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Den ETFs gehört die Zukunft – Gastbeitrag von Markus Weis, Vanguard

GASTBEITRAG MARKUS WEIS, VANGUARD
Den ETFs gehört die Zukunft

Für viele Anleger sind börsengehandelte Fonds (Exchange Traded Funds oder kurz ETFs) mittlerweile das Instrument der Wahl. Ein Ende des rasanten Wachstums der ETF-Branche ist nicht erkennbar. Denn…

 

ETFs vereinen Liquidität und Transparenz in einem kosteneffizienten Anlageinstrument. Und bringen damit herkömmliche Vertriebskanäle ins Wanken. Die Branche wird aufgerüttelt – sehr zum Vorteil der Anleger.

Zu den größten Stärken von ETFs gehört ihre Flexibilität. Von Kernportfolio-Bausteinen bis zu taktischen Anlageinstrumenten zur Feinabstimmung – ETFs sind einfach und kostengünstig handelbar. Und eignen sich daher für jeden Investor.

Lassen Sie mich im Folgenden einige mögliche ETF-Anlagestrategien vorstellen und erläutern, wie Anleger die Fonds optimal einsetzen können.

 

Warum ETFs das beste Vehikel für Indexanlagen sind

Unser kürzlich verstorbener Gründer John Bogle pflegte zu sagen, dass man beim Investieren in Kapitalmärkte nicht die Nadel im Heuhaufen suchen soll. Nein, man solle lieber den gesamten Heuhaufen kaufen.

Hier finden wir den ersten großen Vorteil eines ETF. Nehmen sie zum Beispiel unseren Vanguard FTSE All-World Ucits ETF. Der mehrere tausend unterliegende Aktien hält und somit breit aufgestellt den gesamten globalen Aktienmarkt widerspiegelt. Diese im ETF enthaltene breite Streuung an Unternehmensbeteiligungen kann einen großen Mehrwert stiften.

Dazu sind ETFs einfach strukturiert, hochgradig liquide und transparent.

Ich drücke es gerne so aus: in den meisten Finanzmärkten sind die Distributionsmodelle ziemlich unfrei. Anleger müssen meistens versteckte Kommissionen und Provisionen zahlen. Deshalb sehen wir ETFs als eine Art Keil, den man in genau diese Kanäle schlagen kann. Dies wird hierzulande ja auch durch die neue Regulatorik wie zum Beispiel Mifid II unterstützt.

Die Flexibilität von ETFs ist für Privatanleger ziemlich überzeugend, und das gerade im Kostenfaktor. Das ist für uns und unsere Mission interessant: wir wollen für unsere Investoren die Kosten senken. Und in einem Markt mit so viel Potential wie in Deutschland haben Investoren eine reelle Chance auf einen demokratisierten Markt mit fairen, offenliegenden Kosten.

Denn die Kosten sind in der Kapitalmarktanlage der einzige Faktor, den der Endinvestor komplett selbst kontrollieren kann. Und da ist der ETF das Mittel zum Zweck. Der ETF öffnet den Markt für den Endanleger. Und das zu Preisen, die bisher nur institutionellen Anlegern zugänglich waren.

Selbst diese institutionellen Anleger setzen ETFs jetzt ein. Wenn Asset Manager und Vermögensverwalter heute eine wirklich saubere, günstige Ausrichtung benötigen, etwa auf eine bestimmte Region oder einen Sektor, nutzen sie immer häufiger ETFs.

 

Wie steht es mit der Kritik an ETFs?

Natürlich gibt es auch Kritiker, die ETFs eher negativ beäugen. Ich sehe das allerdings anders. Denn Indexstrategien insgesamt machen momentan nur rund fünfzehn Prozent des gesamten Anlagevermögens auf der Aktienseite und wahrscheinlich fünf Prozent auf der Renten-Seite aus.

ETFs sind nur eine Teilmenge davon, und zwar eine noch ziemlich kleine – trotz ihres recht rasanten Wachstums. Zum einen ist also Indexing nach wie vor eine kleine Kategorie im Vergleich zu aktiven Anlagen.

Zum anderen bilden ETFs die Wertentwicklung eines zugrundeliegenden Index wie beispielsweise des DAX eins zu eins ab. Natürlich verlieren sie an Wert, wenn die Aktienkurse stark fallen. Was kurzfristig am Aktienmarkt passiert, ist für uns aber ohne Bedeutung. Und so ist auch unsere langfristige Philosophie ausgelegt.

Diese Kritik kommt hauptsächlich von Fondsgesellschaften, die keine ETF anbieten, oder von aktiven Fondsmanagern, die der Erfolg der ETF frustriert.

Außerdem möchte ich noch hinzufügen, dass genau wie bei Aktien Liquidität gefragt ist. Und ETFs erfüllen diese Voraussetzung. Vielleicht bekommen Sie nicht den Preis, den Sie sich wünschen. Aber Sie bekommen immer einen Preis.

Das ist ein geschlossenes System. Wenn die Leute also sagen, dass alle verkaufen – dann stimmt das ganz offensichtlich nicht. Wenn alle verkaufen, dann müssen auch alle kaufen. Wir denken daher, dass die Liquidität von ETFs durchaus überzeugend ist.

Letztlich muss ein klares Verständnis im Markt entstehen, dass ETFs die aktuellen Marktbedingungen nicht vorgeben, sondern sie widergeben. Wer das missversteht, bringt kosteneffiziente Anlagelösungen für Millionen von Anlegern in Gefahr.

Eine Eingrenzung würde allerdings auch ich vornehmen: wenn Sie sich Nischen-ETFs anschauen. Diese ziemlich komplexen Nischen-ETFs sind eine andere Liga. Hier geht es um die Anlagestrategie, die aus meiner Sicht bedenklich sein könnte – insbesondere in volatilen Phasen, wo die unterliegende Liquidität unter Umständen nicht gegeben sein könnte – gerade durch diese teilweise sehr, sehr engen Nischen.

 

Welche Vorteile bieten passive Anlagen in Zeiten niedriger oder, wie zuletzt, hoher Volatilität?

Was Volatilität angeht, sagen wir: nein; als langfristiger Investor ist es für Sie nicht wirklich relevant, was heute oder sogar im Laufe diesen Jahres an den Finanzmärkten passiert.

Das Argument für aktives Management vor zwanzig Jahren lautete: passives Management funktioniert in einem Bullenmarkt, weil man einfach nur den Markt im Aufwärtstrend kauft. In volatilen Phasen jedoch, oder wenn die Kurse fallen, könnten – so hieß es – nur aktive Manager Mehrrenditen erzielen. Aber das ist einfach nicht der Fall gewesen.

Ob die Märkte nun steigen oder fallen – es ist immer ein Nullsummenspiel. Wer in Fonds mit geringen Gebühren investiert, kann sich zumindest sicher sein, dass die Gebühren den Ertrag nicht zu sehr schmälern.

Die Höhe der Gebühren ist am Ende des Tages die einzige Kennziffer, die vor dem Kauf eines Fonds mit Sicherheit feststeht. Darum bieten wir unsere Fonds in Europa im Durchschnitt zu einem Preis von 0,18 Prozent an, global sogar zu 0,11 Prozent.

Wichtiger als der Gegensatz zwischen klassischen Fonds und ETFs ist also nur der Unterschied zwischen teuren und günstigen Fonds.

 

Wenn immer mehr Anleger ETFs nutzen, werden aktive Anlagestrategien dann irgendwann zur besseren Wahl?

Viele Anleger stellen sich diese Frage. Es müsste eigentlich einen Gleichgewichtspunkt geben, oder? Das ist schon eine Art existenzielle Debatte oder Frage, die aber auch schwer zu ergründen ist.

Wenn jetzt hundert Prozent des Anlagevermögens in Indexfonds sitzt, dann sollte es ganz klar reichlich Möglichkeiten für aktive Manager geben, durch Preisfindung Mehrrenditen zu erwirtschaften.

Aber nochmal, global betrachtet sprechen wir derzeit über fünfzehn Prozent des Anlagevermögens im passiven Bereich. Wo auch immer dieser Gleichgewichtspunkt liegt, wir sind also noch weit von ihm entfernt.

Wir sagen immer, es geht nicht um einen Konkurrenzkampf aktiv gegen passiv. So ist zum Beispiel Vanguard auch ein bedeutender aktiver Manager (was viele Anleger entweder nicht wissen, oder auch manchmal vergessen). Wenn aktive Manager ihre Gebühren deutlich senken, werden sie bessere Ergebnisse erzielen. Sie werden Mehrrenditen erwirtschaften.

Es ist eben schwer, heute noch dieselben Verwaltungsgebühren zu berechnen wie vor zwanzig Jahren. Und das in einem Umfeld, in dem das Alpha-Potenzial (die grundsätzliche Möglichkeit, eine Überrendite zu generieren) drei- bis vierhundert Basispunkte betrug.

Inzwischen liegt das Alpha-Potenzial in den meisten Märkten bei hundert Basispunkten. Mit einem Potenzial von einhundert Punkten können Sie nicht dieselben Gebühren berechnen wie mit einem Potenzial von vierhundert Punkten.

Senken aktive Manager die Gebühren, werden sich ihre Ergebnisse verbessern.

 

 

Markus Weis, Vanguard

Erschienen am 28. Juni 2019.

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5 Gedanken zu „Den ETFs gehört die Zukunft – Gastbeitrag von Markus Weis, Vanguard“

  1. Sehr geehrter Herr Brenner,
    besten Dank für Ihre Frage. Der Unterschied zwischen den Indizes MSCI World und FTSE All World liegt im Anlage-Universum. Während der MSCI World (nur) die Industriestaaten berücksichtigt und ca. 1.600 Aktien beinhaltet, befinden sich im FTSE All World auch noch zusätzlich die Schwellenländer.
    Außerdem beinhaltet der FTSE All World noch etwas mehr Small/Mid-Caps und hat somit mehr Markt-Tiefe bzw. eine breitere Streuung. In Summe beinhaltet der FTSE All World ca. 3.200 Aktien und deckt damit gut 90% der gesamten weltweiten Unternehmen ab.
    Herzliche Grüße
    Markus Weis

    Antworten
  2. Erst seit gut einem Jahr höre ich etwas von Vanguard-Fonds. Macht Vanguard seit dem in Deutschland vermehrt Werbung oder gibt es die hier noch gar nicht so lang?

    Antworten
    • Vanguard gibt es tatsächlich noch gar nicht so lange in Deutschland. Wir haben vor gut einem Jahr unser Büro in Deutschland eröffnet und seit dem werden wir entsprechend stärker wahrgenommen. Unsere UCITS ETFs gibt es aber bereits seit 2013 in Europa, nur wurden diese ETFs auch erst im Oktober 2017 an der deutschen Börse gelistet.
      Beste Grüße
      Markus Weis

      Antworten
  3. Sehr geehrter Herr Weis,
    vielen Dank für den informativen Beitrag auf der Seite unseres Nachbarn Hartmut Walz.
    Sie weisen mit Recht auf die Vorteile der ETFs hin, einfach und kostengünstig im Vergleich mit aktiv gemanagten Fonds.
    Es gibt nun World-ETFs, die etwas geringere Gebühren haben als Vanguard; so z.B. Comestage ETF110.
    Wenn ich nun kostengünstig agiere, müßte/sollte ich in ETF110 investieren – oder?
    Oder was ist der Vorteil Ihres Vanguard FTSE All-World Ucits ETF? Was könnte die etwas höheren Gebühren ausgleichen oder gar übertrumpfen?
    Freundliche Grüße, Hermann Brenner

    Antworten
    • Entscheidend ist nicht die TER (laufende Gebühren), sondern die TD (Tracking Difference), also wie genau der dazugehörige Index nach Abzug der Kosten abgebildet wird (Wertpapieranleihe generiert z.B. zusätzliche Rendite). Beide ETF hatten die letzten Jahre ungefähr die gleiche TD, obwohl der Vanguard eine etwas höhere TER als der comstage hat, hat dieser sogar minimal besser abgeschnitten. ***Link vom Blogbetreiber entfernt***
      Die Gebühren von Vanguard sind also nicht höher. Noch dazu replieziert der Vanguard, comstage arbeitet mit Swaps. [Hinweis: Sie vergleichen hier einen ETF mit Schwellenländern mit einen ETF ohne Schwellenländer. Vanguard FTSE All-World Ucits ETF ist also besser vergleichbar mit 90% ETF110 plus 10% ETF127. Bzw. Vanguard FTSE Developed World UCITS ETF vs. 100% ETF110.]

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Prof. Dr. Hartmut Walz
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