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ELTIF

ELTIF – die neuen Wunderfonds? 
Das neue Fondsprodukt und seine Tücken

Investieren wie die Superreichen“, jubelt jüngst die Frankfurter Allgemeine Zeitung. „Ihr Investment in die Unendlichkeit“, trommelt die Commerzbank für ihr Produkt klimaVest.

Seit 2024 sind ELTIF – Abkürzung für „European Long-Term Investment Funds“, auf Deutsch: „Europäischer Langfristfonds“ – für Privatanleger deutlich leichter zugänglich.

Das sorgt für einen Boom: Inzwischen gibt es mehr als 150 ELTIFs, davon kamen 55 laut Ratingagentur Scope 2024 neu auf den Markt. Allein der klimaVest hat bis Juli 2025 1,7 Milliarden Euro Anlegergeld eingesammelt. Zeit für ein Update meiner ersten ELTIF-Analyse von Juni 2024.

Schon mit wenig Geld – zum Teil ab 25 Euro im Monat – in Infrastrukturprojekte wie Solar- und Windparks einsteigen oder in Private Equity, also nicht börsennotierte Unternehmen: Auf den ersten Blick scheint eine Investition in ELTIFs viele Vorteile zu haben. Im September 2025 lancierte Trade Republic, bisher als Neobroker bekannt, gar ein Angebot mit Private-Equity-ELTIFs ab 1 Euro und monatlicher Handelbarkeit. Doch dieses auf den ersten Blick interessant aussehende Angebot hat seine Tücken, etwa die gepfefferten Gebühren (mehr dazu in der Fußnote [1].

Wird ELTIF der neue ETF?“, fragte die Frankfurter Allgemeine Zeitung bereits und unterstellte damit indirekt eine Massentauglichkeit des Produkts. Zumindest suggerieren das die zunehmende Werbung und Verkaufsanstrengungen der Banken. Beim Vertrieb herrsche „Begeisterung“ für ELTIFs, meint Scope zu beobachten: „Der Knoten ist geplatzt.“

Doch ELTIFs bergen gerade für Privatanleger Risiken und Tücken.

 

Was genau sind ELTIFs?

Das sind Fonds, die langfristig in Sachwerte investieren, etwa Wind- bzw. Solarparks, Private Equity, Infrastrukturprojekte wie Flughäfen oder Straßen oder Kreditfonds (Private Debt – das sind Kredite von Fondsgesellschaften an Unternehmen).

 

Was heißt langfristig?

Bei geschlossenen ELTIFs kann die Laufzeit bis zu 30 Jahren betragen. Bei offenen ELTIFs gilt meist eine Mindesthaltedauer der Anteile von 24 Monaten und eine einjährige Kündigungsfrist. Ein Verkauf an der Börse ist nicht möglich.

Die Haltefristen und Regeln für die Rückgabe von Anteilen können die Anbieter unterschiedlich ausgestalten – bis hin zu vereinzelt auch börsentäglicher Rücknahme. Hier müssen Anleger sehr genau hinschauen.

 

Eher schwächere Diversifikation

Ein ELTIF darf bis zu 20 Prozent seines Vermögens in eine einzelne Anlage investieren. Damit gibt es eine gewisse Streuung auf mindestens fünf Objekte, was das Risiko eines Totalverlustes ein Stück weit reduziert.

In der Praxis werden es in der Regel mehr Objekte sein. So ist etwa der klimaVest Stand Sommer 2025 in 45 Anlagen in sechs EU-Ländern investiert. Doch ein ELTIF ist längst nicht so breit gestreut wie ein Aktien-ETF, also ein börsengehandelter Indexfonds. So ist beispielsweise ein ETF, der den simplen Index MSCI World abbildet, in mehr als 1.300 Unternehmen aus 23 Industrieländern investiert. Indizes, die zusätzlich Aktien aus Schwellenländern umfassen, kommen auf rund 2.500 (MSCI All Countries World) oder sogar mehr als 4.200 (FTSE All-World Index) Unternehmen.

 

Wie sieht es mit den Kosten aus?

Renditeversprechen oder -ziele bei einem ELTIF sind keine verbindliche Zusage wie beispielsweise ein vereinbarter Zins beim Festgeld.

Und wie bei jeder Geldanlage sollte man auch bei ELTIFs auf die Kosten achten. Die jährlichen Managementgebühren liegen im Schnitt bei 1,9 Prozent, so das Fondsanalysehaus Scope, wobei Private-Equity-ELTIFs auch drei Prozent und mehr verlangten. Zusätzlich berechnen viele Fonds eine Erfolgsgebühr zwischen 10 und 20 Prozent auf Erträge, die über einer bestimmten Schwelle liegen. Zudem kann für Privatanleger ein Ausgabeaufschlag von bis zu fünf Prozent fällig werden.

Auch Dachfonds sind möglich, die in mehrere ELTIFs investieren. Da hier nochmals Kosten anfallen, sind Dachfonds oft besonders teuer.

 

ELTIF Infrastrukturanlagen

 

ELTIFs für Privatanleger?

ELTIFs gibt es schon seit 2015, aber der Gesetzgeber hatte diverse Hürden eingezogen. So mussten Anleger mindestens 10.000 Euro investieren und mehr als 100.000 Euro Vermögen besitzen. Viele Privatpersonen waren damit außen vor.

Doch seit Januar 2024 erlaubt eine neue EU-Verordnung den Verkauf von ELTIFs ohne Mindestanlagesumme und Vermögensnachweis.

Die neue Situation führt zu offensiver Werbung für ELTIFs. Einige Anbieter werben, mit ihrem ELTIF könne man die Energiewende unterstützen. Oder sie locken mit attraktiven Renditechancen durch den Investitionsstau bei Infrastruktur in vielen EU-Staaten.

Manche versprechen für die kommenden Jahre und Jahrzehnte zweistellige jährliche Renditen und verweisen darauf, dass Sachwerte besonders stabil seien und damit weniger anfällig für Krisen oder Crashs auf dem Kapitalmarkt.

Wir bei der Verbraucherzentrale NRW warnen allerdings davor, solchen Aussagen unkritisch Glauben zu schenken und diese gar zur Basis einer Anlageentscheidung zu machen.  

Logo_Verbraucherzentrale NRW

 

Es gibt in der Finanzwelt einige Produkte, die aus unserer Sicht in erster Linie für professionelle Anleger geeignet sind, aber nicht für relativ unerfahrene Privatanleger. Hier ordnen wir auch die ELTIFs ein.
Das sind die Gründe dafür:

  • Es besteht das Risiko des teilweisen Verlusts der Anlagesumme, falls einzelne Projekte in ELTIFs schief gehen.

 

  • Bei allen Formen von unternehmerischen Beteiligungen braucht man Fachwissen, um die Erfolgsaussichten wenigstens annähernd beurteilen zu können. Private Equity etwa finanziert Unternehmen, die noch nicht börsennotiert sind. Das können auch Start-Ups sein. Solche Investitionen in der Frühphase sind besonders schwer abzuschätzen. Selbst Profi-Anleger können die Qualität des ELTIF-Managements nicht immer beurteilen. Für unerfahrene Privatanleger ist dies kaum möglich. Und sich einfach auf die Empfehlung eines Vermittlers zu verlassen, ist keine gute Idee. Denn der verdient in der Regel am Verkauf der Produkte mit.

 

  • ELTIFs sind als Langfristanlage konzipiert. Daher muss jedem Anleger klar sein, dass er die Anteile in der Regel nicht verkaufen kann, falls er kurzfristig Geld braucht. Ein Verkauf an der Börse wie bei ETFs ist nicht möglich. Ob man Anteile vorzeitig an den Anbieter zurückgeben kann, hängt von den konkreten Bedingungen jedes einzelnen ELTIF ab. Selbst falls eine Rückgabe zugesagt ist, wäre ein solches Versprechen aber nichts wert, falls der Anbieter dazu finanziell nicht in der Lage ist.

 

  • Unternehmerische Investitionen haben Potenzial für attraktive Renditen. Wer höhere Risiken eingeht, will logischerweise mehr verdienen als mit einer sicheren Geldanlage. Hier können ELTIFs Chancen bieten. Aber sicher sind die Prognosen der Anbieter eben nicht, schon gar nicht über Jahre.

 

  • Das gilt vor allem für Private Equity (PE): Hier stellt ein großer Teil der ELTIF-Anbieter jährliche Renditen von 12,5 bis 15 Prozent in Aussicht. Es wird gerne damit geworben, dass Private-Equity-Investments deutlich höhere Renditen abwerfen als Aktien. Das mag in manchen Zeiträumen oder bestimmten Fällen so gewesen sein, wenn man weltweite PE-Indizes mit Aktienindizes vergleicht. Allerdings können Anleger nicht in diese PE-Indizes investieren, sondern nur in die limitierte Auswahl des ELTIF-Managers. Und da ELTIFs im Vergleich zu ETFs in nur wenige Objekte investieren, hat ein einziges schlecht laufendes Projekt eine entsprechend höhere Auswirkung auf die Gesamtrendite.

 

  • Die Kostenbelastung liegt bei PE-ELTIFs etwa zehnmal so hoch wie bei Aktien-ETFs, was die Performance drückt.

 

  • Gegen das höhere Risiko sind ELTIFs bei weitem nicht so gut durch breite Streuung abgesichert wie ETFs. Diese ist gerade für weniger erfahrene Anleger wichtig, um Risiken, die sie selbst nicht oder kaum einschätzen können, systematisch etwas zu reduzieren.

 

  • Zwar schwanken ELTIFs als wenig liquide Anlageprodukte, deren Assets nur in bestimmten Abständen vom Fondsmanagement bewertet werden, naturgemäß weniger stark im Wert als börsentäglich handelbare Anlagen. Jedoch bedeutet eine schlechtere Messbarkeit von Wertschwankungen nicht automatisch, dass diese geringer sind. Das mussten Anleger bereits bei einigen offenen Immobilienfonds mit plötzlichen drastischen Abwertungen schmerzlich feststellen.  

 

  • In unseren Geldanlage-Beratungen haben wir bereits erste Ratsuchende, denen ELTIFs im Rahmen einer Versicherung angeboten wurden. Diese kostenintensiven und relativ intransparenten Fonds in kapitalbildende Lebensversicherungsprodukte einzubringen, macht das Ganze für Anleger noch teurer und unübersichtlicher.

 

  • Schließlich besteht die Gefahr, dass sich institutionelle Anleger Projekte mit attraktivem Chance-Risiko-Profil herauspicken, so dass die weniger vorteilhaften übrig bleiben, die dann mittels ELTIFs über einen recht teuren Vertriebsweg an Privatanleger verkauft werden. Folge dieser möglichen Negativselektion könnte sein, dass mit diesen ELTIFs eher mäßige Renditen bei erhöhten Risiken auftreten. Ob diese Befürchtung eintritt, wird sich jedoch erst nach einigen Jahren zeigen.  

 

Fazit

Privatanleger, die trotzdem im Bewusstsein aller Risiken in ELTIFs investieren wollen, sollten dies nur als Beimischung tun. Das bedeutet, bei dem – im Idealfall breit gestreuten – eigenen Vermögen sollte man für ELTIFs einen Anteil von maximal fünf Prozent in Betracht ziehen. Und dies auch nur mit Kapital, das man kurz- und mittelfristig nicht benötigt.

Denn einen finanziellen Verlust muss man sich genauso wie die meist lange Kapitalbindung leisten können, ohne dass die eigene Lebensplanung gefährdet wird. Dies wird umso problematischer, je höher die Gewichtung eines einzelnen Anlageprodukts innerhalb des eigenen Portfolios ist.

Auch wenn die Werbe-Offensive etwas anderes suggeriert: Insgesamt sind ELTIFs ein Produkt für professionelle Investoren, wegen der Kosten und Risiken aber nichts für die allermeisten Privatanleger.

Diese sollten sich gut überlegen, ob sie für ein Sachwertinvestment zum Beispiel mit Aktien-ETFs nicht einfacher, kostengünstiger und sicherer fahren. Teilweise ist es schon für Fachleute nicht leicht, ELTIFs vollständig zu durchblicken. Für Privatanleger ist dies schwer bis unmöglich.

Zudem ist das investierte Geld meist auf Jahre gebunden, zwischenzeitliche Auszahlungen im Krisenfall nicht garantiert. Mit all dem birgt die neue EU-Verordnung die Gefahr, dass Menschen leichteren Zugang zu Finanzprodukten bekommen, die für sie am Ende gar nicht geeignet sind.

Kurz: Offensiv beworbene Renditen und niedrige Einstiegsbeträge können dazu verleiten, Kosten und Risiken zu unterschätzen. ELTIFs eignen sich aus unserer Sicht nur für erfahrene und vermögende Anleger, die sich die mit dieser Geldanlage verbundenen hohen Risiken leisten können und wollen.

 

Profil Stephanie Heise vz NRW ELTIF Gastbeitrag Hartmut Walz Finanzblog

 

[1] Trade Republic wirbt zwar mit „nur“ 1 Euro pro Kauf oder Verkauf (so genannte Ordergebühr). Dies ist der einzig direkt sichtbare Posten für die Order selbst. Hinzu kommen jedoch die jährlichen laufenden Fondskosten (Management-Gebühren) und die mögliche Performance Fee. Stand September 2025 sind das z.B. bei Apollo Global Private Markets ELTIF: 2,80% pro Jahr laufende Fondskosten plus 1,71 % Performance Fee auf Erträge, bei EQT Nexus ELTIF: 2,35 % pro Jahr laufende Fondskosten, keine Performance Fee. Es können Ausstiegskosten hinzukommen. Diese Fondskosten sind erst laut Basisinformationsblatt in den Produktdetails ersichtlich. Zudem kann die Handelbarkeit eingeschränkt sein: „…obwohl in seltenen Fällen, wenn viele Anleger gleichzeitig verkaufen wollen, die Verkäufe pausiert und im nächsten Monat wieder geöffnet werden können“:  https://traderepublic.com/de-de/private-markets

 

Aktualisiert am 23. September 2025. Ursprünglich erschienen am 21. Juni 2024.
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6 Gedanken zu „ELTIF“

  1. Wer auf Überrenditen in Private Equity hofft kann ja auch Aktien von Berkshire Hathaway, KKR, Brookfield, Pershing Square, … halten. Wer sich für Venture Capital interessiert, kann auch Aktien von 3i Group kaufen. Täglich handelbar, und war in den letzten 15 Jahren zumindest kein Fehler.

    Antworten
  2. Sehr geehrte Frau Heise,
    danke für die detaillierte Abwägung von RISIKEN und chancen für unerfahrene Privatanleger.
    Als ob das ganze nicht schon unübersichtlich genug ist.

    Antworten
  3. Vielen Dank für Ihren Artikel! Als Kleinanlegegrin ohne Branchenwissen werde ich nun einen begründet weiten Bogen um diese Finanzprodukte machen.
    Herzliche Grüße
    Inge

    Antworten
  4. …auf den Punkt gebracht, Frau Heise!
    Vielen Dank für die hervorragende Zusammenfassung, Ihre Beurteilung und dass Sie auch nicht nur die von den Anbietern allzu schön klingenden Vorteile oder Chancen nennen, sondern durchaus auch kritisch einen Blick auf die „zweite Seite der Medaille“ werfen.
    Die Finanzindustrie hat mit ELTIF mal wieder eine neue „Sau, die durchs Dorf getrieben“ werden kann – verbunden mit der Erzielung von neuen Provisionen, logischerweise. Da scheint der Kunde als Mittel zum Zweck?!?
    Daher nochmals DANKE für die Aussage, dass man sich das genau und gut überlegen sollte, ob und wie man hier „investiert“.

    Viele Grüße
    Volker Hildebrand

    Antworten
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