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Inflation – in den vergangenen 3 Jahren hartnäckig

Inflation, Geldillusion und die Rolle von Sachwerten:
Ein Rückblick auf die Jahre 2022–2024

Ob die steigende Inflation ein vorübergehendes oder dauerhaftes Phänomen sein würde, wurde hier im April 2022 diskutiert (Inflation in Deutschland – Vorübergehend oder dauerhaft?).

Drei Jahre später zeigt sich: Die Inflation erwies sich als hartnäckig und führte zu einem deutlichen Kaufkraftverlust von Geldvermögen. Gleichzeitig bestätigten Sachwerte erneut ihre Rolle als stabilisierende Anlageklasse.

 

Inflation: Rückblick auf die Entwicklung seit 2022

Die Inflationsrate in Deutschland betrug von 2022 bis 2024 im Durchschnitt 5,0% pro Jahr.

Während die Teuerung im Jahr 2022 mit 6,9% ihren Höhepunkt erreichte, folgte 2023 ein Rückgang auf 5,9%, bevor sich die Rate 2024 auf 2,2% verringerte (Quelle: Verbraucherpreisindex und Inflationsrate – Statistisches Bundesamt).

Dieser Verlauf bestätigt die Annahme aus dem Jahr 2022, dass die Inflation nicht nur von temporären Faktoren wie Lieferkettenproblemen oder Energiepreisschocks getrieben wurde.

Vielmehr spielten strukturelle Entwicklungen eine entscheidende Rolle, wie eine expansive Geldpolitik der EZB und Angebotsverknappung durch geopolitische Spannungen sowie erhöhte Produktionskosten.

Geldwerte ohne Verzinsung erlitten zwischen 2022 und 2024 einen realen Kaufkraftverlust von 15,7%. Dieser Wertverlust verdeutlicht die Geldillusion: Während nominale Beträge unverändert blieben, sank ihre reale Kaufkraft Jahr für Jahr.

 

Sachwerte als Inflationsschutz

Sachwerte haben sich in den vergangenen drei Jahren wie erwartet als wirksames Mittel zur Absicherung gegen Kaufkraftverluste bewährt.

Die Wertentwicklung (betrachteter Zeitraum: 01.04.2022 bis 31.01.2025) verschiedener Sachwerte zeigt eine deutliche Outperformance gegenüber der durchschnittlichen Inflationsrate von 5,0% p.a.:

  • Gold (in Euro): Gesamtentwicklung +54,4% (+16,6% p.a.)
  • DAX (inkl. Dividenden): Gesamtentwicklung +50,8% (+15,6% p.a.)
  • Apple-Aktie (ohne Dividende): Gesamtentwicklung +44,7% (+13,9% p.a.)
  • Silber (in Euro): Gesamtentwicklung +34,6% (+11,1% p.a.)
  • Immobilien (Preise für Wohnimmobilien in Deutschland)[1]: Gesamtentwicklung –11,3% (-3,9% p.a.)

Damit bestätigte sich die Annahme, dass Sachwerte nicht nur einen Inflationsschutz bieten, sondern auch reale Vermögenszuwächse ermöglichen.

Gold bestätigte erneut seine traditionelle Rolle als Wertspeicher und konnte sich in einem inflationären Umfeld als einer der stärksten Sachwerte behaupten.

Die Preise für Wohnimmobilien sanken hingegen um -11,3%. Neben der sinkenden Nachfrage infolge gestiegener Kreditzinsen und erhöhter Lebenshaltungskosten als direkte Folge der Inflation wirkten sich auch regulatorische Maßnahmen wie strengere Energieeffizienzvorgaben belastend auf den Markt aus. Diese Faktoren führten dazu, dass sich insbesondere private Käufer und Projektentwickler zurückhielten.[2]

 

Diversifikation

Der DAX verzeichnete im betrachteten Zeitraum eine annualisierte Rendite von 15,6% und übertraf damit sogar die Entwicklung einzelner Technologiewerte wie die Apple-Aktie. Während Technologieaktien nach den Zinsanhebungen der Notenbanken zeitweise unter Druck gerieten, profitierten viele Unternehmen im DAX von stabilen Geschäftsmodellen, internationaler Risikostreuung, soliden Dividenden und einer Renaissance der „Old Economy“.

Diese Entwicklung verdeutlicht die Bedeutung einer breiten Diversifikation. Anleger, die neben Technologieaktien auch in traditionelle Industrien und Rohstoffe investiert haben, konnten von der Stabilität und Erholung des DAX profitieren.

Während der DAX stark abschnitt, zeigte sich ein differenziertes Bild bei anderen deutschen Indizes. Der S-DAX, der stärker von kleineren, mittelständischen und weniger global aufgestellten Unternehmen geprägt ist, entwickelte sich wesentlich schwächer.

 

Euro-Abwertung und importierte Inflation

Ein oft übersehener Faktor in der Inflationsdiskussion ist die Entwicklung des Wechselkurses. Der EUR/USD-Kurs sank im Betrachtungszeitraum um -6,3%, was einer durchschnittlich jährlichen Abwertung von -2,3% entspricht.  

Für europäische Anleger hatte dies zwei bedeutende Auswirkungen:

  1. US-Dollar-Anlagen (wie US-Aktien oder Gold) gewannen zusätzlich an Wert.
  2. Importierte Waren – insbesondere Energie und Rohstoffe – verteuerten sich, was die Inflation weiter anheizte (Fachbegriff: Importierte Inflation).

 

Fazit

Die vergangenen Jahre haben bestätigt, dass Inflation kein kurzfristiges Phänomen war.

Geldwerte ohne Verzinsung führten zu einem erheblichen Kaufkraftverlust, während Sachwerte – insbesondere Edelmetalle und ein global breit gestreutes Aktiendepot – die beste Möglichkeit boten, das Inflationsrisiko auszugleichen und darüber hinaus sogar real Vermögen aufzubauen.

Andere Entwicklungen in Hinblick auf die Energiepreise und die Outperformance von Kryptowährungen, insbesondere dem Bitcoin wurden in dem Artikel nicht antizipiert. Diese Abweichungen unterstreichen die Herausforderung, Entwicklungen in einem volatilen und von zahlreichen Faktoren abhängigen Umfeld vorherzusagen.

Alles kann passieren – auch das Gegenteil.

Trotzdem bleiben die generellen Handlungsempfehlungen – insbesondere die Diversifikation, Flexibilität, Liquidität („Cash is King“) und der Fokus auf Sachwerte – als Basis-Strategien in Zeiten volatiler Märkte bestehen.

 

Ausblick

Im Dezember 2024 lag die Inflationsrate[3] − gemessen als Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI) zum Vorjahresmonat –  bei +2,6%. Sie verstärkte sich damit zum Jahresende, nachdem die monatlichen Raten bereits im 4. Quartal 2024 stetig zugelegt hatten.

Es sprechen mehrere Faktoren dafür, dass die Teuerung auch in den kommenden Monaten bzw. Jahren weiter ansteigen und dann auf einem erhöhten Niveau verbleiben wird:

  1. Steigende Arbeitskosten durch hohe Lohnabschlüsse
    • Besonders im Dienstleistungssektor, in dem Löhne die wichtigste Kostenkomponente darstellen, sind steigende Preise die logische Konsequenz. Der demografische Wandel verschärft den Arbeitskräftemangel weiter, was zusätzliche Spielräume für Lohnsteigerungen schafft.
  2. Höhere Sozialabgaben
    • Die Beitragssätze zu den Sozialversicherungen steigen. Unternehmen geben diese Mehrkosten über Preiserhöhungen an Verbraucher weiter.
  3. Klimaschutzmaßnahmen
    • Die CO₂-Steuer wird in den kommenden Jahren weiter erhöht, wodurch sich Produktions- und Transportkosten verteuern. Strengere Umweltauflagen verteuern insbesondere die Produkte energieintensiver Industrien.
  4. Geldpolitik der Notenbanken
    • Während erwartet wird, dass die US-Notenbank (FED) aufgrund der robusten US-Konjunktur Zinssenkungen nur langsam umsetzt, könnte die EZB aufgrund der schwächeren Wirtschaftslage früher lockern. Dies könnte Kapitalabflüsse in Richtung USA beschleunigen, wodurch der Euro weiter unter Druck gerät und sogar unter die Parität zum US-Dollar sinken könnte. Eine weitere Euro-Abwertung würde die Importpreise und damit die Inflation erneut ansteigen lassen.
  5. Steigende Staatsschulden
    • Inflation führt dazu, dass bestehende Staatsschulden real abgebaut werden. Regierungen haben daher ein indirektes Interesse daran, eine gewisse Inflationsrate zu tolerieren.
  6. Zweit- und Drittrundeneffekte
    • Steigende Kosten für Rohstoffe und Löhne schlagen zunehmend auf Endverbraucherpreise durch. Klassisches Beispiel: Kfz-Versicherungen verteuern sich, da Reparaturkosten infolge gestiegener Ersatzteil- und Arbeitskosten ebenfalls steigen.

Das Flossbach von Storch Research Institute wurde in dem Artikel aus dem Jahr 2022 zitiert und berechnete bereits damals in verschiedenen Szenarien, dass sich die Inflationsrate in der Euro-Zone im Zeitraum 2025 bis 2027 zwischen 3,7% und 8,8% p.a. bewegen könnte – abhängig von der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes und der Neutralisation überschüssiger Liquidität.

Diese Einschätzung scheint aktueller denn je. Wer sein Vermögen langfristig schützen möchte, sollte die bewährten Prinzipien aus den letzten Jahren weiterverfolgen: Diversifikation, Inflationsschutz durch Sachwerte und ein global ausgerichtetes Portfolio bleiben entscheidend.

Sach bleibt Sach – ein Grundsatz, der auch in Zukunft gilt.

 

Inflation Gastautor Dominik Heberling im Hartmut Walz Finanzblog Profil

[1] Immobilien (Preise für Wohnimmobilien in Deutschland), Quelle: Preise für Wohnimmobilien im 3. Quartal 2024: -0,7 % zum Vorjahresquartal – Statistisches Bundesamt

[2]  Relativierend sollte bedacht werden, dass der betrachtete Referenzzeitraum recht kurz ist und Sachwertpreise oftmals erst mit beträchtlicher zeitlicher Verzögerung auf Anstiege von Konsumgüterpreisen reagieren.

[3] Inflationsrate Dezember 2024, Quelle: Verbraucherpreisindex und Inflationsrate – Statistisches Bundesamt

 

Erschienen am 21. Februar 2025.

Der Hartmut Walz Finanzblog ist unabhängig, kosten- und werbefrei. Ich erhalte für Links und Empfehlungen keinerlei Honorar, Kick-back, Beteiligung o. ä. Mich nährt nur die Anerkennung ehrbarer Menschen. Und die Vision, dass Deutschland ein ehrlicherer Platz für Sparer und Vorsorgende werden wird.

17 Gedanken zu „Inflation – in den vergangenen 3 Jahren hartnäckig“

  1. Fundierter Beitrag zur Inflation und den Auswirkungen auf Geld- und Sachwerte in den letzten Jahren. Insbesondere die Einordnung der Wechselkursentwicklung bietet für mich wertvolle Einblicke. Insgesamt eine gut strukturierte und lesenswerte Analyse.

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  2. Ein weiterer Irrglaube ist. Inflation lässt meine Schulden schmelzen. Das trifft nur auf einem zu, wenn Mann sein Einkommen erhöhen kann. Bei gleichen Netto, bleibt auch der Wert der Schulden gleich.

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  3. Man kann für viele Punkte genauso gut andere Argumente finden, beispielsweise haben die Lohnsteigerungen den Kaufkraftverlust von 15,7 % noch überhaupt nicht aufgeholt. Ob es tatsächlich zu weiteren Zinssenkungen in der EU kommt, weiß doch keiner. Wäre ein längerer Zeitraum für die Betrachtung gewählt worden, beispielsweise die letzten 10 Jahre, relativieren sich viele Punkte schon wieder. Die Regierung wechselt auch grade, was vermutlich auch zu einigen Änderungen in der Wirtschafts- und in der Klimapolitik führen wird… Wir haben 2025 und die aktuelle Inflationsrate für Januar beträgt 2,3 %. Dann müsste jetzt ja langsam etwas passieren, wenn der Beitrag so korrekt ist. Für mich fühlen sich große Teile des Artikels wie reine Spekulation an.

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    • Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen. Künftige Entwicklungen hängen von zahlreichen, teils unvorhersehbaren Faktoren ab. Natürlich können Sie verschiedene Szenarien auch anders bewerten und Ihr Handeln entsprechend daran ausrichten.

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  4. Der Beitrag bezichtigt die expansive Geldpolitik der EZB als inflationstreibend.
    Das leuchtet eigentlich nicht ein.
    Wie erklären Sie sich folgende Zahlen?
    Staatsverschuldung Japan im Verhältnis zum BIP 2020-2024: 236%-255%
    Staatsverschuldung Deutschland : 69,5%-71,2%
    Inflation Japan 2020-2024: 0,1%-3,6%
    Inflation Deutschland : 0,5%-6,9%
    Wenn ich diese Zahlen sehe, dann fällt es mir schwer, an den Zusammenhang von expansiver Geldpolitik und Geldentwertung zu glauben, oder übersehe ich da etwas?
    Vielleicht beruht das Phänomen Inflation auf dem Zusammenhang von Lohnstückkosten und Produktivität
    Eine Anmerkung:
    Die Geldentwertung in Deutschland zu DM Zeiten und EUR Zeiten unterscheidet sich nicht signifikant.

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    • Vielen Dank für Ihre interessante Beobachtung! Die von Ihnen genannten Zahlen zeigen, dass die expansive Geldpolitik und Inflation nicht immer linear und überall gleich verläuft. Inflation ist ein komplexes Phänomen, das von zahlreichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Variablen beeinflusst wird. Zudem sind unterschiedliche Volkswirtschaften und Währungsräume – wie Japan und Deutschland bzw. Eurozone – nur bedingt miteinander vergleichbar. Eine stark steigende Geldmenge ohne entsprechendes Produktivitätswachstum kann Inflation begünstigen. Ein Zitat des Ökonomen Milton Friedman bringt es auf den Punkt: „Inflation is always and everywhere a monetary phenomenon.“

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  5. Fazit und Ausblick sind griffig formur.

    Der Beitrag berücksichtigt allerdings den starken Mietanstieg bei Immobilien im Betrachtungszeitraum nicht. Die Wertsteigerung (oder Verlust) ist nur ein Teil der Rendite, der zweite Teil sind steigende Einnahmen und höhere Mieten.

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    • Vielen Dank für Ihr Feedback! Mietsteigerungen sind natürlich ein wichtiger Renditefaktor, jedoch unterliegen Bestandsmieten gesetzlichen Regulierungen, die Erhöhungen begrenzen. Gleichzeitig sind für Vermieter auch die Instandhaltungskosten (z. B. Handwerker, Material) sowie ggf. Fremdkapitalkosten (z. B. bei Anschlussfinanzierungen zu höheren Zinssätzen) gestiegen. Gerade bei älteren Gebäuden mit hohem Modernisierungsbedarf können diese zusätzlichen Kosten mögliche Mietsteigerungen aufzehren oder sogar übersteigen. Eine pauschale Bewertung ist daher schwierig. Fakt ist: Die Immobilienpreise sind im Betrachtungszeitraum mit der höheren Inflation nachweislich gesunken.

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      • Na ja gut, dafür sind die Immobilienpreise in den 19 Jahren davor um ca. 70-100 % gestiegen. Sie sehen, was für Probleme entstehen, wenn man die 3 Jahre aus dem Zusammnhang reißt.

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        • Da war ja auch jahrelang eine Nullzinsphase, politisch gewollt, das ist doch nicht repräsentativ! Kredite waren damals nahezu kostenlos, ist doch klar dass da Preise steigen, alles auf Pump finanziert zu 100%! Siehe Immobilienkrise 2008/2009 in den USA! Die Korrektur während der steigenden Zinsen zeigt, dass Immobilien nicht per se ein sicherer Inflationsschutz sind wie oftmals gesagt!

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  6. Ein sehr fundierter Gastbeitrag über die Geldentwertung der letzten Jahre. Der Ausblick ist ein weiteres Signal für Privatanleger, sich den Kapitalmarkt zu öffnen und hohe Renditen nicht liegenzulassen.

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  7. ….prima! Ein wertvoller Blick auf das Vergangene, das Heute und auch auf die Aussichten -> das hilft einzuordnen und sich „kaufkrafterhaltend“ zu positionieren, um das Vermögen vor Inflation bestmöglich zu schützen.
    Vielen Dank für den tollen Beitrag! #daumenhoch
    Viele Grüße
    Volker Hildebrand

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  8. Sehr gut recherchiert und sehr verständlich dargestellt. Der Trugschluss in der öffentlichen Wahrnehmung zur Inflation ist nur die aktuelle Inflationsrate zu beachten, vielmehr ergibt sich nur aus der historischen Zeitraumbetrachtung in Relation zur Einkommensentwicklung aller Einkommensarten das wahre faktenbasierte Gesamtbild.

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Prof. Dr. Hartmut Walz
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