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Credit Ratings

Credit Ratings
Vorsicht, Anleihen im Rating!

Credit Ratings sind ein wesentliches Instrument für Anleger, um die Bonität von Anleihen und ähnlichen Schuldverschreibungen einzuschätzen.

Sie bieten eine Bewertung der Kreditwürdigkeit eines Emittenten oder eines spezifischen Schuldentitels und dienen als Orientierungshilfe für Investitionsentscheidungen.

In diesem Artikel werden wir uns

  • mit dem Wesen und der Bedeutung von Credit Ratings befassen,
  • die Vielfalt unterschiedlicher Anleihen national und international ansprechen,
  • die Unterscheidung von Emissions- und Emittentenratings erläutern,
  • die Rangstellung unterschiedlicher Gläubiger beleuchten,
  • die Kritik an den Ratingagenturen betrachten und
  • den Nutzen und die Funktionen von Ratings für Anleger darstellen.

 

Credit Ratings – auf die Noten kommt es an

Credit Ratings sind Bonitätsurteile, die von Ratingagenturen erstellt werden, um die Kreditwürdigkeit von Emittenten oder spezifischen Schuldverschreibungen zu klassifizieren.

Die bekanntesten Ratingagenturen sind S&P Global Ratings, Moody’s Investors Service und Fitch Ratings. Diese Agenturen verwenden ein Notensystem von Buchstabencodes bzw. Zensuren”, um die Bonität zu bewerten.

Dabei stellen AAA oder Aaa die höchste Bonität und D oder C die niedrigste Bonität dar. Ratings können auch mit Plus- oder Minuszeichen oder anderen Symbolen verfeinert werden, um zusätzlich kleinere Unterschiede innerhalb einer Ratingkategorie anzuzeigen.

  Credit Ratings Übersicht

Credit Ratings – Investment Grade“ und Junks“

Die Grenze zwischen „Investment Grade“ und „Speculative Grade“, auch bekannt als „High Yield“ oder „Junk“, ist ein entscheidender Schwellenwert im Rating von Unternehmen und Anleihen durch anerkannte Ratingagenturen.

Unternehmen, die ein Rating im „Investment-Grade“-Bereich erhalten, gelten als vergleichsweise sicher und stabil, mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit, ihre finanziellen Verpflichtungen zu verfehlen.

Hingegen weisen Unternehmen im „Speculative Grade„-Bereich ein deutlich höheres Risiko auf, ihre Zahlungsverpflichtungen zu verpassen – was im Gegenzug Anlegern potenziell höhere Renditen bietet.

Dabei handelt es sich bei „Investment-Grade“ und „Speculative Grade“ nicht um offizielle Angaben. Sondern eher um übliche Bezeichnungen, bei denen in der Anlagepraxis jeder weiß, was gemeint ist.

Die Grenze markiert somit den Übergang von Unternehmen mit als relativ sicher betrachteten Finanzen zu solchen mit einem höheren Risiko. Sie beeinflusst Investitionsentscheidungen sowie die Refinanzierungsmöglichkeiten der betroffenen Unternehmen auch deshalb, weil zahlreiche Anlagestatuten von Fonds oder auch Rechtsvorschriften an diese Unterscheidung anknüpfen, indem sie bestimmten Institutionen den Besitz der riskanteren Papiere untersagen.

 

Credit Ratings – internationale Vergleichbarkeit und Überblick

Die Vielfalt der Anleihen ist sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene zu groß, um sich ohne Hilfe von Ratingagenturen einen Überblick über die Zahlungsfähigkeiten zu verschaffen.

Nationale Anleihen werden von Regierungen oder Unternehmen innerhalb eines Landes ausgegeben und dienen der Finanzierung von Staatsausgaben oder Geschäftstätigkeiten.

Internationale Anleihen, auch bekannt als Eurobonds, werden von ausländischen Emittenten auch in fremden Währungen ausgegeben und können von Anlegern auf der ganzen Welt erworben werden. Die Bezeichnung Eurobonds wirkt auf den Laien verwirrend – zumal die Schuldnerwährung keineswegs auf Euro lauten muss.[1]

Unterschiedliche Anleihen können sehr verschiedenartige Risikoprofile aufweisen, abhängig von der Bonität des Emittenten, der Laufzeit der Anleihe, dem Zinssatz und anderen Faktoren.

 

Emissionsrating ist letztlich entscheidend

Es ist wichtig, zwischen Emissions- und Emittentenratings zu unterscheiden.

Das Emissionsrating bezieht sich auf die Bonität einer bestimmten Schuldverschreibung und bewertet das Ausfallrisiko dieser spezifischen Anleihe.

Das Emittentenrating hingegen bewertet die Bonität des Emittenten als Ganzes und spiegelt das Risiko wider, dass der Emittent seine Schulden insgesamt nicht bedienen kann.

Investoren sollten sowohl das Emissionsrating als auch das Emittentenrating berücksichtigen, um ein umfassendes Bild der Kreditwürdigkeit eines Emittenten oder einer Anleihe zu erhalten.

Im Falle vermögensgedeckter Wertpapiere (Asset-Backed Securities, ABS) wäre das Emittentenratings sogar nahezu aussagelos, da ABS von speziell für die Refinanzierung bestimmter Pools aus Vermögensgegenständen geschaffenen Zweckgesellschaften (Special-Purpose Vehicles) begeben werden, die zwischen den Unternehmen oder Körperschaften als Originators und die Käufer der ABS geschaltet werden. Vielmehr kommt es auf das Rating der einzelnen Tranchen und Transaktionen an.

Die Rangstellung unterschiedlicher Gläubiger spielt eine wichtige Rolle bei der Bewertung von Anleihen und spricht für die Berücksichtigung von Emissionsratings. Im Falle eines Zahlungsausfalls oder einer Insolvenz haben bestimmte Gläubiger Vorrang vor anderen Gläubigern bei der Rückzahlung von Schulden.

In der Regel haben Inhaber von „Senior DebtVorrang vor Inhabern nachrangiger Anleihen. Das bedeutet, dass vorrangige Gläubiger zuerst bedient werden, bevor nachrangige Gläubiger Zahlungen erhalten.

Diese Rangstellung wird bei der Beurteilung des Risikos einer Anleihe in der Regel auch durch unterschiedliche Ratings verschiedener Emissionen desselben Emittenten berücksichtigt.

 

Credit Ratings – Kritik am Oligopol der Ratingagenturen

Trotz ihrer weit verbreiteten Verwendung sind Ratingagenturen nicht frei von Kritik.

Ein Kritikpunkt betrifft potenzielle Interessenkonflikte, da Ratingagenturen von den Emittenten bezahlt werden, deren Schulden sie beurteilen. Dies kann zu einem Fehlanreiz führen, die Bonität von Emittenten zu positiv zu bewerten, um Geschäftsbeziehungen aufrechtzuerhalten.

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Rolle der Ratingagenturen in Finanzkrisen, in denen sie möglicherweise das Risiko von bestimmten Anlagen nicht angemessen bewerten. Die Finanzkrise von 2008 hat zu verstärkter Aufsicht und Regulierung der Ratingagenturen geführt, um diese Bedenken anzugehen.

 

Nutzen und Funktionen von Ratings

Nun zur Bedeutung von Ratings für Anleger: Ratings bieten Anlegern eine wichtige Informationsquelle, um die Risiken von Anlagen einzuschätzen.

Wenn eine Anleihe ein niedriges Rating aufweist, signalisiert dies ein höheres Ausfallrisiko und eine höhere Renditeerwartung… durch die Erwartung einer höheren Risikoprämie.

Auf der anderen Seite haben Anleihen mit hohen Ratings in der Regel ein geringeres Ausfallrisiko und bieten möglicherweise eine niedrigere Rendite.

Ratings ermöglichen es Anlegern, ihre Anlageentscheidungen auf der Grundlage ihrer Risikotoleranz und Renditeerwartungen zu treffen. Risikoprofiling des Anlegers auf der einen Seite, Ratings auf der anderen Seite – jede Anlageentscheidung muss subjekt- und objektbezogen passen. Der Anlageberater muss beide Seiten im Blick haben und eine optimale Lösung empfehlen.

 

Credit Ratings – Fazit

 Zusammenfassend spielen Credit Ratings eine wesentliche Rolle bei der Bewertung der Bonität von Anleihen und ähnlichen Schuldverschreibungen. Sie bieten Anlegern eine Orientierungshilfe für Investitionsentscheidungen, indem sie das Ausfallrisiko bewerten. Es gibt eine Vielfalt unterschiedlicher Anleihen auf nationaler und internationaler Ebene – und Ratings helfen dabei, die Risiken und Unterschiede zwischen ihnen zu verstehen. Es ist wichtig, zwischen Emissions- und Emittentenratings zu unterscheiden und die Rangstellung unterschiedlicher Gläubiger zu berücksichtigen. Obwohl es Kritik an Ratingagenturen gibt, bieten Ratings Anlegern dennoch nützliche Informationen, um fundierte Anlageentscheidungen zu treffen.

 

[1] Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Eurobond_(Euromarkt-Anleihe)

 

Dr. Oliver Everling Profil Gastbeitrag im Hartmut Walz Finanzblog

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Prof. Dr. Hartmut Walz
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