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Finfluencer Medienfluch

Finfluencer Medienfluch – Geschäftsmodell von Finanzbildung zu Finanzverblödung
Video-Interview mit Dr. Gerd Kommer

Finfluencer stehen unter immensem Druck, laufend neue Inhalte zu Geld, Finanzen und Versicherungen zu liefern, um damit Einkommen zu erzielen.

Dies gilt für alle Medien – ist jedoch bei den digitalen Medien besonders krass.

Je erfolgreicher der Kanal und je größer das Team des Finfluencer, desto höher ist der Druck, weiteren, möglichst reichweitenstarken Content zu produzieren – selbst wenn inhaltlich schon alles gesagt ist.

Während viele Finfluencer zu Beginn ihrer Aktivität tatsächlich sinnvolle und nützliche Inhalte bringen, zwingt sie dieser Druck, später zu reißerischen Inhalten mit möglichst hoher Aufmerksamkeitswirkung – bis hin zu Finanzpornografie.

Diese Inhalte triggern Angst und Gier und sind für Nutzer nicht mehr sinnvoll und nützlich, sondern schädlich.

Finanzbildung mutiert schrittweise zu Finanzverblödung.

Wie gehen Finfluencer mit diesem „Medienfluch“ um?

Darüber spreche ich in diesem Video mit Dr. Gerd Kommer.

 

Video-Gespräch

Hier geht es zum Video-Gespräch mit Dr. Gerd Kommer:

Finfluencer Medienfluch Kommer-Walz_k(bei Klick: Video auf YouTube ansehen)

 

Mein Gast: Dr. Gerd Kommer

Er ist Experte für wissenschaftlich fundiertes, passives Investieren mit ETFs, Autor mehrerer Finanzbücher und Gründer von Vermögensverwaltungsunternehmen. Seit Jahren befasst er sich – ebenso wie ich – mit sogenannter Finanzpornografie, ihren Facetten und Auswirkungen.

 

Das sind die Meilensteine unseres Video-Gesprächs

00:00  Start: Starke Aussagen auf den Punkt und Intro
01:16  Gast: Dr. Gerd Kommer, Buchautor, Gründer von Vermögensverwaltungen und Experte für passives Investieren mit ETFs
03:15  Was ist Finanzpornografie (investment porn)?
06:50  Eckpunkte wissenschaftlich fundierten Investierens
09:05  Unterschied zwischen Unternehmertum und wissenschaftlichem Investieren
10:41  Finfluencer Medienfluch
13:20  in Gesellschafts- / Wirtschaftspolitik abdriften
15:47  in Finanzpornografie abdriften
18:39  Musterbeispiel: angebliche Steuerersparnis
22:20  Die Tragik: Medienfluch um so schlimmer, je größer der Finfluencer
23:42  Gibt es eine Lösung?
26:00  Wie machen es andere Länder?
31:12  Zusammenfassung: Lösungen für ein sich selbst verstärkendes Problem

 

Noch ein paar Stichpunkte zur Übersicht

Gern möchte ich hier noch einige übersichtliche Zusammengestellungen auflisten – so sehen Sie die im Video besprochenen Inhalte auf einen Blick:

 

Was ist Finanzpornografie?

Dr. Gerd Kommer zitiert hier sinngemäß die US-Journalistin Jane Bryant Quinn aus dem Jahre 1995:

„Veröffentlichungen in den traditionellen und den sozialen Medien, die suggerieren, dass erfolgreiches Investieren leicht sei und dass eigentlich jeder mit dem Finanzprodukt X oder der Anlagestrategie Y in überschaubarer Zeit ohne viel Arbeit und bei vertretbarem Risiko oder sogar ohne Risiko viel Geld verdienen oder reich werden kann.“

Ich selbst habe es prägnant so auf den Punkt gebracht: Finanzpornografie ist das Gegenteil von Informationen zum wissenschaftlich korrekten Investieren.

 

Eckpunkte wissenschaftlich fundierten Investierens

Auch hier waren wir uns vollkommen einig:

  • „Weltportfolio“ aus Aktien und Anleihen (oder Tagesgeld)
  • Globale Diversifikation / Streuung
  • Strategische / statische Asset-Allokation (statt kurzfristiges Herumhantieren)
  • Buy-and-Hold mit regelgebundenem Rebalancing
  • Umsetzung mit kostengünstigen Indexfonds/ETFs (und evtl. Tagesgeld)

 

Besonders zu beachten ist sicherlich der Hinweis an Privatanleger: Diversifizieren Sie Risiken so gut wie möglich!

Der Markt bezahlt nur die Risiken, die man nicht wegdiversifizieren kann – also die systematischen Risiken. Nehmen Sie also nicht ohne Not – durch Market-Timing, Stock-Picking oder dem Hinterherlaufen von Trends oder Modethemen – zusätzliche Risiken in Kauf, die der Markt Ihnen nicht mit Risikoprämien vergütet.

Eine Visualisierungshilfe hierfür:

Finanzpornografie spricht das Gegenteil an von Diversifikation der Risiken

 

Finfluencer mit Finanzpornografie propagieren jedoch genau das Gegenteil – nämlich Risiken in Kauf zu nehmen, die der Markt nicht vergütet.

Der Schaden, den sie ihren „Followern“ zufügen, liegt bei einem Vielfachen des „schnellen Geldes“, das sie selbst auf dem Weg zum Medienfluch verdienen.

 

Hier geht es zum Video-Gespräch mit Dr. Gerd Kommer:

Finfluencer Medienfluch Kommer-Walz_k(Video auf YouTube ansehen)

 

Kommentieren Sie gern hier im Blog oder unter dem Video auf YouTube. Haben Sie das Geschäftsmodell von Finfluencern bisher so klar gesehen? Wie kann ein Finfluencer unter diesen Umständen unabhängige verbraucherorientierte Finanzbildung bieten?

Herzliche Grüße
Hartmut Walz
Sei kein LeO!

 

Erwähnte Webseiten, Links und Infos:  

👉 https://gerd-kommer.de/   [Webseite von Dr. Gerd Kommer]
👉 https://gerd-kommer.de/buecher/  [Bücher von Dr. Gerd Kommerhart]
👉 https://hartmutwalz.de/finanzpornografie-die-7-tugenden-dagegen/  [Blogbeitrag: Finanzpornografie: 7 Tugenden dagegen]
👉 https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/verbraucher-warum-finanzpornografie-riskant-fuer-die-rendite-ist-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-220801-99-234799   [Artikel: Warum „Finanzpornografie“ riskant für die Rendite ist“]
👉 https://www.youtube.com/watch?v=0PaOnnnxpF4   [Beispiel Video: Ist der Input von Finanzfluss noch neutrale Finanzbildung?]
👉 https://hartmutwalz.de/finanzmissbildung/   [Blogbeitrag zu Pseudo-Finanzbildung verschiedener Anbieter]

 

Erschienen am 01. August 2025.

Der Hartmut Walz Finanzblog ist unabhängig, kosten- und werbefrei. Ich erhalte für Links und Empfehlungen keinerlei Honorar, Kick-back, Beteiligung o. ä. 

5 Gedanken zu „Finfluencer Medienfluch“

  1. Die Grunddiagnose im Video finde ich fundiert – dennoch denke ich, dass Sie beide zumindest in Sachen Verbraucherschutz in einem entscheiden Punkt an mit der wichtigsten Erkenntnis vorbeischrammen. Das ist schade, denn der „Medienfluch“ – oder „Halbmedien-Fluch“, weil es sich hier ja vorrangig um nicht wie Medien regulierte Informations-und Vermittlungsdienste handelt , ist kaum von der Hand zu weisen:
    Monetarisierungszwänge führen bei Influencern oft zwangsläufig weg von sauberer Finanzbildung zu Sensationalismus, wenig produktiven Nischenbetrachtungen, Esoterik bis hin zur Wertlosigkeit oder gar gefährlichem Content.

    Doch der Bezug zur politischen Realität (Subventionierung teurer und ineffizienter Förderprodukte), zur Frage, wie viel „Unschärfe“ bei Selfmade-Vermögensaufbau immer noch vorteilhaft ist, und zum Paradoxon, dass Komplexitätsmystifizierung schlechte Produkte begünstigt, wird meinem Eindruck nicht ausreichend herausgearbeitet. Es ist aber für das Verständnis auch der Erfolge von Finfluencern sehr relevant, vor welchem Hintergrund sie operieren.

    Die Kritik an „Finanzpornografie“ bleibt in der Diskussion eindimensional und vernachlässigt, dass Skepsis und „Überhöhung des Mysteriums“ geradezu zentrale Verkaufsargumente für schlechte Produkte in Strukturvertrieben und „Bankberatungen“ waren und sind. Dass die Politik mit einem Produkt, das den Verbrauchern wenig, Herrn Riester aber viele hochdotierte Redeauftritte eingebracht hat, viel Vertrauenskredit verspielt hat, gehört zu dieser Wahrheit dazu. Außerdem ist die Regulierung der über Vertriebsprovisionen abgedeckten und von den Kunden als Anlageberatung missverstandenen Praxis nicht gekommen. Genau deshalb ist legaler Renditeraub mit objektiv schlechten Produkten weiterhin business as usual in Deutschland. Sie ist die Vertriebsgrundlage für teure Produktlösungen und eine „Finanzberatung“, die vom Mythos der vermeintlichen Überforderung der Laien und der Illusion der „Gratisberatung“ lebt. Wenn Influencer dabei zumindest dicht an der Maxime bleiben, die Überlegenheit von ETFs & Co. gegenüber den üblichen Vertriebsprodukten in immer neuer Form explizit und nuanciert in den Fokus zu rücken – und den Mythos vom „zu schwierigen“ oder „zu gefährlichen“ Investieren als eigentliche Geschäftsgrundlage schlechter Finanzberatung entlarven – leisten sie einen Beitrag zur Finanzbildung.

    Die Diskussion blendet aus, dass selbst suboptimale, „kompliziertere“ ETF-Lösungen (z.B. bei falscher Asset Allocation, zu später Umschichtung usw.) meist klar überlegen sind gegenüber vielen traditionellen, teuer strukturierten Produkten und dass eine vereinfachte ETF-Strategie tatsächlich praktizierter Verbraucherschutz ist.

    Für den Wissenschaftler Prof Walz mag Komplexitätsreduktion schmerzhaft sein. Der Verbraucherschützer Walz sollte sie vielleicht mehr zu schätzen lernen;)
    Mit anderen Worten: Im Diskurs um „Finanzpornografie“ wäre es produktiv und redlich, klar zu benennen, wie viel Überschneidung zwischen einer zu starken Vereinfachung („Mit diesem ETF wirst du reich!“) und sinnvoller Vereinfachung liegt. Es wirkt im Video, als ginge eine Gleichsetzung von Komplexitätsreduzierung mit Irreführung einher, obwohl die Kernbotschaft „Geldanlage ist mit wenigen, klaren Regeln laientauglich“ eigentlich die wirksamste Gegenstrategie gegen schlechtes Produktverkaufen ist.

    Man kann auch sagen: Pick your enemies. Wenn beispielsweise Finanzfluss fundierte Kritik verdient, be it. Das müssen sie verkraften – und vermutlich auch noch entscheiden, wie viel Integrität sie sich auf Dauer leisten können. Sie haben einen Ruf zu verlieren. Wenn Frau Maischberger aber Herrn Maschmeyer als Stimme wirtschaftlicher Vernunft vor einem Millionenpublikum auftreten lässt, ist das in meinen Augen weitaus anstößiger.

    Antworten
    • Lieber Jann Gerrit Ohlendorf, vielen Dank für Ihre Kritik. Wir stimmenn überein: Monetarisierungszwänge, Komplexitätsmystifizierung und die politischen Rahmenbedingungen – von Riester über Provisionsvertrieb bis zur unzureichenden Regulierung – sind zentrale Faktoren, die man im Zusammenhang mit Finfluencern berücksichtigen muss – das haben wir, denke ich, gut und auf den Punkt herausgearbeitet.

      Allerdings konnten Herr Dr. Kommer und ich in einem 30‑minütigen Video nicht die gesamte Breite dieser Themen darstellen. Wer meine Blogbeiträge, Bücher und nicht zuletzt weiteren Video-Interviews und Engagements in Verbraucherschutzorganisationen kennt, weiß, dass ich zu genau diesen Punkten – Missbrauch von Komplexität, Scheingratis-Beratung, systematische politische Fehlsteuerung – seit Jahren dezidiert Stellung beziehe.

      Bei der Komplexitätsreduktion möchte ich präzisieren: Vereinfachung ist nicht per se schlecht – im Gegenteil, sie ist oft Verbraucherschutz pur. Meine Kritik richtet sich allein gegen jene Übertreibungen, die aus Vereinfachung eine Irreführung machen („dieser ETF macht dich reich“, „so investierst du ohne Risiko“ usw. ). Wichtiger ist die Balance: Mut machen durch klare Botschaften, aber zugleich ehrlich über Grenzen, Risiken und Lebensumstände sprechen.

      Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!

      Antworten
      • Herzlichen Dank für Ihre freundliche und offene Rückmeldung, Herr Prof. Walz. Mein Kommentar sollte keinesfalls als reine Kritik, sondern vielmehr als Einladung zu Dialog und Perspektivenvielfalt verstanden werden.

        Gerade Ihre differenzierte Positionierung im Verbraucherschutz schätze ich sehr – umso mehr sehe ich in einer solchen öffentlichen Diskussion auch eine Chance, weniger offensichtliche Paradoxien beleuchten zu dürfen.

        Persönlich finde ich die Auseinandersetzung mit vermeintlichen Gegensätzen – etwa der oft als kritisch gebrandmarkten Vereinfachung oder Emotionalisierung („Finanzpornografie“) und ihrem Potenzial für praktischen Verbraucherschutz – besonders spannend.

        Gerade die Frage, wie sich augenscheinliche Schattenseiten in bestimmten Kontexten als Türöffner für mehr Eigenverantwortung, Transparenz und Alltagsnähe nutzen lassen, die Rolle der politischen Fehlanreize für schlechte Produkte, die Erfolgslogik von Strukturvertrieben im Kontext suggerierter Komplexität, und wie Influencer dazu eben auch noch vergleichsweise positiv kontrastieren,
        halte ich für bedenkenswert. Die Balance zwischen Klartext und Redlichkeit, zwischen motivierender Vereinfachung und ehrlicher Aufklärung ist aus meiner Sicht ein zentrales Element gelingender Finanzkommunikation.

        Mir war also weniger an pauschaler Problematisierung als an einer Erweiterung des Diskurses gelegen – und ich bin sicher, Ihre weiteren Formate und Publikationen greifen diese Grauzonen ohnehin immer wieder auf.

        Vielen Dank für Ihr Engagement und den inspirierenden Austausch mit Herrn Dr. Kommer. Alles Gute!

        Antworten
    • Liebe/r Denis, danke für Ihr Feedback – und soooo oft habe ich sie ja noch garnicht wiederholt 😉
      Herzliche Grüße, Hartmut Walz – Sei kein LeO!

      Antworten
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