GASTBEITRAG VOLKER HILDEBRAND, HONORAR-FINANZANLAGENBERATER
Medienlärm – Schalten Sie den Lärm aus!
Glauben Sie keiner Schlagzeile
Die Börse lebt von den Nachrichten. Denn anhand der täglichen Meldungen aus Politik und Wirtschaft entwickeln die Marktteilnehmer …
… eine Einschätzung der weiteren Entwicklung und beziehen sie in die Kursbildung ein. Doch längst nicht jede Nachricht ist “werthaltig”. Das gilt in besonderer Weise für Inhalte mit Prognosecharakter, die oft für dicke Schlagzeilen sorgen. Doch was in markanten Überschriften fast schon als Tatsache erscheint, erweist sich allzu oft als Luftnummer. Das führt dann zu entsprechenden Kurskorrekturen, sobald die Börse den Irrtum oder die Übertreibung bemerkt.
Für Börsenakteure, die solchen Meldungen vertraut haben, bedeutet das in der Regel eine herbe Enttäuschung. Daher sind Vorhersagen nichts anderes als ein gefundenes Fressen für die Medien und oftmals reine Marketing-Gags, um schlagzeilenträchtig die Auflage zu steigern, denn an Falschaussagen erinnert sich ohnehin niemand rückblickend.
Ein solcher Medienlärm führt also eher zu Verunsicherung und stellt eine bestehende Anlage auf die Probe. Einige Meldungen können Ängste über zukünftige Entwicklungen schüren, während andere Sie mit Versprechen auf mühelose Gewinne locken bzw. Ihre Gier anzusprechen versuchen. Fest steht jedoch nur eins: selbst „fundierte“ Vermutungen bleiben immer noch, was sie sind – reine Vermutungen!
Und so lenkt Medienlärm leicht von den wirklich wichtigen Tatsachen ab und bringt Anleger dazu, selbst zu ihrem schlimmsten Feind zu werden, denn
- Sie nehmen Markt- und Wirtschaftsvorhersagen ernst
- Sie kaufen aus Gier und verkaufen aus Angst
- Sie jagen vergangenen Renditen hinterher (siehe aktuell Bitcoin)
- Sie glauben, dass es möglich sein muss, den besten Zeitpunkt für Kauf/Verkauf bestimmen zu können und
- Sie ignorieren Kosten!
Wenn wir uns also von Gefühlen leiten lassen, dann sind emotional getroffene Entscheidungen am Aktienmarkt leider oft die Falschen.
Mein Tipp
Ignorieren Sie das Medienspektakel der Unterhaltungsindustrie und denken Sie an Ihr Anlageziel. Denn Vorhersagen sind immer nur auf kurze Zeiträume ausgelegt und zu 50 % falsch. Hierauf lässt sich keine (!) nachhaltige Investmentstrategie aufbauen.
Oft kommt es anders als gedacht
Auch die Jahre 2016 und 2017 boten für solche “Fake News” einige herausragende Beispiele. Hier nur eine kleine Auswahl:
- Als die Briten Ende Juni 2016 über den Brexit entschieden, war die Nachrichtenlage im Vorfeld durch die Erwartung eines “JA” zum EU-Verbleib geprägt. Es kam bekanntlich anders. Die Auguren hatten offensichtlich mehr ihren Wünschen als der Stimmungslage der Briten geglaubt.
- Kaum ein „Experte” hielt einen Sieg Donald Trumps bei den US-amerikanischen Präsidentschaftswahlen 2016 für möglich. Dementsprechend wurde allgemein Hillary Clinton als neue US-Präsidentin gesehen. Für den unwahrscheinlichen Fall eines Trump-Siegs wurde mit Kursstürzen an den Märkten gerechnet. Gleich eine doppelte Fehleinschätzung. Trump gewann und die Börsen sind seither auf Rekordjagd – trotz Irritationen und Enttäuschungen der neuen Präsidentschaft.
- Ebenfalls ganz anders als gedacht kam es bei der vorgezogenen Unterhauswahl in Großbritannien im Juni 2017. Statt des erwarteten Wahlsiegs der Konservativen muss Theresa May seither ohne eigene Mehrheit regieren, was die Brexit-Verhandlungen enorm belastet.
Die überlegene Strategie – prognosefrei investieren
Solche und andere Beispiele zeigen, wie wenig treffsicher Prognosen sind. Das gilt selbst für Vorhersagen mit fundiertem Know-How von Experten und ausgefeilten Prognoseverfahren. Auch die raffiniertesten Modelle können nicht alle relevanten Daten und Zusammenhänge erfassen. Und es bleiben immer noch unvorhersehbare Unwägbarkeiten, die alles über den Haufen werfen können. Die Zukunft lässt sich nicht berechnen und schon gar nicht vorhersehen!
„Prognosen gleichen einem Blick in die Glaskugel und selbst „fundierte“ Vermutungen bleiben, was sie sind – reine Vermutungen.“
Hinzu kommt folgender Aspekt: Aktienmärkte bieten langfristig betrachtet immer einen positiven Ertrag. Die Konsequenz für Geldanleger lautet daher: möglichst prognosefrei investieren und über lange Zeiträume denken. Dafür gibt es wissenschaftlich anerkannte Methoden. Bei einer solchen “Perspektive” verlieren aktuelle Meldungen und Schlagzeilen stark an Bedeutung. Was mehr zählt, ist der “lange Atem” in Übereinstimmung mit der persönlichen Risikobereitschaft des Anlegers.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt also als Ausgangspunkt in der Ermittlung der individuellen Risikobereitschaft und in einer darauf basierenden, soliden Investmentphilosophie. Dieser Ansatz ist durch zahlreiche wissenschaftliche Studien und Forschungsarbeiten abgesichert und hat sich seit Jahrzehnten bewährt. Gleich mehrere Nobelpreisträger haben Beiträge zu dem Beweis geliefert, dass prognosefreies Investieren mit breiter Diversifikation bei gleichzeitigem Ignorieren des Medienlärms langfristig überlegen ist.
Fazit
Aktienmärkte bieten langfristig betrachtet immer einen positiven Ertrag. Anleger die von diesen im Vergleich zum Sparbuch oder Tagesgeldkonto höheren zu erwartenden Renditen profitieren möchten, müssen bereit sein, auch stärkere Schwankungen in Kauf zu nehmen und eine einmal ausgearbeitete, persönliche Investmentstrategie diszipliniert zu verfolgen. Damit sind Sie besser gegen Ungewissheit und externe Einflüsse gewappnet und kommen in den Genuss der langfristigen Renditen an den Finanzmärkten – und letztendlich auch zu einer positiven Investmenterfahrung.
„Es kommt nicht darauf an, die Zukunft vorherzusagen, sondern auf die Zukunft vorbereitet zu sein“ (Perikles)
Erschienen am 09. März 2018
klasse Bild mit den Covers / schneller höher weiter / Alarm für Anleger/ Ignorieren sie dieses Heft/ echt super!! Kompliiment
von Wöger aus B.
…ein herzliches DANKE an Sie für’s “Kompliment” und ihren netten Kommentar!
Grüße Volker Hildebrand