um das Kind beim Namen zu nennen sind das ***Produktnennungen vom Blogbetreiber gelöscht***.
Die Kosten sind nur ein Bruchteil eines aktiv gemanagten Fonds und zudem sind auch Small Caps (andere Faktoren lasse ich mal außen vor) enthalten.
Die beiden ETFs bilden den gesamten Weltmarkt, ohne Abstriche ( die EM /SC fehlen komplett) wie eine Kombination aus MSCI World/ MSCI World ex USA, ab. Und die Regionenverteilungen werden automatisch nachjustiert.
Also „KiSS“.
Es geht natürlich günstiger als beide o.g. ETfs. Aber dann bedarf es schon ETFs mit entsprechenden Gewichtungen auf Nordamerika/Europa/EM/Japan/ Paz.ex Jap /Small Caps.
Das ist natürlich um einiges aufwändiger, und für Anleger, die sich um nichts kümmern wollen, nach dem Motto „fire and forget“ , natürlich nichts.
–
Ihnen gebührt ein grosser Dank für Ihre Missionierung und Anstrengungen, finanzielle Bildung zu verbreiten.
Das grösste Lob für Sie ist, dass man sich bei einer ärztliche Standesbank gern über Sie aufregt, weil dadurch die hauseigenen Produkte verschmäht werden. Die performen im Vgl zum breitgestreuten Markt halt leider wie ein eingewachsener Zehennagel, aber das verschweigt man den hauseigenen Opfern äh Kunden gerne….. 😉
Grüße von der Haardt.
Achim de Vries
Lieber Dr. Achim de Vries, mit Ihrem konstruktiven Kommentar kann ich bestens leben und habe diese Möglichkeit im Blogbeitrag ja auch erwähnt. Sie haben völlig recht, dass die Kosten dieser Produkte unter denen sonstiger gemanagter Fonds liegen. Trotzdem sind sie mehr als doppelt so hoch als die Do-it-youself-Lösung. Die Abwägung zwischen Kosten und Mühe bleibt jedem selbst überlassen.
_
Danke für Ihren Hinweis auf die „ärztliche Standesbank„, die mir ein herzliches Lachen beschert hat 😆
Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Immer wieder ein Erkenntnisgewinnung.
Vielen Dank auch für die Erklärungen in „einfacher Sprache“😊
Jetzt wäre eine Erläuterung zu Staatsanleihen in Fremdwährungen mit konkreten Hinweisen sehr hilfreich.
Grüße aus Ulm
Bütow
Lieber Ingo Bütow, danke für Ihre anerkennenden Worte.
Ihr Frage/Bitte zu einer Erläuterung zu Staatsanleihen in Fremdwährungen verstehe ich nicht ganz, denn das ist ja ein ganz anderes Thema.
Dass Anleger das Währungsrisiko von weltweiten Aktien-ETFs nicht „managen“ sollten, finden Sie hier schön erklärt:
https://hartmutwalz.de/gute-nachricht-waehrungsrisiken-bei-globalem-anlageportfolio-gar-nicht-so-schlimm/
Und Investitionsmöglichkeiten in Währungs-ETFs habe ich mit meinen beiden Beiträge über Anleihen-ETFs bereits erläutert:
https://hartmutwalz.de/anleihe-etfs/
und
https://hartmutwalz.de/anleihen-etfs-teil2/
Wenn Sie nach Sichtung dieser Beiträge noch eine Lücke sehen, geben Sie bitte einfach nochmal einen entsprechenden Kommentar.
Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Lieber Herr Walz,
wie immer ein sehr guter und erhellender Artikel. Herzlichen Dank dafür. Meine eigenen Überlegungen zu dem Thema hatte ich vor ca. 10 Jahren schriftlich in einen Beitrag gegossen, den ich hier quasi 1:1 (etwas gekürzt) widergeben möchte und zu dem ich heute, 10 Jahre später, noch stehe: „Eine Gewichtung rein nach Marktkapitalisierung hat vor allem den Nachteil, dass (deutlich) mehr als die Hälfte in einem einzigen Land investiert sind. Insgesamt sind angelsächsische Länder mit ihrer stark entwickelten Aktienkultur und kapitalgedeckter Altersversorgung i.d.R. (deutlich) überrepräsentiert. Eine Gewichtung nach BIP hat sich in einer älteren wissenschaftlichen Untersuchung als die beste Mischung erwiesen, allerdings war das „gelinked“ an Kursverläufe der 1970er bis 1990er Jahre. Der Grund für dieses Ergebnis war i.W. die damalige Japanblase, die sich in dieser Form evtl. nicht noch einmal wiederholen wird. Basierend darauf müsste man nach BIP aktuell rund 30-40% EM halten, Tendenz steigend. Die Summe aller globalen und überwiegend professionellen Aktienanleger legt aber nur rund 10% in EM an. Ist man hier als deutscher Privatanleger so viel schlauer? Hm. Wenn das Budget es zulässt, in mehr als einen ETF zu investieren gibt es also sicherlich gute Gründe, irgendwas zwischen diesen beiden Polen zu wählen. 30% Europa/30% Nordamerika/30% EM/10% Japan wäre ein Beispiel für so einen Kompromiss. Das ist aber rein eine Frage des individuellen Wohlfühlens m.E. ohne fundierte theoretische Basis. Was wirklich (ein bisschen) besser war, weiss man sowieso immer erst hinterher. Also sollte man die Angelegenheit stets so einfach wie möglich halten. Mit einem marktkapitalisierungsgewichteten Grundindex (z.B. ACWI), den man dann mit der Beimischung einzelner Regionen strategisch ergänzt, macht man aus heutiger Sicht vmtl. nicht zu viel falsch. Oder man nimmt einen Grundindex (z.B. ACWI IMI) plus je 10 bis 20% Europa und EM.
Aber! Die Bedeutung der genauen regionalen Verteilung wird meist deutlich überschätzt, zudem nimmt die Korrelation der regionalen Kursverläufe tendenziell zu. VIEL WICHTIGER ist die Asset-Verteilung zwischen den Anlageklassen, also insbes. der Aktienanteil am Gesamtvermögen.
Lieber Matthias Sitter, vielen herzlichen Dank für Ihren so unaufgeregten und fundierten Beitrag, den ich nur mit meinem Lieblingszitat von Charles Munger „verzieren“ kann:
„DEM HABE ICH NICHTS HINZUZUFÜGEN!“
Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Sehr geehrter Herr Professor Walz,
bleibt nur zu hoffen, dass Sie uns als Privatanlegern noch sehr sehr lange erhalten bleiben. Kenne tatsächlich kein ehrlicheres, fundiertes Finanzaufklärungsportal als Ihres!
Danke und ein schönes Wochenende
Lieber Christian Hellmer, vielen herzlichen Dank für Ihr Kompliment und den guten Wunsch.
Trotz des aufgezeigten „wunden Punktes“ mit dem Klumpenrisiko dürfen wir alle dankbar sein, dass es diese tolle Auswahl preiswerter und transparenter Indextracker-Produkte gibt. Verantwortungsvolles Investieren in die „Welt-AG“ war für Privatanleger noch nie so kostengünstig und einfach wie heute!
Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Hallo Herr Herr Walz, vielen Dank für die ausführliche und verständliche Darstellung.
Ist es nicht so, dass bei einem Verfall der US Aktienwerte, deren Anteil in einem weltweiten ETF reduziert und somit andere Werte nachrücken?
Wie schnell reagiert ein ETF Anbieter bei solchen Korrekturen (ETF-Rebalancing)?
Lieber Olaf, wenn die US-Aktien im Kurs sinken, sinkt der Preis/Wert des ETFs ebenso (und je stärker der US-Anteil, desto stärker ist der Effekt auf den ETF-Kurs). Also ist der Kursverfall bei einem ETF auf den reinen MSCI World stärker als bei einem auf dem FTSE All-World, FTSE Gloabl All Cap oder MSCI ACWI IMI-Index.
Der hohe US-Anteil ist ja der Ausgangspunkt meiner Argumentation in Hinblick auf das Klumpenrisiko.
Jedoch muss ein ETF-Anbieter bei den im Beitrag angesprochenen Index-Tracker-ETFs niemals ein ETF-Rebalancing vornehmen. Sondern er wartet ganz stoisch ab, dass der Index angepasst wird, denn er hat ja versprochen, mit möglichst kleinen Abweichungen (Tracking Difference) dem Index zu folgen.
Ich interpretiere Ihre Frage also so um, dass Sie sich nach den Reaktionen der Index-Anbieter erkundigen.
In der Tat wird hier bei der nächsten Index-Anpassung das Gewicht der US-Aktien (z.B. auch der Magnificent Seven) gesenkt – es tritt genau der gegenteilige Effekt ein, wie wir ihn in den letzten Jahren erlebt haben, in denen ja die Anzahl der im MSCI World-Index enthaltenen Werte von über 1.650 auf rund 1.400 zurückgenommen wurde. Kleinere Aktiengesellschaften (und damit wohl auch tendenziell mehr Unternehmen außerhalb US) erhalten wieder einen Platz im Index.
Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Lieber Herr Walz,
Was wäre ein Freitag Morgen ohne Ihre immer wieder zielführenden Hinweise?
Gruß
Peter Sterk
Lieber Peter Sterk, vielen Dank 😄
Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Sehr geehrter Herr Walz,
vielen Dank für Ihre aufschlussreichen und nützlichen Darstellungen in sachlicher Art und Weise zu diesem Thema, die den Einstellungen zu meinen Anlagen in wohltuender Manier frischen Wind eingehaucht haben.
Ich habe im Januar 2021 das erste Mal einen Sparplan für meine aktuell siebenjährige Tochter für einen MSCI World-ETF angelegt, der bis zu ihrem Studiumsbeginn oder bis zu einem Ausbildungsende laufen sollte.
Erst danach habe ich auch für mich selbst mit dem Investieren in ETFs begonnen.
Nun habe ich das Ansinnen, bezüglich meiner Tochter auf einen MSCI ACWI IMI-ETF umzusteigen.
Würden Sie dazu raten, den bisherigen Depot-Bestand zu verkaufen und in den neuen ETF zu investieren oder einfach den alten ETF ruhen zu lassen und den Sparplan auf den neuen ETF umzustellen? Wegen der relativ hohen Restlaufzeit und der würde ich eher zur zweiten Variante tendieren.
Vielen, vielen Dank im Voraus.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Jahn
Lieber Thomas Jahn, herzlichen Dank für Ihr wohlwollendes Feedback. Und ebenso für die Fachfrage.
Ohne steuerliche Erwägungen würde ich sofort Ihrer bevorzugten Alternative zustimmen. Mit steuerlichen Erwägungen wird die Entscheidung ein wenig komplzierter – aber das Ergebnis auf alle Fälle nicht schlechter.
Denn Sie können bei dieser Entscheidung nicht viel falsch machen. Die Transaktionskosten für Verkauf und gleichzeitigen Rückkauf einer breiter streuenden Position sind gering.
Und die Realisierung steuerpflichtiger Kursgewinne passt mit hoher Wahrscheinlichkeit in den Sparerfreibetrag Ihrer Tochter (oder ließe sich schlimmstenfalls auf zwei Jahre verteilen oder über eine Steuererklärung zurückholen).
Kurzum: Der Kostenorientierte würde die Auflösung vermeiden und einfach beim weiteren Sparprozess auf das neue, breitere Produkt setzen.
Der Steuerfuchs hingegen würde auch ganz ohne die in meinem Blogbeitrag angesprochene Thematik hin und wieder die aufgelaufenen Kursgewinne durch Verkauf realisieren um den ansonsten verfallenden Steuerfreibetrag der Tochter bestmöglich auszuschöpfen.
Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Sehr geehrter Herr Walz,
herzlichen Dank für Ihre Antwort. Ich werde nach einer Steuer-Simulation eine Entscheidung treffen und weiterhin Ihren Veröffentlichungen treu bleiben.
Viele Grüße von Thomas Jahn