TRIUMPH DER OPTIMISTEN
Erholungszeiten nach einem Rückschlag an der Börse
Spätestens seit Anfang März hat das Corona-Virus auch die weltweiten Börsen infiziert und es ist an allen Märkten zu ganz erheblichen Kurseinbrüchen gekommen. Wie kann der Walz da was von Triumph der Optimisten sagen?
Die Kursrückschläge an den Börsen erleben viele Aktiensparer auch als schwere Rückschläge in ihrem persönlichen Vermögensaufbau. Kein Wunder, dass viele sich derzeit extrem „niedergeschlagen“ fühlen.
Ein guter Freund im besten Alter – nennen wir ihn hier einmal Dieter – hat mir seine Überzeugung genannt, dass er die Rückkehr seines investierten Geldes wohl nicht mehr erleben wird. Auf meine besorgte Nachfrage: Nein, er sei nicht ernsthaft erkrankt, dem Tode geweiht oder ähnliches.
Na, dann können wir seine Aussage aber relativieren! Schauen wir mal.
Der heutige Blogbeitrag zeigt, dass der bisherige Verlauf der Corona-Krise im Vergleich zu anderen Börsencrashs noch überhaupt nicht dramatisch ist.
Und, dass der Zwist zwischen Bulle und Bär langfristig ausnahmslos vom Bullen gewonnen wurde. Ein Triumph der Optimisten also. Aber eben nur langfristig.
In der folgenden Abbildung sehen Sie die Verläufe verschiedener Indizes von Ende Februar bis Ende März 2020.
Der Vergleich führender Indizes zeigt zweierlei
Erstens eine beeindruckende Parallelität in der Entwicklung der meisten Indizes. Das bedeutet gleichzeitig, dass die Diversifikation innerhalb der Anlageklasse Aktien über verschiedene Länder bzw. Regionen hinweg den Schaden im März kaum gemildert hat.
Während eine weltweite Diversifikation das eher regionale Anlagerisiko bei Erdbeben, Tsunamis, Wirbelstürmen oder andere Naturkatastrophen sowie auch regionalen Konflikten oder Kriegen stark abfedert, sind angesichts einer weltweiten Epidemie eben alle Indizes weitgehend gleich und gleichzeitig betroffen.
Zweitens fällt auf, dass die DAX-Kurve (rot) ein wenig negativ nach unten aus der Reihe tanzt. Dies liegt an der Struktur der deutschen „Basar-Ökonomie“.
Also daran, dass Deutschland Export-Weltmeister bei gleichzeitig ebenfalls hohen Importen ist. Damit ist das Geschäftsmodell vieler deutscher Unternehmen gegenüber der Corona-Pandemie besonders empfindlich. Selbst jedes Kind weiß seit März, was eine Lieferkette ist.
Zugegeben, all das kann Dieter sicher erst einmal nicht beruhigen.
Orientierung und Relativierung
An dieser Stelle suchen er und viele andere nach Orientierung und Relativierung der jüngsten Entwicklungen. Dazu sollen in diesem Blogbeitrag die aktuellen Aktienkursverluste durch die Corona-Krise den Einbrüchen bei früheren Aktiencrashs gegenübergestellt werden.
Besonders interessant ist hierbei der Aspekt der Erholungszeiten. Wie lange haben Aktienmärkte bei früheren Krisen benötigt, bis die erlittenen Kursverluste wieder kompensiert waren?
Lassen Sie uns im Folgenden beispielhaft auf den DAX schauen und die Entwicklung des DAX seit seinem bisherigen Allzeithoch vom 17. Februar 2020 betrachten.
Binnen eines Monats – exakt bis 18. März 2020 – verlor der DAX satte 5.339 Indexpunkte, was knapp 39% Verlust entsprach. Nach einer zwischenzeitlichen leichten Erholung auf 9.936 Zähler waren es zum Ende März noch immer minus 28%.
Jedoch muss dies noch keineswegs die ganze Talfahrt gewesen sein
Je nach weiterer Entwicklung der Epidemie und Dauer sowie Schwere von Schließungen kann es ebenso zu Erholungen wie auch weiteren Verlusten kommen. Niemand kann das vorhersagen!
Dass dieser Indexrückgang die Bezeichnung Aktiencrash verdient, ist – ganz unabhängig von unterschiedlichen Definitionen – sicher. Einen solchen Aktiencrash nun hautnah am eigenen Depot zu spüren, tut Dieter regelrecht weh.
Doch wie sieht dieser Crash im Vergleich mit seinen Vorgängern aus?
Wie haben sich Krisen also bisher auf den DAX ausgewirkt? Zum Beispiel
- die Immobilienkreditkrise (Subprime-Krise)
- das Platzen der Internetblase (Dotcom-Krise)
Beginnen wir mit der Subprime-Krise:
Hier zeigt der DAX vom Jahresende 2007 (Indexstand 8.067) bis zum endgültigen Tiefpunkt am 6. März 2009 einen Verlust von knapp 55% – also erheblich mehr, als in der bisherigen Corona-Krise.
Erwähnenswert ist noch die Tatsache, dass es im Jahr 2008 schon bald zu einer Erholung des DAX kam und sich viele Anleger schon – zu Unrecht – entspannten.
Jedoch brachte der zweite Einbruch des DAX und schließlich der „Ausverkauf“ Anfang 2009 erst den größeren Teil der Verluste.
Geht es schlimmer? Ja, es geht!
Die Dotcom-Krise
Ein Blick auf das Platzen der Internetblase (Dotcom-Krise) zeigt, dass bei minus 55% noch lange nicht Schluss sein muss.
Zwischen dem 08. März 2000 und 12. März 2003 sank der DAX von 8.065 auf rund 2.203 Indexpunkte, was einem Rückgang von zirka 73% entspricht.
Bemerkenswert ist die Dauer bis zum Erreichen des Tiefpunktes: nämlich insgesamt drei Jahre. Die kleineren und größeren Erholungsphasen währenddessen, interpretierten viele Anleger fälscherweise als Ende der Abwärtsbewegung.
Hinterher weiß man es immer besser
Das wichtigste was man aus dieser Rückbetrachtung auf der inhaltlichen Ebene für die Zukunft lernen kann, ist, dass man nichts daraus lernen kann.
So, und nun noch das ganz schwere Eisen für Dieter.
Ein weiter Blick zurück:
Die Mutter aller Krisen
In der aktuellen Krisendiskussion wird gerne die Weltwirtschaftskrise der Jahre 1929 bis 1932 als Mutter aller Krisen bezeichnet.
Und es steht die These im Raum, dass diese Krise in Hinblick auf viele Merkmale der sich gerade entwickelnden Corona-Krise am nächsten kommt.
Daher auch hierzu noch ein übersichtlicher Chart des Dow-Jones-Index aus der Zeit der Weltwirtschaftskrise:
Ein Verlust von 89% (in Worten: neunundachtzig!) im Dow Jones. Und das in einem breiten Index und nicht etwa in einer Einzelaktie oder einem engen Branchenindex. Das ist schon furchterregend.
Zu diesem sich seither für ein knappes Jahrhundert nicht wiederholenden Mega-Crash und auch dem langsamen Erholungsprozess danach haben jedoch zwei Besonderheiten beigetragen.
Erstens das eskalierende politische Umfeld mit enormen Verwerfungen und einem nur wenige Jahre später (1939) beginnenden Zweiten Weltkrieg.
Zweitens eine nach heutigen makroökonomischen Erkenntnissen fatale Geldpolitik der US-amerikanischen Zentralbank. Welche die Geldmenge verknappte, anstatt sie zu erhöhen.
Und damit den deflationären Schock, den jeder größere Aktiencrash zunächst einmal auslöst, in eine lange Deflationsspirale übergehen ließ.
Diesen geldpolitischen Fehler haben die Zentralbanken bei den späteren Crashs und auch der aktuellen Corona-Krise ganz sicher vermieden. Die Geldschleusen sind (beängstigend) weit geöffnet.
Grundsätzlich steht also ausreichend Liquidität zur Verfügung. Fraglich ist nur, wie gut sie bei den Betroffenen ankommt.
Und eine grundsätzliche Sorge unserer Zeit besteht zudem in Hinblick auf eskalierende Konflikte, aufkeimende soziale Unruhen (Gelbwesten & Co.) bis hin zu möglichen Bürgerkriegen. Oder Kriegen zwischen Staaten.
Wohlgemerkt: Nach einer – zumindest bei oberflächlicher Betrachtung aus europäischer Sicht – langen Phase des friedlichen Miteinanders.
Triumph der Optimisten
Nach diesen furchterregenden Bildern und Zahlen heben wir den Blick ein wenig. Verlängern wir den Zeithorizont.
Denn mit den Aktienkursen und Crashs ist es genauso wir mit den Flugzeugen. Die Aufmerksamkeit richtet sich nur auf die Abstürze. Während die langen Phasen unspektakulärer aber steter Zugewinne fast schon selbstverständlich und geräuschlos hingenommen werden. Oder haben Sie schon mal in den Nachrichten gehört, dass an einem bestimmten Tag tausende von Flugzeugen sicher gelandet sind?
Langfrist-Charts gehen nicht von links oben nach rechts unten
Langfrist-Charts gehen vielmehr von links unten nach rechts oben. Und zwar ausnahmslos, ganz egal welchen Markt bzw. Index Sie betrachten.
Die Langfrist-Charts von DAX, EURO STOXX, Dow Jones, Nikkei & Co. oder MSCI World lassen sich auf den ersten Blick kaum voneinander unterscheiden. Es sind allesamt letztlich aufstrebende Charts von links unten nach rechts oben.
Aha-Erlebnis auf der senkrechten Achse
Zu beachten ist: Langfrist-Charts benötigen eine logarithmische senkrechte Achse. Die Achsenwerte müssen sich also überproportional erhöhen, da sich die Indexstände ebenfalls exponentiell (also mit Zinseszinseffekt) erhöhen.
Dagegen arbeiten die dramatischen Kurzfrist-Charts mit einer linearen Senkrechten (sieht ja auch viel dramatischer aus…). Achten Sie mal drauf.
Bitte verdeutlichen Sie sich diesen Unterschied, wenn Sie die nun folgenden „schönen“ Bilder mit den obigen „hässlichen“ Bildern vergleichen. Und lassen Sie die Zahlen auf der senkrechten Achse auf sich wirken.
Für viele meiner lieben Studierenden ist das stets ein regelrechtes Aha-Erlebnis. Scrollen Sie also in diesem Blogbeitrag nochmals nach oben und betrachten Sie die Skalierung der senkrechten Achse im Vergleich.
Historische DAX-Krisen – gar nicht so schlimm
Die folgende Abbildung zeigt den rund 60-jährigen Chartverlauf des DAX. [1]
Sie sehen, dass meist (wenn auch nicht immer) die Einbrüche eines Aktiencrashs in der anschließenden Erholungsphase mehr als ausgeglichen werden konnten.
Und ganz aktuell sind wir nach rund 30% Kursverlust gegenüber den Höchstständen im Februar 2020 noch immer etwa auf dem Niveau, das der DAX vor dem Beginn der Finanzkrise 2008/2009 überhaupt erklommen hatte.
Es ist nicht alles sooo schlecht!
Schauen Sie auch, wie vergleichsweise gering die weiter zurückliegenden Crashs und Krisen aus heutiger Sicht wirken.
Die Kubakrise sowie die beiden Ölkrisen (endlich mal legal Fahrradfahren auf der Autobahn – die Älteren erinnern sich mit Freude) fallen doch kaum ins Gewicht – stimmt’s?
Doch Achtung!
Nicht schon wieder der logarithmischen Darstellung auf den Leim gehen.
Die Kursrückgänge der weiter zurückliegenden Vergangenheit waren für die Anleger damals ebenso schwerwiegend wie wir das heute erleben.
Und nun das gleiche für die USA
Für den US-amerikanischen Aktienmarkt finden Sie nachstehend die Kursentwicklung des Dow-Jones-Index seit dem Jahr 1900. Also in einem Betrachtungszeitraum von nunmehr ca. 120 Jahren.
Nur zur Veranschaulichung: Stand des Dow Jones am 02. Januar 1900: 49,34 Indexpunkte und Stand am 27. März 2020: 21.637 Indexpunkte.
Um wissenschaftlich sauber zu sein, ist klarzustellen, dass der Dow Jones als sehr alter Index ein reiner Kursindex ist, in den Dividendenzahlungen und Bezugsrechte also nicht eingerechnet werden.
Es gibt zwar heute eine Variante des Dow Jones, die dies tut. Jedoch existieren keine belastbaren Daten, die so weit zurückreichen.
Beim vorhergehenden Chart des DAX handelte es sich hingegen um den Performance-DAX. Dort wurden also alle Dividendenzahlungen und Bezugsrechte mit einbezogen. Im Vergleich kommt also der Dow Jones etwas zu schlecht weg. Das wäre uns jetzt ohne diesen Kommentar aber gar nicht aufgefallen – oder?
Zusätzlich bemerkenswert ist, dass trotz der wiederum logarithmischen Darstellung die „Mutter aller Crashs“, nämlich die Weltwirtschaftskrise sehr auffällig erkennbar ist.
Und die Erholungszeiten?
Vielleicht kennen Sie den Spruch „In der Ruhe liegt die Kraft“? Oder den: „Die Zeit heilt alle Wunden“? Bei den Rückschlägen am Aktienmarkt ist das sicher so.
Die nachstehende Darstellung bezieht sich auf den MSCI World. Also einen Index, der die Kursentwicklung von knapp 1.700 Unternehmen der entwickelten Industriestaaten abbildet. Und für den zahlreiche preiswerte ETFs und Indexfonds zur Verfügung stehen.
Auf der linken senkrechten Achse sehen Sie – wieder in logarithmischer Skalierung – die Indexentwicklung.
Auf der rechten senkrechten Achse und als rote Balken im Chart verdeutlicht, stehen die Erholungszeiten, welche der Index nach einem Crash benötigte, um seine Verluste wieder aufzuholen. Sie merken dabei sofort, dass die rechte senkrechte Achse nicht logarithmisch ist 🙂
Eine Interpretationshilfe: Selbst die drei schwersten Krisen der letzten fünfzig Jahre, nämlich 1. Ölkrise, Dotcom-Krise und Immobilienkreditkrise waren nach weniger als sieben Jahren „ausgesessen“. Bei der letztgenannten konkret nach 6,8 Jahren.
Worst case
Es ist zu bedenken, dass diese Erholungszeiten den schlimmsten Fall suggerieren, nämlich dass ein Anleger sein ganzes Portfolio zu Höchstkursen direkt vor dem Crash gekauft hat.
Hat er das Portfolio hingegen sukzessive aufgebaut oder sogar mittels Wertpapiersparplänen den Cost-Average-Effekt konsequent genutzt, so ist der Vermögensverlust geringer und die Erholungszeit entsprechend kürzer.
Bei marktengeren Indizes wie z. B. dem DAX sind die entsprechenden Erholungszeiten etwas schlechter.
Renditedreieck des Deutschen Aktieninstituts für den DAX
So zeigt das Renditedreieck des Deutschen Aktieninstituts für den DAX einen einzigen Fall innerhalb der letzten 50 Jahre, in dem die Erholungszeit zwölf Jahre betrug. Selbst bei nur fünf Jahren Anlagedauer sind nur in 9 von 50 Jahren negative Anlagerenditen aufgetreten.
Werfen Sie selbst einen Blick auf das überzeugende Zahlenmeer und lassen Sie sich, zusammen mit Dieter, von unbestechlichen Fakten ein wenig die schlechte Laune verderben.
Schon allein am Verhältnis von Grün zu Rot sieht man sofort, wie die Verteilung von Chancen und Risiken ist. Und wie segensreich längere Anlagehorizonte sind.
Im Ergebnis möchte ich also meinem fitten Freund Dieter sagen, dass er mit ganz überwiegender Wahrscheinlichkeit die Rückkunft seines investierten Geldes erleben wird. Und bitte bis dahin gelassen jeden Tag seines Lebens genießen soll. Und dass er auch ruhig ein wenig Geld ausgeben darf – sobald man es wieder kann…
Und was bedeutet das nun konkret für Sie?
- Aktiencrashs und starke Kursrückschläge sind psychisch schwer zu verkraften. Denn Verlustängste gehören zu den stärksten negativen Emotionen, die wir haben können.
- Ein Blick in die Vergangenheit ist überhaupt kein Beweis für die Zukunft. Er relativiert jedoch die starken Ängste, die uns übermannen, wenn wir die beruhigenden Fakten ignorieren.
- Wenn Sie derzeit gerade von Ihrem Vermögensverwalter oder Honorarberater enttäuscht sind, da Ihr Investment aktuell in der Verlustzone ist, zeigt dies nur Ihre versteckte Erwartung, dass der Berater doch in die Zukunft schauen könne. Aber das kann eben niemand – auch kein guter Experte.
- Wenn Sie – alleine oder mit guter Beratung – ein zu Ihnen passendes Verhältnis zwischen Geld- und Sachvermögen hergestellt sowie zwischen verschiedenen Anlageklassen bestmöglich gestreut haben, dann müssen Sie sich jetzt nichts vorwerfen. Sie haben zum Zeitpunkt Ihrer Entscheidung und mit der damals vorliegenden Information handwerklich korrekt agiert.
- Das Leben ist voller Risiken und bei Geldanlage und Vorsorge stehen Sie stets zwischen den beiden Risiken, nämlich
– entweder investiert zu sein (und Kursrisiken zu unterliegen) oder
– eben nicht investiert zu sein (und der Entwertung Ihrer ertraglos herumliegenden Reserven durch Inflation zuzuschauen).
- Die Faktenlage ist klar: Langfristig besteht das eindeutig größere Risiko darin, nicht investiert zu sein. Also bleiben Sie investiert!
- Das einzig wirklich schlimme Beispiel eines starken Crashs ist die Weltwirtschaftskrise von 1929. Die lange Erholungszeit (es dauerte bis ca. 1954) hängt dabei stark mit der politischen Situation und dem Zweiten Weltkrieg zusammen. Lassen Sie uns hoffen, dass sich Geschichte nicht wiederholt, weil wir Menschen daraus gelernt haben. Denn hier geht es nicht um Geld, sondern um Menschenleben. Der Zweite Weltkrieg hat allein über 55 Millionen Menschen den Tod gebracht. Friede und demokratische Strukturen sind keine Selbstverständlichkeit. Lassen Sie uns daher täglich dafür eintreten und z. B. radikalen Strömungen in unserer Gesellschaft von Anfang an entgegenwirken.
So, und nun noch eine schöne, aufstrebende frühlingshafte Kurve von links unten nach rechts oben.
Bleiben Sie gesund und gelassen und empfehlen Sie diesen Blogbeitrag weiter.
Herzliche Grüße
Hartmut Walz
Sei kein LeO!
[1] Der Deutsche Leitindex DAX, der die 30 wichtigsten deutschen Aktiengesellschaften enthält, wurde erst am 01. Juli 1988 eingeführt und setzt seinen Vorgänger, den Index der Börsen-Zeitung fort. Die weiter zurückgehenden Werte basieren daher auf einer Rückrechnung der Deutschen Börse AG. In seiner bekanntesten Form ist der deutsche Leitindex DAX ein Performance-Index, d. h. Dividendenzahlungen und Bezugsrechte werden in die Indexberechnung einbezogen.
Erschienen am 03. April 2020.
Der Hartmut Walz Finanzblog ist unabhängig, kosten- und werbefrei. Ich erhalte für Links und Empfehlungen keinerlei Honorar, Kick-back, Beteiligung o. ä.
Grüße Sie recht herzlich Herr Walz
Bin auch ein interessierter und aufmerksamer Leser Ihrer manchmal wöchentlich erscheinenden Blogbeiträge. Gerade jetzt in diesen stürmischen
Zeiten von Corona und wer weiss, was noch alles ansteht, sind sie mit ihren Statesments, wie ein „Leuchtturm in schwerer See“! Ihre unaufgeregten und profunden Darstellungen und Ausführungen zur Finanzsituation etc…, geben mir durchaus einen gewissen Halt und Sicherheit, um nicht zu sehr wankelmütig zu werden und nicht vom Kurs abzukommen.
Erlauben Sie mir dennoch, eine für mich wichtige Frage, an Sie zu formulieren:
Wenn ich Einzelaktien besitze, z.b. BASF, die ja ein Sachvermögen und damit eine Teilhabe am Vermögen der Firma darstellen, würden doch die BASF- Aktien, vorausgesetzt die Firma ginge nicht insolvent/konkurs, einen Währungszerfall/-auflösung der Eurozone überleben , oder?! Wie steht es in einem solchen extremen Szenario/Währungszerfall mit meinen Weltaktien ETF’s ? Was würde mit denen geschehen? Verliere ich dann alles mit meinen ETF’s und die lösen sich ebenfalls in Luft auf, wenn dann eine Währungsreform anstünde? Wer weiss schon, wie es mit den vielen, bereits stark angeschlagenen Ländern, wie Frankreich, Spanien,Italien…weitergeht und was noch passieren könnte.
Denke, dass diese Frage manch andere Leser und Leserinnen bewegt.
Lieber Lothar, Ihre Frage ist recht einfach zu beantworten: Aktien sind ganz überwiegend Sachvermögen.
Denn hinter jeder Aktie steht ein kleiner Anteil von Produktionsanlagen, Grundbesitz, Lagerbeständen etc. Also bleibt Ihnen dieses erhalten, auch wenn die Währung zerbrechen würde oder durch eine starke Inflation an Wert verlöre.
Was Ihnen als Aktionär als Risiko verbleibt, ist der Schaden, den das Geschäftsmodell der AG durch Hyperinflation oder einen Währungszusammenbruch nimmt. Und daher tragen Sie – auch bei seriösen Substanzwerten wie der von Ihnen genannten BASF – ein beträchtliches Einzelwertrisiko. Und dieses könnten Sie durch eine möglichst breite Streuung (Diversifikation) ganz erheblich verringern. Ihr breit streuender ETF löst sich also im Falle einer Währungsreform keineswegs in Luft auf. Sondern es wird eine neue Bewertung in der dann frisch ausgegebenen Währung erfolgen. Und damit stünden Sie erheblich robuster da als mit Geldvermögen (Sparkonten, Lebensversicherungen, Anleihen & Co.).
Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Lieber Herr Prof. Walz,
auch wenn niemand weiß wie die Börse weiter sich verhalten wird.
Die Geldschleusen wurden nun ein weiters Mal geöffnet und jeglicher Schrott wird von der EZB akzeptiert;
genau so wie jetzt aktuell auch in den USA..
Ich konnte z.B. mit relativ kleinem Geld die SAP Aktie bei tatsächlich 86€ abfischen.
Ja, ich weiß, breit streuen ist die Devise.
Mein Gesamtdepot ist schon wieder sehr schön im Plus.
Ja, ich weiß; es könnte nochmals ganz schön rumpeln an der Börse.
Ich will sicherlich nicht damit angeben; DEMUT ist angesagt und Risiko-Minimierung so gut es eben geht.
Es lohnt sich aber die Füße still zu halten und die Schmerzen auszuhalten, auch wenn man Tag über Tag nur
schmerzhafte Kursverluste wie vor wenigen Wochen durchleiden muss.
Ein Mensch bekommt im Regelfall Angst; aber genau dies Ängste muss man versuchen auszuhalten.
Man lernt häufig in solch einer Krise auch wie man selbst getaktet ist.
Man könnte hier stundenlang, tagelang alle Facetten des Menschen an der Börse erörtern.
Vielen DANK für Ihr Engagement für die Privatanleger!!!
Sein kein LeO
Freundliche Grüße und Frohe Ostern an Sie und ihre Community.
Joachim
Lieber Joachim, haben Sie herzlichen Dank für Ihren Kommentar und auch den kurzen Einblick in Ihre Überlegungen und Gefühle. Ich denke, dass es derzeit für viele Menschen hilfreich ist, zu erfahren, dass ihre Ängste nicht „schlimm“, sondern ganz „normal“ sind und dass es anderen auch nicht besser geht.
Viele herzliche Grüße und ein coronafreies , Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Lieber Herr Prof. Walz,
herzlichen Dank für Ihren wunderbaren Blog Artikel. Ich bin selbst Honorarberater und predige diese Charts und Zusammenhänge in den letzten Tagen rauf und runter. Allerdings wird mir eines nochmals (obwohl es ohnehin mein täglich Brot ist) sehr viel bewusster: Wie wesentlich eine umfassende private Finanzplanung ist! Anleger, denen die Zusammenhänge zwar bewusst sind, die aufgrund nicht vorhandener oder schlechter Finanzplanung nach einem Crash aber auf ihr Kapital zurückgreifen müssen, haben natürlich ein Problem. Sie müssen Verluste realisieren. Nur wer bei der Wahl seiner Investitionen ganz konsequent die ihm zur Verfügung stehenden Anlagehorizonte im Blick hat, kann im Crash cool bleiben. Nur wenn ich meinen Kunden heute berichten kann, dass sie für mind. (!) die nächsten 5 Jahre ausreichend Liquidität in Anleihen o.ä. zur Verfügung haben, finden sie wieder zu innerer Ruhe.
Herzliche Grüße und alles Gute,
Markus Marquardt
Lieber Markus Marquardt, besten Dank für Ihren Kommentar. Ich stimme Ihnen inhaltlich vollkommen zu und stelle außerdem fest, dass wir viel mehr auf Gefühle achten müssten…
Der typische Beratungsansatz, mit Fakten gegen Emotionen zu argumentieren, greift eindeutig zu kurz.
Herzliche Grüße, bleibe Sie gesund, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Dieser Blogbeitrag macht Mut – gerade in diesen schwierigen Zeiten, die nicht nur für Anleger gelten. Dennoch sollte einem bewusst werden, dass nach dem dunkelsten Tag auch wieder das Licht folgt. An den Grafiken erkennt man dies sehr deutlich. Ein langer Anlagezeitraum hat bisher noch jede Krise wieder ungeschehen werden lassen. Ein unbekannter Verfasser schrieb einmal: „Zeit heilt alle Wunden? – Nein, aber ich bin dankbar für jede Narbe“.
So wird es sich auch mit dieser Krise verhalten. Nach einem Hoch folgt ein Tief und aus einem Tief kommt man auch wieder auf die Beine. Und aus den gesammelten Erfahrungen gewinnt man wieder neue Erkenntnisse.
Meine Devise in der Corona-Krise: Sparsam leben, ruhig bleiben und vielleicht auch die eine oder andere Chancen nutzen.
Lieber Stefan, danke für diese guten Überlegungen. Die Ergänzung des von mir genannten Zitats aus dem Volksmund war für mich völlig neu, aber sofort einsichtig 😉
Und dort wo wir Narben haben, ist die Haut ja besonders widerstandsfähig…
In diesem herzlichen Sinne
Herzliche Grüße, bleiben Sie gesund, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Sehr geehrter Herr Walz,
Ob Sie wohl Ihren guten Freund „Dieter“ mit diesen ausführlichen und perfekt aufbereiteten Informationen überzeugen konnten?
Mich jedenfalls haben Ihre dezidierten Ausführungen überzeugt (beruhigt werden musste ich nicht; schließlich bin ich über die vielen Jahre zum Stoiker mutiert).
Ein anderer Aspekt noch, zu dem ich durch Ihren Artikel angeregt wurde: um wirklich gefährliche und fatale „Kippmomente“ vorzubeugen sollten wir unsere bewährten demokratischen Strukturen stärken/verteidigen und die Zusammenhaltkräfte in unserer Gesellschaft festigen.
Nach der medizinisch notwendigen Phase der „sozialen Distanzierung“ müssen wir rasch zu einer Stärkung der gesellschaftlichen Kohäsion kommen. Schließlich sollte in dieser Krise jeder gemerkt haben, welche gesellschaftlichen Gruppen zu einer Lösung willens und fähig sind und bei wem die eben nicht der Fall ist.
Hierzu möchte ich jeden aufrufen, der auf die Vernunft baut und nicht dem Hokuspokus der Verschwörungstheoretikern und anderen „Heilsbringern“ nachläuft!
Lieber Gerhard, das genau wird interessant werden: welche Erkenntnisse ziehen wir aus den Geschehnissen der letzten Wochen. Und vor allem, welche Schlussfolgen setzen wir um. Nicht nur Stichwort Lieferketten usw. Sondern auch demokratische Strukturen und Zusammenhaltkräfte in unserer Gesellschaft – da kann ich Ihnen nur uneingeschränkt zustimmen!
Herzliche Grüße, bleiben Sie gesund, Hartmut Walz – Sein kein LeO!
Sehr geehrter Herr Dr. Walz,
vielen Dank für Ihren Blogbeitrag bzw. insg. für das Angebot eines Finanzblogs in solch einer Art. Dieser ist „Gold wert!“ (hier im übertragenen Sinne gemeint; ich möchte mich ausdrücklich nicht auf die Aussage von Willem Buiter „Gold ist eine 6000 Jahre alte Blase“ beziehen!).
Als Kernaussage habe ich mitgenommen, dass Langfrist-Charts letztlich aufstrebende Charts sind. Was ich mich als Otto-Normal-Finanzlaie frage und als nicht-gelernter Finanzwirtschaftler nie richtig aufgelöst bekommen habe ist, ob dies letztlich nicht damit zusammenhängt, dass – sehr laienhaft ausgedrückt (aber anders kann ich es leider nicht) – durch die beängstigend weit geöffneten Geldschleusen der Notenbanken einfach zu viel „Kapital“ in Form von Fremdkapital (oder allgemein Fiat-Geld) im Markt vorhanden ist und den Aufwärtstrend von links unten nach rechts oben verzerrt befreuert?
Vielen Dank!
Lieber Peter Lutschiger, besten Dank für Ihre Frage und die – äußerst geistreiche – Seitenbemerkung zu Willem Buiter, dessen Thesen mir wohlbekannt sind.
Antwort: Ich würde zwischen kurzfristiger und langfristiger Sicht unterscheiden. Über kurze Zeiträume hinweg beflügeln üppige Liquidität und auch niedrige Zinsen gleich über mehrere Wirkmechanismen (zu) hohe Aktienkurse und „Jenga-Finance“. Das langfristige Ansteigen der Aktienindizes würde ich damit aber nicht erklären. Denn das enorme Geldmengenwachstum ist ja ein jüngeres Phänomen. Und auch in Phasen von nur unterproportionalem Geldmengenwachstum haben wir sehr positive Indexentwicklungen gesehen.
Richtig ist: Bei der Bewertung des Anstiegs von Aktienpreisen sollten wir – ganz wie bei allen anderen Anlageklassen (z. B. Gold oder Immobilien) stets die Inflationsrate bedenken und uns nicht von nominellen Größen leiten lassen.
Doch auch bei einer Betrachtung von realen Entwicklungen bleibt der Effekt „links unten nach rechts oben“ bestehen. Im Ergebnis würde ich als langfristigen Treiber der Aktienindizes insbesondere das Wachstum der Produktivität im Zeitablauf sehen.
Herzliche Grüße, bleiben Sie gesund, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Sehr geehrter Herr Dr. Walz,
danke wiederum für diesen Beitrag, der auch für die Jüngeren sicherlich sehr aufschlußreich ist. Ich habe schon mehrmals sogenannte „Finanzberater“ (Verkäufer) erlebt, welche von den Zusammenhängen am Aktienmarkt so wenig Ahnung hatten, wie die Kuh vom Fahrrad fahren (wobei ich mit dieser Bemerkung der Kuh nicht zu nahe treten wollte). Dementsprechend waren deren „Empfehlungen“ doch sehr provisionsgetrieben, zumal diese „Berater“ oft im zarten Alter (ca. 25 – 30 Jahre) waren. Ihre gezeigten Diagramme sind auch für dieses Klientel gerade sehr zu empfehlen. Ich hoffe, „Dieter“ hat Nerven und eine gute Gesundheit, dann wird er die Rückkehr seines Depot´s in den positiven Bereich in ein paar Jährchen mit einem Gläschen Sekt feiern können. Ich habe sowohl die Dotcom-Krise, die Suprime-Krise, als auch eine Bankenpleite mit eigenem Kapital „durchlebt“ und fühle mich immer noch gesund und wohl. Also schönen Gruß an Dieter: Alles wird gut. 😉
Übrigens vor dem Absturz der Aktien bei der Dotcom-Krise hatten sich am Ende selbst die Hausfrauen in Bus und Bahn Aktientipp´s „zugeflüstert“.
Das war schon ein gutes Signal, Vorsicht walten zu lassen. Damals hieß es, alles ist anders…..die hohen Bewertungen der Firmen seien gerechtfertigt.
Auch damals galt: ACHTUNG !!! Gehirn einschalten!!!
Vor der „Corona“-Krise waren die Kurse auch von der Geldflut der EZB in die Höhe getrieben worden und auch durch mangelnde Alternativen (Nullzinspolitik). So gesehen hatte sich auch hier eine „Blase“ entwickelt, die nur einen Anlaß suchte, um zu „platzen“.
Die jetzige Lage ist natürlich ein wenig kompliziert, da die Wirtschaft „in den Winterschlaf“ versetzt wird und gleichzeitig Geld in Form von Tapetenrollen „gedruckt“ wird. Das ist so, wie Monopoly spielen, indem man einen Teil der Häuser und Straßen sperrt, die Würfelanzahl verdoppelt und gleichzeitig den Tisch mit einer Schubkarre selbstgebastelter Banknoten zuschüttet. Viel Spaß.
Daher finde ich es sehr gut, dass Sie diesen Blog betreiben und unaufgeregt und kompetent Wissen vermitteln.
Herzlichen Gruss an Dieter.
Bleiben Sie auch gesund.
He.Ho.
Liebe/r He.Ho., Gehirn einschalten, ist auf alle Fälle immer von Vorteil 😉
Herzliche Grüße, bleiben Sie gesund , Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Danke für die anschauliche Erklärung, die selbst mir als finanzwirtschaftlichem Analphabeten einleuchten. Vielleicht/Hoffentlich verstehen Dieter wie auch viele Andere, nicht zuletzt dank Corona, dass es weitaus Wichtigeres im Leben gibt als Devisen und Aktienkurse und ein gewisses Maß an Gelassenheit und Weitsicht hilft, (nicht nur wirtschaftliche) Krisenzeiten zu meistern. Schön, dass sich wissenschaftliche Expertise und Lebenserfahrung in den Autoren vereinen und ein wohltuendes Statement gegen den allgemeinen, oftmals schon hysterische Züge annehmenden Coronahype abgegeben wird.
Liebe Claudia Herz, vielen Dank für Ihre konstruktiven klugen Gedanken. Es freut und bestärkt mich, wenn ich dazu beitragen kann, wenn Wertigkeit und Wichtigkeit der Dinge ihren Platz bekommen, der uns letztlich allen nützt 😉
Herzliche Grüße, bleiben Sie gesund, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Sehr geehrter Herr Walz,
vielen Dank für den neusten Blogbeitrag!
Ich habe in meinem ETF Portfolio momentan einen Verlust von etwa 27% zu verkraften aber solange ich nicht realisiere, ist alles gut :).
Ihre Darstellungen der einzelnen Krisen zeigt wunderbar, dass die Vergangenheit schon schwerere Krisen bewältigt hat und deswegen kam ich durch Ihren neusten Blogbeitrag zum Schluss – investiert sein und Dividenden kassieren!
Ich betrachte es gegenwärtig wie im Winterschlussverkauf, alles ist zu 30% reduziert, perfekt um nachzukaufen :).
Denn es gilt, ohne Risiko – keine Rendite. Dies haben Sie sehr gut mit der Inflation am Ende des Textes dargestellt.
Mit freundlichen Grüßen und bleiben Sie gesund!
Sonya F.
Liebe Sonya F., danke für Ihre Rückmeldung. Ich denke, Sie haben Ihren guten Weg und die richtige Einstellung gefunden, um mit Ihren temporären minus 27 % konstruktiv umzugehen 😉
Alles Gute weiterhin für Sie!
Herzliche Grüße, bleiben Sie gesund, Hartmut Walz – Sei kein LeO!