DIVIDENDENSAISON IN DER CORONA-KRISE
Ist die Luft raus?
Mitte Mai vor einem Jahr titelte ich an dieser Stelle: Gute Laune mit passivem Einkommen. Dividenden sind wesentlich und erfreulich. Und können bei breit gestreutem Investment ein schönes passives (Zusatz-)Einkommen erzeugen. Und nun?
Berichte über Dividendensenkungen, gar ganz gestrichene Dividendenzahlungen, verschobene Hauptversammlungen, ausgefallene Aktionärstreffen. Aktiengegner sehen sich in ihrer Skepsis bestätigt. Zu Recht?
Seit Ausbruch der Corona-Krise gibt es tatsächlich auch für Aktionäre jede Menge schlechte Nachrichten. Zunächst drastische Kurseinbrüche. Jedoch mit einer schnellen Gegenreaktion. Und anschließend hohen Schwankungen (Volatilität). Vielleicht kommt das dicke Ende aber auch erst noch…
Dramatische Einzelfälle sollten nicht verallgemeinert werden
Treue BlogleserInnen kennen ja meine These, dass Spektakuläres gerne überbewertet wird, während Tiefgründiges wie z.B. die Deep Risk unterschätzt oder sogar ignoriert werden.
Exakt das passiert aktuell auch in der Diskussion der Dividendenzahlungen.
Ja, der Shell-Konzern, einer der prominentesten Dividenden-Aristokraten[1], hat zum ersten Mal seit dem Jahr 1945 eine (Quartals)Dividende gekürzt. Immerhin jedoch nicht vollständig gestrichen.
Jeder, gemäß der von mir empfohlenen Tausendfüßler-Strategie[2] vorgehende und breit streuende Langfrist-Investor würde nun achselzuckend sagen: What „Shells“? (Oder besser: what shalls, also: Was soll´s?).
Nicht nur Schatten, sondern auch Licht
Die jedoch zu Übertreibungen und Dramatisierungen neigende Finanzpornografie fokussiert derweil kreischend die negativen Ausreißer, wie die der Fluggesellschaft LUFTHANSA, des Touristikkonzerns TUI oder des deutsch-französischen Flugzeugbauers AIRBUS.
Sie rechnet hoch, dass beispielsweise im EURO STOXX 600 rund ein Fünftel der Unternehmen die Dividendenzahlung 2020 (also für das Jahr 2019) streichen oder herabsetzen würde.
Lassen Sie uns das aber mal umgekehrt formulieren: Nämlich, dass rund vier von fünf Unternehmen ihre Dividenden unverändert bezahlen. Und einige wenige davon ihre Zahlungen sogar steigern.
Dann sind das doch angesichts der Auswirkungen, welche die „böse Basenkette“ auf uns hat und noch haben wird, doch eigentlich gute Nachrichten. Und ein Signal relativer Stabilität. Zumindest für die Dividendensaison 2020.
Jedoch ist eine solche konstruktive Sicht eben nicht so reißerisch oder dramatisch. Und damit weniger öffentlichkeitswirksam. Und damit eben auch weniger auflagenstark oder klickverführerisch.
Kurzum: Wer für sich persönlich ein doppeltes Klumpenrisiko aufgebaut hat, und über Jahre lediglich die Aktie des eigenen Arbeitgebers hortete, der muss sich aktuell leider auch doppelt Sorgen machen.
Wer jedoch durch eine kluge Vorratsentscheidung Klumpenrisiken vermieden und gemäß der Tausendfüßler-Strategie investiert hat, wird im Jahr 2020 wohl mindestens 60% der erhofften bzw. geplanten Dividendenzahlungen auch tatsächlich vereinnahmen.
Versachlichung tut not
Sie sind also gut beraten, wenn Sie sich nicht in Schrecken und Panik versetzen lassen. Sondern die Auswirkungen des Corona-Virus auf die Dividendenzahlungen nicht an Einzelfällen, sondern einem breit diversifizierten Index festmachen.
Und bitte stets die Alternativen im Auge behalten. Nämlich z.B. eine sichere Negativverzinsung einer Bundesanleihe. Also garantierte Verluste. Erhöht um zusätzlichen Inflationsschaden. Da Anleihen Nominalwerte und kein Sachvermögen sind. Und somit keinen Inflationsausgleich bieten.
Auch für Hauptversammlungen gilt:
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben
Ein „nur ruhig Blut“ ist auch den aufgeregten Stimmen zu sagen, die hinter abgesagten Hauptversammlungen sofort die klammheimliche und böswillige Absicht von Vorständen und Aufsichtsräten vermuten, sich völlig vor der Dividendenzahlung zu drücken.
Das sind Verschwörungstheorien in Reinform.[3] Nachfolgend ein Beispiel:
Rentner R.:
„Als Rentner, früher langjähriger Mitarbeiter der BASF, habe ich meine fest eingeplante und bereits für eine Urlaubsreise nach Kuba disponierte Dividendenzahlung von ca. 5.711 Euro nicht erhalten, da die BASF den Hauptversammlungstermin vom 30. April wegen Corona abgesagt hat. Ist das nicht eine Unverschämtheit – was soll ich tun?
Oh Himmel, ja was wohl? Zuerst einmal habe ich den Reflex unterdrückt, Herrn R. zu antworten, dass er das Geld ja nicht benötigt, da die Urlaubsreise wohl ohnehin ausfällt…
Die etwas reflektiertere Antwort lautet: Die BASF versucht sich ganz sicher nicht um die Dividendenzahlung zu drücken, sondern musste die Hauptversammlung coronabedingt und aufgrund gesetzlicher Vorgaben verschieben.
Sie hat ein kürzlich beschlossenes Maßnahmengesetz genutzt und die verschobene Hauptversammlung als Online-Veranstaltung recht zeitnah, nämlich auf 18. Juni 2020 neu terminiert.
Vorstand sowie Aufsichtsrat der BASF werden den Aktionären eine gegenüber der vor Corona kommunizierten Planung nicht veränderte Dividende von 3,30 Euro pro Aktie vorschlagen.
Es ist also kein Dividendenausfall. Sondern lediglich eine Verzögerung der Auszahlung um rund 6 Wochen. Also ganz ruhig und durchatmen, Herr R.
Damit eher ein Sturm im Wasserglas für den so verärgerten Betriebsrentner, der jedoch anonym bleiben soll. Zumal ich aus seinen Angaben seinen BASF-Aktienbesitz von 2.350 Stück rückrechnen konnte. Und die Tatsache, dass er aus der Kirche ausgetreten ist.
Aber konzentrieren wir uns wieder auf Wichtigeres.
Die rechtliche Lage
Von nahezu allen Seiten wird der Bundesregierung bescheinigt, dass sie in Hinblick auf Hauptversammlungen von Aktiengesellschaften schnell und sachgerecht auf die Folgewirkungen des Corona-Virus reagiert hat.
Bereits am 27. März 2020 beschloss der Bundestag nämlich das Gesetz zur Abmilderung der Folgen der COVID-19-Pandemie (dort Artikel 2) mit der Regelung, dass ordentliche Hauptversammlungen von Aktiengesellschaften rein virtuell, also ohne persönliche Präsenz von Aktionären oder deren Vertretern abgewickelt werden dürfen.
Und die Entscheidung über die Verwendung des Vorjahresgewinnes muss nun nicht mehr innerhalb der ersten acht Monate des Folgejahres, sondern innerhalb des folgenden Geschäftsjahres erfolgen. Also lediglich eine Verlängerung von acht auf maximal zwölf Monate.
Wie das Beispiel der BASF zeigt, holen die meisten Aktiengesellschaften die wegen Corona verunmöglichten Hauptversammlungen recht zeitnah nach. Sie nutzen somit den Verlängerungsspielraum keineswegs in aktionärsfeindlicher Weise aus.
Einige Hauptversammlungen haben in diesem Jahr mittlerweile bereits als reine Online-Veranstaltung stattgefunden. Und innerhalb der nächsten sechs Wochen folgt die überwiegende Mehrzahl.
Übrigens gelten die Maßnahmen nur für das Jahr 2020 und dürfen bis höchstens Ende 2021 verlängert werden, „wenn dies aufgrund fortbestehender Auswirkungen der COVID-19-Pandemie in der Bundesrepublik Deutschland geboten erscheint“.
Die Erläuterung einer Vielzahl kleinteiliger Details der gesetzlichen Veränderung würde den Rahmen des Blogbeitrags sprengen und ist beispielsweise unter diesem weiterführenden Link einsehbar.
Zwei wesentliche Grenzen für Dividendenzahlungen
Erstens
Aktionäre sind Miteigentümer oder – mit anderen Worten – Mitunternehmer und Teil einer „Freud und Leid-Gesellschaft“ des Unternehmens.
Sie erhalten langfristig gesehen mit Dividenden und Kurszuwächsen – natürlich unter kräftigen Schwankungen – eine erhebliche Mehrrendite (Eigenkapitalprämie) gegenüber Anleihen oder sonstigen Zinstiteln.
Im Gegenzug sollten sie jedoch auch bereit sein, auf Ausschüttungen zu verzichten, wenn diese das langfristige Wohl bzw. den Fortbestand des Unternehmens gefährden.
Ansonsten wäre es so, als ob ein Bauer das Saatgut verzehrt, welches er als Voraussetzung für künftige Ernten unbedingt benötigt.
Zweitens
Unternehmen können nicht gleichzeitig oder in enger zeitlicher Nähe Dividenden ausschütten und Staatshilfe, die letztlich vom Steuerzahler finanziert wird, in Anspruch nehmen.
Bei angemessener Vorausschau sollte dies auch gelten, wenn zwar die Sonne noch scheint, jedoch die dunklen Gewitterwolken schon unübersehbar sind.
Vor diesem Hintergrund ist beispielsweise die aktuelle Dividendenzahlung der ALLIANZ (immerhin 9,60 Euro pro Aktie, Vorjahr: 9,00 Euro) und per Saldo ca. 4 Milliarden Euro als durchaus heikel zu bewerten.
Denn angesichts der durch Corona ausgelösten Crashgefahr und wahrscheinlich folgenden Finanzkrise können Finanzdienstleistungsunternehmen schnell in arge Bedrängnis kommen.
Daher hat die Europäische Finanzaufsicht sowohl Banken als auch Versicherer zu einem Verzicht von Dividendenzahlungen im Jahr 2020 aufgefordert, den jedoch z.B. die ALLIANZ einfach ignorierte.[4]
Konflikt zwischen Aktionärsinteressen und Kundeninteressen
Somit wird das ausgeschüttete Dividendenvolumen der ALLIANZ von rund vier Milliarden Euro zum Ausgleich von möglichen künftigen Verlusten nicht mehr zur Verfügung stehen.
Sollte es „eng werden“, sind also sowohl Aktionäre als auch boni-berechtigte Vorstände und leitende Führungskräfte außen vor (sie haben ihre Zahlungen ja).
Jedoch kann es in einem schlimmeren Krisenfall sein, dass Kunden, also Versicherte, gemäß §314 VAG nur eine reduzierte Leistung aus ihren Verträgen erhalten werden. Und die kann dann durchaus unter der versprochenen Garantieleistung liegen.
Aus ordnungs- und verbraucherorientierter Sicht, darf man schon fragen, ob dies angemessen ist.
Das ist ein weiterer Punkt, in dem vorausschauende Branchenbeobachter befürchten, dass das Vehikelrisiko von Spar- und Vorsorgeprozessen im Versicherungsmantel künftig zum ernsthaften Problem werden könnte.
Während die ausführliche Beschäftigung mit Vehikelrisiken den Rahmen eines Blogbeitrages sprengen würde, können Sie dazu in meinem Buch „Einfach genial entscheiden im Falle einer Finanzkrise: Konstruktive Crashgedanken Näheres nachlesen.
Dividenden sind nicht der „neue Zins“
Seit Beginn und Fortschreiten der Niedrig- bzw. Negativzinsphase für Einlagen und Anleihen gab es seitens der Befürworter von Aktien den Slogan „Dividenden sind der neue Zins“.
Aufgrund der oben geschilderten jüngsten Entwicklungen mit Dividendenkürzungen und der Verschiebung von Hauptversammlungen sind in der Wirtschaftspresse vermehrt bissige bis hämische Kommentare nach dem Motto „Habicheseuchnichtschonimmergesagt – Dividende ist eben doch kein Zinsersatz“ laut.
Versachlicht man jedoch diese Häme, so muss man festhalten: Dividenden sind nach wie vor der „bessere Zins“.
Denn – zumindest wenn man das Prinzip einer möglichst breiten Diversifikation beherzigt – schlagen Dividendenerträge die Zinserträge auch in Corona-Zeiten um Längen.
Sowohl das Zinsniveau als auch das Dividendenniveau sind gefallen. Jedoch existiert der positive Abstand – in der Fachsprache als „Eigenkapitalprämie“ bezeichnet – nach wie vor.
Und ein baldiges Ende von Null- und Negativzinsen wird durch Corona nochmals unwahrscheinlicher.
Zudem gilt umso mehr folgende Überlegung:
Und was bedeutet das nun konkret für Sie?
- Es ist eine harte Wahrheit, dass der Totalausfall von Dividenden bei einigen Einzelwerten völlig unerwartet kommt und die jeweiligen Aktionäre trifft (z.B. LUFTHANSA, ADIDAS, AIRBUS, …).
- Anleger die jedoch angemessen diversifiziert haben, werden keinen Totalausfall von Dividendenzahlungen, sondern für das Ausschüttungsjahr 2020 eher eine Minderauszahlung von 30% bis maximal 40% gegenüber dem Vorjahr erleben.
- Da die Gewinnerwirtschaftung stets ein Jahr vor dessen Ausschüttung erfolgt, ist damit zu rechnen, dass die in 2021 erfolgenden Dividendenzahlungen noch unter dem Niveau von 2020 liegen werden.
- Die durch das Corona-Virus bedingte Verschiebung von Aktionärs-Hauptversammlungen hatte die rechtliche Folge, dass über die Dividendenausschüttung nicht abgestimmt werden konnte. Die Schlussfolgerung, dass sich Aktiengesellschaften der Dividendenzahlung entziehen wollten, entbehrt jedoch jeder Grundlage. Die ganz überwiegend zeitnahe Terminierung von virtuellen Hauptversammlungen beweist das Gegenteil.
- Der Vergleich zwischen Dividende und Zins ist heikel und hat schnell den Makel „Äpfel mit Birnen“. Jedoch sind Dividendentitel angesichts langfristiger Null- und Negativzinsen auch nach Corona für Langfrist-Investoren klar die bessere Wahl.
- Drohende weitere Zinssenkungen (also noch niedrigere Zinssätze als minus 1,5% oder minus 2% p.a.) steigern die Attraktivität von Aktien. Gleiches gilt für ein Szenario anziehender Inflation.
- Wenn Spötter angesichts von Dividendensenkungen schreiben, dass Dividenden anscheinend doch nicht der neue Zins seien, dann gebe ich ihnen zwar Recht. Jedoch mit umgekehrtem Vorzeichen. Dividendenzahlungen werden nämlich niemals negativ werden – die meisten Zinssätze sind es aber schon lange.
- Wo schlecht informierte Anleger noch vermeintlich positive Zinssätze finden, handelt es sich in Wahrheit um Risikozuschläge. Die Unterscheidung zwischen Zins und Risikoprämie ist grundlegend und ihre Verwechslung fatal. Siehe dazu Kapitel B7 „Schiefe Wetten – Risikozuschläge sind keine Zinsen“ im Buch „Einfach genial entscheiden in Geld- und Finanzfragen“.
- Haben Sie vor Jahren oder während der letzten Jahre Aktien von Versicherungsgesellschaften erworben, so verdienten und verdienen Sie prächtig. Wohlgemerkt, als Aktionär.
- Haben Sie hingegen als Kunde der gleichen Versicherer Vorsorgeprodukte erworben, dann verdienen Sie wahrscheinlich vor allem das Mitleid von Branchenkennern, die die Spielregeln der Versicherungswirtschaft gut verstanden haben. Noch Fragen?
- Aber bitte nicht totärgern, denn Ihr zu frühes Ableben würde zu sogenannten Sterblichkeitsgewinnen (ja, das heißt wirklich so) bei den Versicherern führen. Und die fließen – zumindest anteilig – dann wieder den Aktionären zu.
Nun einfach nochmals als Relativierung: Es gibt wirklich schlimme Deep Risk. Ein Dividendenrückgang gehört nicht dazu. Nicht einmal ein Aktiencrash gehört dazu!
Weil ein Aktiencrash wirklich nicht das Schlimmste ist, was Ihnen langfristig passieren kann. Lesen Sie nochmal hier.
Und empfehlen Sie diesen Blogbeitrag bitte weiter.
Herzliche Grüße
Hartmut Walz
Sei kein LeO!
[1] Als Dividenden-Aristokraten werden Aktiengesellschaften bezeichnet, welche über viele Jahre hinweg die Dividendenhöhe pro Aktie zumindest halten oder sogar steigern.
[2] Der „Tausendfüßler-Strategie“ liegt der Gedanke der Streuung von Anlagen zugrunde. Auch mit dem Fachausdruck „Diversifikation“ bezeichnet. Er geht zu Recht davon aus, das Kurs- oder Preisverluste nicht alle Anlagen gleichzeitig und in gleichem Umfang treffen. Folglich bewirkt Diversifikation gegenüber einer, auf nur eine Anlage konzentrierten Investition, eine Risikosenkung. Vergleiche Kapitel B8 „Ein Tausendfüßler rutscht nicht aus“ in meinem Buch „Einfach genial entscheiden in Geld- und Finanzfragen“.
[3] Und die scheinen ja gerade sowieso Hochkonjunktur zu haben.
[4] Die deutsche Aufsichtsbehörde BaFin hat das Nichtausschüttungs-Gebot ja auch nur auf Kreditinstitute beschränkt…
Erschienen am 15. Mai 2020.
Der Hartmut Walz Finanzblog ist unabhängig, kosten- und werbefrei. Ich erhalte für Links und Empfehlungen keinerlei Honorar, Kick-back, Beteiligung o. ä.
Aktiengesellschaften sorgen weltwirtschaftlich im Idealfall für eine Verbesserung des weltweiten Wohlstandes. Über die Jahrzehnte hat sich eine Dividendenauszahlungskultur entwickelt. Viele Aktionäre kaufen gerne „Dividendentitel“, bauen Ihre Wertpierdepot damit auf oder freuen sich jährlich auf die Auszahlungen. Mich persönlich überzeugt die Auszahlung der Dividenden nicht. Im Sinne einer Aktienkultur fände ich es wesentlich zielführender, wenn Aktiengesellschaften stärker auf den Ausbau Ihres Geschäftsmodells setzen und dafür auf die Ausschüttung der Dividenden verzichten – im Gegenzug die Gelder in sinnvolle Investitionsmöglichkeiten investieren. So könnten Aktiengesellschaften schneller in Zukunftsthemen investieren & im Eigeninteresse Wachstum generieren. Auf diese Weise könnte im Idealfall der weltweite Wohlstand noch effizienter gestaltet werden. Der Aktionär würde die Auszahlung der Dividende dadurch „verschmerzen“, dass sich seine Aktiengesellschaft schneller und besser entwickelt und er im Zweifelsfall einen höheren Aktienkurs feststellt.
Lieber Steffen Grebe, vielen Dank für Ihren Kommentar.
Ich respektiere Ihre Meinung völlig, auch wenn ich diese nicht teile. Die durchschnittliche Ausschüttungsquote von Aktiengesellschaften liegt – mit etwas Streuung – bei grob 40%. D.h. der größere Teil der erwirtschafteten Gewinne geht ohnehin in den Substanzaufbau. Und wir sollten weder Unternehmen noch derer Eigentümer in ihrer Freiheit bevormunden oder einschränken, mit den Früchten des Erfolgs so umzugehen, wie diese das für angemessen halten. Auch die Möglichkeit der „Schütt-aus-hol-zurück“-Politik wäre da noch zu bedenken.
Ich finde Ausschüttungen als realistisch denkender Verhaltensökonom schon allein deswegen so wichtig, da viele Private sich gerne an den Früchten des Baumes laben, jedoch nie einen Ast abschneiden würden.
Und wenn die Unternehmen Gewinne vollständig einsparen (thesaurieren), dann würde es für die Aktionärskultur in unserem Lande noch erheblich düsterer. Das kann niemand wollen.
Trotzdem herzlichen Dank für Ihre Anregung und weiterhin viel Erfolg!
Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Wieder einmal klar, aufklärend und sehr beruhigend. Danke!
Lieber Raimund Gebhardt, sehr gerne 😉
Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!
Vielen Dank für die Ansatzweise Klarstellung, was eine Dividende denn ist. Ich würde sogar noch deutlicher sagen, viele Finanzinvestoren haben sich wohl daran gewöhnt, immer Gewinn zu erhalten! Nur wer sorgt dafür, gibt es denn keine Moral mehr, dass Eigentum -insbesondere auch Finanzkapital verpflichtet? Soll ich als Steuerzahler dafür zahlen, dass Dividenden gezahlt werden, jedoch Verluste der Firmen durch die Pandemie oder durch schlechtes Wirtschaften ausgeglichen, während die Kapitaleigner sich die Dividende einstecken? Soll nur die arbeitende Bevölkerung dafür sorgen, dass sie weniger verdient (Kurzarbeitergeld, Arbeitslosigkeit, geringere Gehälter usw. ) die Krise zu bewältigen? Früher hieß es z.B. bei Gutenberg noch: Wirtschaften soll Bedürfnisse der Gesellschaft, der Menschen befriedigen, jetzt heißt es wohl nur noch: Wirtschaft dient nur dazu, dass die Kapitaleigner mehr Geld (Dividende) bekommen!! Offensichtlich hat sich da einiges verkehrt. Ich hoffe, dass die Krise dazu beiträgt, dass Wirtschaften auch für das Kapital endlich mehr mit Gemeinwohl verbunden wird. Leider sieht es zur Zeit wieder so aus, als müsste die allgemeine Bevölkerung die Verluste tragen, damit sich die Anderen die Taschen voll machen. Auch als kleiner Anleger finde ich es gerechtfertigt, dass ich jetzt auf Gewinn verzichten muss!!! Als Selbständige habe ich auch Geld zurücklegen müssen, damit ich Verluste in schlechten Zeiten ausgleichen kann. Und als Kleinunternehmer habe ich noch nicht einmal die Möglichkeit jetzt etwas zu verdienen mit meiner Arbeit. Auch Kapital muss endlich dazu genutzt werden, dem Gemeinwohl der Menschen wieder zu dienen und die Natur zum Wohl für uns Menschen zu schonen und dann kommt der Gewinn daran.
Liebe/r Ch. Freyer, danke für Ihren Kommentar – aus dem sehr viel rege Beobachtung und eine zu bejahende Schlussfolgerung sprechen! Die Reihenfolge in Ihrem Abschlusssatz ist auf alle Fälle wertvoll. In diesem Sinne verhalte ich mich (und ich denke, auch Sie). Und je mehr noch außer uns, desto besser!
In diesem hoffnungsfrohen Sinne. Bleiben Sie gesund.
Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!