Liste: §34h GewO Honorar-Finanzanlagenberater

Medienlärm – Schalten Sie den Lärm aus!

GASTBEITRAG VOLKER HILDEBRAND, HONORAR-FINANZANLAGENBERATER

Medienlärm – Schalten Sie den Lärm aus!
Glauben Sie keiner Schlagzeile

Die Börse lebt von den Nachrichten. Denn anhand der täglichen Meldungen aus Politik und Wirtschaft entwickeln die Marktteilnehmer …

… eine Einschätzung der weiteren Entwicklung und beziehen sie in die Kursbildung ein. Doch längst nicht jede Nachricht ist „werthaltig“. Das gilt in besonderer Weise für Inhalte mit Prognosecharakter, die oft für dicke Schlagzeilen sorgen. Doch was in markanten Überschriften fast schon als Tatsache erscheint, erweist sich allzu oft als Luftnummer. Das führt dann zu entsprechenden Kurskorrekturen, sobald die Börse den Irrtum oder die Übertreibung bemerkt.

Für Börsenakteure, die solchen Meldungen vertraut haben, bedeutet das in der Regel eine herbe Enttäuschung. Daher sind Vorhersagen nichts anderes als ein gefundenes Fressen für die Medien und oftmals reine Marketing-Gags, um schlagzeilenträchtig die Auflage zu steigern, denn an Falschaussagen erinnert sich ohnehin niemand rückblickend.

 

Ein solcher Medienlärm führt also eher zu Verunsicherung und stellt eine bestehende Anlage auf die Probe. Einige Meldungen können Ängste über zukünftige Entwicklungen schüren, während andere Sie mit Versprechen auf mühelose Gewinne locken bzw. Ihre Gier anzusprechen versuchen. Fest steht jedoch nur eins: selbst „fundierte“ Vermutungen bleiben immer noch, was sie sind – reine Vermutungen!

 

Und so lenkt Medienlärm leicht von den wirklich wichtigen Tatsachen ab und bringt Anleger dazu, selbst zu ihrem schlimmsten Feind zu werden, denn

  • Sie nehmen Markt- und Wirtschaftsvorhersagen ernst
  • Sie kaufen aus Gier und verkaufen aus Angst
  • Sie jagen vergangenen Renditen hinterher (siehe aktuell Bitcoin)
  • Sie glauben, dass es möglich sein muss, den besten Zeitpunkt für Kauf/Verkauf bestimmen zu können und
  • Sie ignorieren Kosten!

Wenn wir uns also von Gefühlen leiten lassen, dann sind emotional getroffene Entscheidungen am Aktienmarkt leider oft die Falschen.

 

Mein Tipp

Ignorieren Sie das Medienspektakel der Unterhaltungsindustrie und denken Sie an Ihr Anlageziel. Denn Vorhersagen sind immer nur auf kurze Zeiträume ausgelegt und zu 50 % falsch. Hierauf lässt sich keine (!) nachhaltige Investmentstrategie aufbauen.

 

Oft kommt es anders als gedacht

Auch die Jahre 2016 und 2017 boten für solche „Fake News“ einige herausragende Beispiele. Hier nur eine kleine Auswahl:

  • Als die Briten Ende Juni 2016 über den Brexit entschieden, war die Nachrichtenlage im Vorfeld durch die Erwartung eines „JA“ zum EU-Verbleib geprägt. Es kam bekanntlich anders. Die Auguren hatten offensichtlich mehr ihren Wünschen als der Stimmungslage der Briten geglaubt.
  • Kaum ein „Experte“ hielt einen Sieg Donald Trumps bei den US-amerikanischen Präsidentschaftswahlen 2016 für möglich. Dementsprechend wurde allgemein Hillary Clinton als neue US-Präsidentin gesehen. Für den unwahrscheinlichen Fall eines Trump-Siegs wurde mit Kursstürzen an den Märkten gerechnet. Gleich eine doppelte Fehleinschätzung. Trump gewann und die Börsen sind seither auf Rekordjagd – trotz Irritationen und Enttäuschungen der neuen Präsidentschaft.
  • Ebenfalls ganz anders als gedacht kam es bei der vorgezogenen Unterhauswahl in Großbritannien im Juni 2017. Statt des erwarteten Wahlsiegs der Konservativen muss Theresa May seither ohne eigene Mehrheit regieren, was die Brexit-Verhandlungen enorm belastet.

 

Die überlegene Strategie – prognosefrei investieren

Solche und andere Beispiele zeigen, wie wenig treffsicher Prognosen sind. Das gilt selbst für Vorhersagen mit fundiertem Know-How von Experten und ausgefeilten Prognoseverfahren. Auch die raffiniertesten Modelle können nicht alle relevanten Daten und Zusammenhänge erfassen. Und es bleiben immer noch unvorhersehbare Unwägbarkeiten, die alles über den Haufen werfen können. Die Zukunft lässt sich nicht berechnen und schon gar nicht vorhersehen!

„Prognosen gleichen einem Blick in die Glaskugel und selbst „fundierte“ Vermutungen bleiben, was sie sind – reine Vermutungen.“

Hinzu kommt folgender Aspekt: Aktienmärkte bieten langfristig betrachtet immer einen positiven Ertrag. Die Konsequenz für Geldanleger lautet daher: möglichst prognosefrei investieren und über lange Zeiträume denken. Dafür gibt es wissenschaftlich anerkannte Methoden. Bei einer solchen „Perspektive“ verlieren aktuelle Meldungen und Schlagzeilen stark an Bedeutung. Was mehr zählt, ist der „lange Atem“ in Übereinstimmung mit der persönlichen Risikobereitschaft des Anlegers.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt also als Ausgangspunkt in der Ermittlung der individuellen Risikobereitschaft und in einer darauf basierenden, soliden Investmentphilosophie. Dieser Ansatz ist durch zahlreiche wissenschaftliche Studien und Forschungsarbeiten abgesichert und hat sich seit Jahrzehnten bewährt. Gleich mehrere Nobelpreisträger haben Beiträge zu dem Beweis geliefert, dass prognosefreies Investieren mit breiter Diversifikation bei gleichzeitigem Ignorieren des Medienlärms langfristig überlegen ist.

 

Fazit

Aktienmärkte bieten langfristig betrachtet immer einen positiven Ertrag. Anleger die von diesen im Vergleich zum Sparbuch oder Tagesgeldkonto höheren zu erwartenden Renditen profitieren möchten, müssen bereit sein, auch stärkere Schwankungen in Kauf zu nehmen und eine einmal ausgearbeitete, persönliche Investmentstrategie diszipliniert zu verfolgen. Damit sind Sie besser gegen Ungewissheit und externe Einflüsse gewappnet und kommen in den Genuss der langfristigen Renditen an den Finanzmärkten – und letztendlich auch zu einer positiven Investmenterfahrung.

„Es kommt nicht darauf an, die Zukunft vorherzusagen, sondern auf die Zukunft vorbereitet zu sein“ (Perikles)

Erschienen am 09. März 2018

19 Gedanken zu „Medienlärm – Schalten Sie den Lärm aus!“

  1. Lieber Herr Hildebrand, so wahr und ganz zur richtigen Zeit. Das hat richtig gut getan. Weniger Aktivität ist oft mehr. Danke für diese Orientierung – Sie sind ein Fels in der Brandung. Gerne würde ich bald mehr von Ihnen lesen….
    Beste Grüße und besten DAnk für diesen Inpuf
    Viktoria M. aus München

    Antworten
    • Liebe Viktoria M.,
      …ich bin ja gerührt! 🙂
      Danke, dass Ihnen mein „Input“ gefallen hat – vielleicht fällt mir ja mal wieder ein „spannendes“ Thema ein. Der Finanzmarkt und die nicht immer objektiven Berichterstattungen geben da bestimmt mal wieder was her!
      Gelassene Grüße vom „Fels in der Brandung“ nach München.
      Volker Hildebrand

      Antworten
  2. Sehr geehrter Herr Hildebrand,
    Sie haben den zentralen Punkt sehr schön offen gelegt: Der Medienlärm schadet nicht nur, weil er zu hektischem „Hin und Her – Taschen leer“ führt. Sondern noch mehr, weil er uns von den eigentlich wichtigen Fragen ablenkt?
    – Wo will ich langfristig finanziell hin (Finanzplanung als Teil unserer Lebensplanung)
    – Wie kann ich das realistischer Weise erreichen?
    – Wie viel Risiko vertrage ich heute und in künftigen Lebensphasen?

    Keine der Antworten auf eine dieser wichtigen Frgen ist in irgendeiner Weise davon abhängig, was ein selbsternannter Finanzguru für Thesen absondert!

    Herzlich

    Claire M. aus Berlin

    Danke für die Bestätigung, die Sie mir gegeben haben.

    Antworten
    • Liebe Claire M.,
      …Sie sprechen mir aus dem Herzen – aber sowas von! Das bedarf keiner weiteren Worte. 🙂
      DANKE für Ihren tollen Kommentar.
      Gelassene Grüße nach Berlin
      Volker Hildebrand

      Antworten
  3. Sehr geehrter Hildebrand,

    ich fühle mich sehr ertappt – aber nur im positive Sinne.
    Denn zwar habe ich keine Einzelaktione ausgwählt. Dafür umso mehr mit ETFs auf das Hoch und Nieder ganzer Märkte spekuliert. Sie nennen das ja Market-Timing.
    O. k. davon haben Sie mich nun auch geheilt – dafür herzlichen Dank!
    Herzliche Grüße und Ihnen nur das Beste

    Oliver Gronau

    Antworten
    • Lieber Herr Gronau,
      …danke für ihren netten Kommentar. Es ist leider tatsächlich so, dass Market-Timing langfristig keinen wirklichen Mehrwert schafft – aber Kosten verursacht. Und auch bei ETF’s fallen ja neben den Orderkosten der Depotbank auch vom Anbieter teils nicht unerhebliche ATC-Kosten an. Daher sehe ich meinen Beitrag mal als „heilende Medizin“ und freue mich Ihnen geholfen zu haben.
      DANKE nochmals und gelassene Grüße
      Volker Hildebrand

      Antworten
      • Sehr geehrter Herr Hildebrand,
        vielen Dank für Ihre Antwort. Nur stehe ich grad etwas auf dem Schlauch… ATC-Kosten? Was meinen Sie? Und wie hoch können die sein? Vielen Dank wenn Sie hier gelegentlich Zeit finden mir kurz zu antworten.
        Herzliche Grüße und Ihnen nur das Beste
        Oliver Gronau

        Antworten
        • Sehr geehrter Herr Gronau,
          …ATC steht für AdditionalTradingCosts – dies sind (externe) Transaktionskosten, die neben den gewöhnlichen (internen) ETF-Fondskosten anfallen. Viele Depotbanken/Fondsplattformen bieten keinen laufenden Börsenhandel, sodass hier der ETF-Kurs nur einmal täglich vonstatten geht. Die ATC-Kosten sind dann quasi Ersatz für den Spread, der bei jedem laufenden Börsengeschäft anfällt.
          Sie sind unterschiedlich hoch und erscheinen teils marginal; sollten i.d.R. auch nicht höher als 0,50% sein. ATC-Kosten fallen aber immer bei Kauf und Verkauf (!) an und haben somit also unmittelbaren Einfluss auf die Rendite!
          Weitere Infos hierzu liefert auch sehr anschaulich justeft unter: https://www.justetf.com/de/news/etf/was-sie-ueber-atcs-beim-etf-handel-wissen-sollten.html
          Ich hoffe ich konnte helfen. Wenden Sie sich bei weiteren Fragen hierzu gerne auch direkt an mich 🙂
          Grüße zurück
          Volker Hildebrand

          Antworten
  4. Genau! Wenn man sich überlegt dass die Börse von den Nachrichten lebt. Und auch die Magazine und Zeitungen und Zeitschriten und Internetportale etc pp. Dann weiß man auch wo und wie man dieses Geplärre einzuordnen hat. Cool bleiben. Richtig so Herr Hildebrand.
    Beste Grüße Tom Peters

    Antworten
  5. Sehr geehrter Herr Hildebrand, ich möchte mich sehr für Ihren so gut verständlichen Beitrag bedanken, der mir eine Menge Ruhe gegeben hat, nach all den Unkerufen der letzten Tage und Wochen. Ihre Überlegungen kamen wirklich genau zur rechten Zeit. Halten Sie auch Vorträge? Danke für IHre Antwort – auch wenn Ihre Zeit sicher knapp ist…
    Ingolf M.

    Antworten
    • Sehr geehrter Ingolf M.,
      …es freut mich, wenn mein Beitrag Ruhe gegeben hat und zur rechten Zeit kam.
      Als Honorarberater ist man ja Finanzexot und muss mitunter „missionieren“ – insofern also auch mal in die Rednerrolle schlüpfen. 🙂
      Sprechen Sie mich gerne an.
      Herzliche Grüße und nochmals Danke für ihr Feedback.
      Volker H.

      Antworten
  6. Sehr geehrter Herr Hildebrand,

    das war ein gut verständlicher und – gerade in diesen Wochen – absolut hilfreicher Beitrag von Ihnen.
    Herzlichen Glückwunsch auch, dass Sie gerade jetzt zu Wort kommen, wo der von Ihnen zitierte „Medienlärm“ mal wieder ganz laut ist und die Stimmung von „Schönwetter-Gier“ gerade in Richtung „Panik“ umschlägt.
    Ich hoffe und wüsnche Ihnen als Mann der leisen Töne, dass Sie viel Gehör erhalten und nicht von den Marktschreiern übertönt werden.
    Ganz herzlichen Dank und weiterhin viel Erfolg bei Ihrer wichtigen Mission.

    Karin S.

    Antworten
    • Liebe Karin S., …vielen Dank für Ihre Zeilen. Es freut mich, wenn ich ein wenig dabei unterstützen kann, nicht jede Meldung wirklich Ernst zu nehmen!
      Bleiben wir also gelassen oder um es mit den Worten von Herrn Walz zu sagen: Lassen wir uns von der Medienindustrie nicht zum „LeO“ machen! 🙂
      Schönes Wochenende und Ihnen nochmals Danke für die Aufmunterung Ihrerseits.
      Volker H.

      Antworten
    • …vielen Dank für den netten Kommentar, Alexander! Deine Antwort wird sicher auch Herrn Walz freuen – ich werde ihn mal fragen, ob er sich noch an den „Studenten Rank“ erinnert. Helau 🙂

      Antworten
Einen Kommentar schreiben

Hier können Sie einen Kommentar abgeben. Ihre E-Mail-Adresse wird nicht angezeigt. Kommentare werden vom Blogbetreiber geprüft und dann freigeschaltet. Das geschieht möglichst innerhalb von 24h. Bitte haben Sie Verständnis, dass sich der Blogbetreiber vorbehält, Kommentare zu kürzen und Anbieternennungen sowie Links zu entfernen und bei Unsachlichkeit und mangelnder kommunikativer Etikette anonyme Kommentare nicht freischaltet, vielen Dank.

Schreiben Sie einen Kommentar

Prof. Dr. Hartmut Walz
Newsletter